Ponys auf Volksfesten: München setzt Verbot durch, Hamburg kneift

Ponys auf Volksfesten: München setzt Verbot durch, Hamburg kneift

Ponys, die über Stunden stupide im Kreis laufen, umgeben von Menschenmengen und lauter Musik: Was für Tierschützer ein Gräuel ist, verteidigen Schausteller als eine uralte Jahrmarktstradition. Seit vielen Jahren sorgt das „Ponykarussell“ auf dem Hamburger Dom für Proteste – aber während München das Ponyreiten auf dem Oktoberfest und anderen Volksfesten nun verboten hat, zögert Hamburg weiterhin, obwohl SPD und Grüne das tierische Spektakel auf dem Heiligengeistfeld bis 2024 eigentlich abgeschafft haben wollten. Auf Anfrage der Linken erklärt der Senat nun, warum Hamburg nicht schafft, was München einfach macht.

Seit Corona gibt es kein „Ponykarussell“ mehr auf dem Dom, auch auf dem aktuellen Frühlingsdom nicht, was Tierschützer aber nicht besänftigt, denn: Solange die Stadt kein Verbot ausspricht, kann der Anbieter jederzeit wieder die kleinen Pferdchen stundenlang im Kreis laufen lassen, auf dem Rücken unerfahrene Kinder, inmitten von Lärm und blinkenden Lichtern – dabei hatten SPD und Grüne 2020 in ihren Koalitionsvertrag geschrieben, dass ab 2024 auf die gewerbsmäßige Vorführung lebender Tiere auf Veranstaltungen, die die Stadt ausrichtet oder ausschreibt, „verzichtet“ werden soll.

Hamburger Senat pocht auf „bundesrechtliche Regelungen“

Nun verkündet der Senat die Kapitulation, das Vorhaben zerfällt zu Staub in der Pony-Manege: Man könne Betriebe nicht von der Teilnahme am Dom ausschließen, solange sie die rechtlichen Vorgaben beim Tierschutz erfüllen, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Linken, das wäre ein Eingriff in die Berufsfreiheit der Schausteller. „Bundesrechtliche Regelungen“ würden ein Verbot leider verhindern.

„Kein Pony dreht sich gern im Kreis“: Tierschützer protestieren seit Jahren gegen das Ponykarussell auf dem Dom (hier: 2018)
picture alliance / Eventpress

„Kein Pony dreht sich gern im Kreis“: Tierrechtsinitiative Hamburg protestiert seit zehn Jahren gegen das Ponykarussell auf dem Dom (hier: 2018)

Stephan Jersch, tierschutzpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, ist entsetzt: „Wer regiert eigentlich in Hamburg? Während andere Kommunen gewerbliche Tierpräsentationen unterbinden, lässt Rot-Grün in Hamburg sich von der Verwaltung vorführen.“ Tatsächlich verfährt die bayerische Hauptstadt mit den angeblich so strengen „bundesrechtlichen Regelungen“ ganz anders: In München hat der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft im Mai 2021 beschlossen, dass keine lebenden Tiere mehr auf der Wies’n und anderen Münchner Volksfesten auftreten dürfen – durchgesetzt von Grünen und SPD. Den Schaustellern wurde eine Übergangsfrist bis Januar 2024 eingeräumt.

München setzt Verbot problemlos um

Inzwischen wird das Verbot geräuschlos umgesetzt: „Anträge auf Zulassung mit einer Pony-Reitbahn wurden auf den von uns verantworteten Märkten und Festen für das laufende Jahr nicht mehr gestellt“, so der Sprecher des Münchner Wirtschaftsreferates zur MOPO. „Klagen wegen Nichtzulassung wurden nicht erhoben.“

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In Hamburg hingegen entwickelt sich das Thema zu einem Dauerbrenner: Seit 2014 prangert die Tierrechtsinitiative Hamburg (TIH) das „Leid lebender Tiere“ auf dem Dom an, sammelte 2016 mehr als 10.500 Unterschriften für ein Verbot des Ponykarussells und demonstrierte immer wieder auf dem Volksfest. Auch der Hamburger Tierschutzverein schloss sich dem Protest an, kritisierte, dass die Ponys an Verhaltensstörungen litten und es außerdem nicht mehr zeitgemäß sei, Kindern lebende Tiere wie Karussellfiguren zu präsentieren. 2017 forderten die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft, die Dom-Verordnung zu ändern, um das Ponykarussell verbieten zu können.

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