Schikane bei Hagenbeck? Nach Streik hagelt es Abmahnungen und Versetzungen

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Das Arbeitsklima in Hagenbecks Tierpark ist vergiftet, seit Geschäftsführer Dirk Albrecht (74) vor vier Jahren eingestiegen ist. Die Lage spitzt sich zu, nach einem Streik klagen Beteiligte über Schikanen. Berichtet wird von vier Abmahnungen an nur einem Tag, Wochenenddiensten „ohne Ende“ und von „Strafversetzungen“ in andere Bereiche.

Dass jemand eine Abmahnung bekommt, weil er heimlich früher von der Arbeit abgehauen ist, das ist nicht so ungewöhnlich. Doch bei Deutschlands größtem privaten Zoo gibt es jetzt Abmahnungen für zu langes Arbeiten. So geschehen bei einer Mitarbeiterin im Gästebereich, die laut Gewerkschaft acht Minuten über die Zeit war, als sie ausstempelte.

Nach Streik bei Hagenbeck: negative Folgen für Streikende

Das ist nur eine von etlichen Veränderungen im Arbeitsablauf einer Abteilung, in der viele seit 20 Jahren, andere sogar seit 35 Jahren arbeiten. Kein Zufall, sagt die Gewerkschaft IG Bauen, Agrar, Umwelt (BAU): Die Mitarbeiterinnen waren besonders stark beim Tarifstreik im September vergangenen Jahres vertreten.

Nun sei ihnen die Zuständigkeit für die Erstellung der Dienstpläne entzogen worden, und einige müssten seit Monaten an allen Wochenenden zum Dienst antreten. Andere müssten täglich alle 15 Minuten dokumentieren, was sie getan haben. Die Beschäftigten befürchten, dass das nur die Vorbereitung ist, um ihnen zu kündigen.

Drohen in dem Zoo Kündigungen?

Auch der Druck auf das Kassenpersonal, das teils länger als 30 Jahre dort arbeitet, wurde seit dem Streik erhöht. Eine Mitarbeiterin soll des Mobbings bezichtigt worden sein und habe vor der Personalchefin und dem Firmenanwalt antreten müssen. Dort sei ihr vorgeworfen worden, sie „gucke böse und grüße nicht“.

Seit Januar musste sie laut der Schilderung jedes Wochenende arbeiten und wurde zudem nur noch an die Nebenkasse gesetzt, nicht mehr an die Kasse am Haupteingang. Das Problem: Auf einem großen Schild wird darauf hingewiesen, dass die Nebenkasse außerhalb der Saison gar nicht geöffnet ist. Sie hatte so bis Mitte März fast nichts zu tun.

Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter der IG BAU sagt: „Diese ganzen Maßnahmen zeigen, dass es Herrn Albrecht nicht ums Geld geht, es geht um Macht. Er zerschlägt Strukturen, die vorher jahrzehntelang gut funktioniert haben.“ Und das koste den Zoo richtig viel Geld. Denn etliche Entscheidungen landeten dann bei der Einigungsstelle, die Albrecht laut Gewerkschaft mittlerweile selbst ständig einschalten lässt. Dort ringen dann Anwälte und Richter um eine Lösung – was richtig teuer ist. „Herr Albrecht nimmt in Kauf, dass Hagenbeck Schaden nimmt.“

IG Bau: Anwälte und Gerichte kosten den Zoo viel Geld

Auch Versetzungen gab es, nachdem Kollegen sich am Streik beteiligt hatten. So seien drei Kollegen, die seit zehn Jahren im Büro arbeiten, plötzlich an die Kasse gesetzt worden. Diese Maßnahme musste später aber zurückgenommen werden. Eine Versetzung wurde auch einer Mitarbeiterin des Eismeeres angekündigt, die gestreikt hatte. Gewerkschaft und Betriebsrat gehen davon aus, dass es sich um Schikane handelt. Denn gleichzeitig würden fürs Eismeer neue Mitarbeiter gesucht.

Laut Betriebsrat haben alle, die gestreikt haben, seitdem auch aus verschiedensten Gründen Abmahnungen bekommen. Ein Mitarbeiter sogar gleich vier an einem Tag, drei für dasselbe angebliche Fehlverhalten (ein Fernsehinterview beim Streik). Teils kämen die Abmahnungen per Einschreiben nach Hause, und die Personalgespräche würden dann von Firmenseite gleich mit einem Anwalt geführt, bzw. oft spreche auch nur der Anwalt statt der Personalleitung.

Dem Betriebsratsvorsitzenden wurde zudem erneut gekündigt. Die Geschäftsführung hatte das bereits zuvor einmal versucht, die Kündigung dann aber nach einer gerichtlichen Einigung zurückgezogen. Jetzt wird gegen ihn persönlich vorgegangen, statt als BR-Vertreter.

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Dirk Johne: „Alle, die sich direkt am Streik beteiligt haben, bekamen das zu spüren. Jede und jeder wurde von der Geschäftsführung mit Maßnahmen konfrontiert, die eins zeigen sollen: Wer seine Meinung äußert und sein Recht auf betriebliche Mitbestimmung oder gewerkschaftliche Aktionen wahrnimmt, der wird Konsequenzen spüren.“ 

Die MOPO hätte gerne auch gehört, was die Geschäftsführung von Hagenbeck dazu sagt und hat etliche Fragen zu den Vorwürfen gestellt. Doch aus der Pressestelle des Tierparks heißt es: „Nach Rücksprache mit der Geschäftsführung äußern wir uns zu internen Vorgängen nicht.“

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