Raheem Boateng: Dieser 25-jährige Hamburger ist der Popstar der Islamistenszene

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Der Überfall der Hamas auf Israel im vergangenen Oktober war eine Zeitenwende – nicht nur im Nahen Osten, auch in Deutschland. Denn seither führen radikale Islamisten entschlossener denn je einen Propagandakrieg gegen Israel, gegen den Westen, gegen die „Ungläubigen“. In Hamburg spielt dabei „Muslim Interaktiv“ (MI) eine zentrale Rolle. Kopf der Gruppe ist ein junger Mann mit deutschem Pass, der eigentlich Joe Adade Boateng heißt, sich aber Raheem nennt und im Internet auftritt wie ein islamistischer Influencer.

Boateng – Mutter Deutsche, Vater Ghanaer – wurde 1998 geboren, hat einen deutschen Pass. Bei Instagram bezeichnet er sich als „Person des öffentlichen Lebens“. Er soll als Student eingeschrieben sein, doch die meiste Zeit verbringt er wohl damit, in seinem heimischen Studio in Neu-Allermöhe die Videos aufzunehmen, die er regelmäßig auf diversen Social-Media-Kanälen postet. Die wichtigsten Sprachrohre des „Hipster-Islamisten“ sind TikTok und Instagram.

„TikTok-Radikalisierung“: Die Insta-Islamisten erreichen massenhaft Jugendliche

Auf äußerst eloquente Art und Weise legt Boateng dabei als selbsternannter Prediger den Koran aus, erklärt, warum Muslime während des Ramadan fasten müssen und auf gar keinen Fall Halloween, Weihnachten oder ihren Geburtstag feiern dürfen. Vor allem aber stellt Boateng die Muslime fortwährend als Opfer dar, die überall – in Deutschland wie im Rest der Welt, vor allem aber von Israel – unterdrückt, verfolgt und bedroht würden. In diesem „Kampf“ der Kulturen wird der Westen als unterlegen, verdorben und korrupt dargestellt. Die Zukunft gehöre einzig und allein dem Islam.

MI agiert ganz bewusst auf Social Media, denn Zielgruppe sind insbesondere muslimische Jugendliche und junge Erwachsene. Boateng ist selbst erst 25, spricht die Sprache der Jugend, seine Botschaften sind kurz, knapp und eingängig – und kommen gerade bei solchen jungen muslimischen Menschen an, die zur dritten Einwanderergeneration gehören und – nicht zuletzt wegen ihres Glaubens – schon Diskriminierung und Ablehnung erfahren haben.

Diejenigen, die sich nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt fühlen, finden bei islamistischen Gruppen wie „Muslim Interaktiv“, „Realität Islam“ oder „Generation Islam“ Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Anerkennung. Viele junge Menschen beginnen eine islamistische Lebensführung, um sich bewusst gegenüber der Mehrheitsgesellschaft abzugrenzen. Die Mitglieder von MI sind überzeugt, dass sie Menschen anderer Religionszugehörigkeit und sogar anderen Muslimen überlegen sind – schließlich gehören sie dem „wahren“ Islam an.

„Durchlauferhitzer für Islamisten, denen Worte irgendwann nicht mehr reichen werden“

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes steht die Gruppierung „Muslim Interaktiv“ ideologisch der seit 2003 in Deutschland verbotenen extremistischen Vereinigung „Hizb ut-Tahrir“ (HuT) nahe, die äußerst verfassungsfeindliche Ziele verfolgt. Sie will nämlich die Vernichtung Israels erreichen und außerdem die Abschaffung sämtlicher liberaler Demokratien. Stattdessen soll ein weltweites Kalifat gemäß den Gesetzen der Scharia geschaffen werden.

Die Hipster- oder TikTok-Islamisten, wie sie auch genannt werden, sind also alles andere als harmlos. Im Gegenteil: Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hält sie sogar für so gefährlich, dass er bereits im November 2023 sagte, „Muslim Interaktiv“, „Generation Islam“ und „Realität Islam“ gehörten dringend verboten. Der Islamwissenschaftler Patrick Möller sieht das genauso. Möller sagt, die Hizb ut-Tahrir-Nachfolgegruppen seien „offensiver und stärker denn je“. Er vergleicht sie mit dem IS. Sie seien „Durchlauferhitzer für Islamisten, denen Worte irgendwann nicht mehr reichen“.  

Entstanden ist MI im Februar 2020 in Hamburg. Damals, unmittelbar nach dem fremdenfeindlichen Anschlag von Hanau, erschien das erste Video. Seither sorgt MI immer wieder mit martialischen Kundgebungen und Demos für Furore: Im Februar 2022 kleideten sich 140 Mitglieder in Häftlingskluft und protestierten auf dem Jungfernstieg gegen die Unterdrückung der muslimischen Uiguren in China. Nach einer öffentlichen Koranverbrennung in Schweden trommelte MI im Februar 2023 bei einer Demonstration auf dem Steindamm in St. Georg rund 3500 Teilnehmer zusammen, die lauthals verkündeten: „Der Koran ist die Zukunft“. An der Demo nahmen – ungewöhnlich bei Islamisten – auch Frauen teil, aber die Geschlechter wurden von Ordnern getrennt. Die Männer vorn, die Frauen mit Abstand dahinter.

„Muslim Interaktiv“ wurde im Februar 2020 in Hamburg gegründet

Von Kundgebungen wie diesen lässt MI regelmäßig professionelle Videos drehen, die anschließend über die Social-Media-Kanäle der Gruppe verbreitet werden und bei der Rekrutierung weiterer Anhänger helfen sollen. Mit einzelnen solcher „Hochglanzvideos“ erreicht „Muslim Interaktiv“ auf Instagram bis zu 40.000 Aufrufe, auf TikTok sogar bis zu 490.000.

Zu Ausschreitungen kam es im Oktober 2023, kurz nach den Anschlägen der Hamas auf Israel, als MI auf dem Steindamm zwei nicht angemeldete pro-palästinensische Versammlungen mit 500 Teilnehmern durchführte. Polizisten wurden mit Flaschen und Steinen beworfen, mehrere Beamte verletzt, einer musste ins Krankenhaus.

Zuletzt machte MI durch eine Reihe von Geheimtreffen von sich reden: Ende März und Anfang April 2024 lud die Gruppe zu mehreren sogenannten Fastenbrechen-Feiern in das Veranstaltungszentrum „Elite Eventhall“ nach Allermöhe ein. Eine dieser Veranstaltungen hatte das Motto: „Die Rettung von Gaza“. Auf der Einladung wurde ein Kalifat gezeigt, und zwar auf dem gesamten Gebiet Israels. Nach Auffassung des Verfassungsschutzes handelte es sich dabei um einen Versuch, den Ramadan politisch zur Agitation gegen Israel zu missbrauchen.

Die MOPO hätte gerne mit Joe Adade Boateng, dem Gesicht der Gruppe, gesprochen. Wir wollten von ihm hören, wie er zu Israel steht. Und noch etwas wollten wir wissen: Ein Land wie die Bundesrepublik, von dem er behauptet, es verfolge und unterdrücke Muslime, lässt es zu, dass ein islamistischer Prediger wie er seine Parolen verbreiten kann – wie, bitte, passt das zusammen? Ist die Unterdrückung vielleicht doch nicht so schlimm?

Eine Anfrage via Instagram ließ Boateng unbeantwortet. Als Reporter ihn zuhause in Neu-Allermöhe besuchten, weigerte er sich, die Tür zu öffnen. Warum er sich nicht den Fragen stelle? Die Antwort kam knarzend aus der Gegensprechanlage: „Keine Lust.“

Woran merke ich, ob mein Kind sich religiös radikalisiert?

Falls Eltern die Sorge habe, dass sich ihr Sohn, ihre Tochter religiös radikalisiert, sollten sie Hilfe suchen. Die Beratungsstelle Legato beantwortet alle Fragen und hilft Betroffenen weiter – nicht nur auf Deutsch, sondern zum Beispiel auch auf Arabisch, Dari, Englisch, Farsi, Kurdisch und Türkisch. Legato hilft auch Menschen, die aus der islamistischen Szene aussteigen wollen. Legato ist so erreichbar: Tel. (040) 389 029 52 oder E-Mail: beratung@legato-hamburg.de.

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