Studium, Zukunft und Opas Geheimnis: St. Pauli-Profi Eggestein ganz privat

Studium, Zukunft und Opas Geheimnis: St. Pauli-Profi Eggestein ganz privat

Hannover ist die Stadt, in der Johannes Eggestein geboren ist. Doch das Auswärtsspiel seines FC St. Pauli bei „96“ am Sonntag ist vor allem aus sportlicher Sicht ein besonderes, denn das Aufstiegsrennen ist in der entscheidenden Phase und die Kiezkicker sind nach zwei Niederlagen in Serie unter Druck. Als mitspielender Angreifer ist Eggestein eine entscheidende Figur und mit acht Saisontoren erfolgreichster Stürmer der Braun-Weißen. Was sein Privatleben angeht, agiert der 25-Jährige eher defensiv, doch beim großen A bis Z der MOPO gibt „Jojo“ offen Einblicke in sein Leben und Denken, erzählt von der besonderen Beziehung zu Bruder Maximilian (27), der beim SC Freiburg spielt, heißen Tennis-Duellen mit seiner Schwester, einer Geheimaktion seines Opas, was er an seinem Psychologiestudium so sehr schätzt und welchen Hamburger Stadtteil er liebt.

Auto: Ich bin kein Auto-Typ. Ich fahre tatsächlich auch nicht so gerne Auto. Es ist für mich in erster Linie ein Hilfsmittel, das vieles vereinfacht – hier in Hamburg ehrlicherweise nicht immer … (schmunzelt). Ein dezentes Auto reicht völlig aus. Bei mir ist es ein E-Auto.

Bundesliga: Mit Bundesliga verbinde ich in erster Linie meine ersten Profi-Spiele für Werder Bremen, mein erstes Profi-Tor gegen Wolfsburg und natürlich auch das Weserstadion. Damit bin ich groß geworden und dort zum Profifußballer herangewachsen. Die Lust, wieder in die Bundesliga zu kommen, ist groß – am liebsten wäre mir das natürlich mit St. Pauli.

St. Pauli-Profi Eggestein trinkt privat sehr gerne Kaffee

Cappuccino: Wenn Cappuccino, dann mit Hafermilch. Ich trinke sehr gerne Kaffee, aber eigentlich immer schwarz. Manchmal Filterkaffee, meistens Espresso. Ich mag es intensiv und stark. Innerhalb der Mannschaft haben wir die Gewohnheit, am Spieltag im Hotel noch mit drei, vier Spielern einen Kaffee oder einen Tee zu trinken – aber nicht mehr direkt vor dem Spiel.


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Dickkopf: Den kann ich durchaus manchmal haben. Ich denke schon, dass ich durchsetzungsstark sein kann, gerade auch im Kreise meiner Geschwister. Wenn man meinen Bruder fragen würde, wäre es noch mal ein größeres „D“ am Anfang (lacht). Aber ich habe natürlich mit der Zeit gelernt, auch Kompromisse einzugehen.

Emotionen: Tatsächlich habe ich diesbezüglich sehr stark an mir gearbeitet. In meiner Kindheit war ich nicht so emotional kontrolliert. Mittlerweile bin ich das schon eher – auch weil ich das für erstrebenswert erachte für mein Leben. Nicht weil Emotionen nichts Gutes wären, im Gegenteil, die muss man auch ausleben. Aber insbesondere im Fußballkontext den Fokus bei sich und bei der Mannschaft zu behalten, sich nicht bei jeder vermeintlichen Fehlentscheidung gleich emotional überwältigen zu lassen, finde ich wichtig – und Gleiches gilt auch in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Familie hat für St. Paulis Eggestein einen hohen Stellenwert

Familie: Die Familie hat einen sehr hohen Wert bei uns und wir achten darauf, obwohl wir mittlerweile über ganz Deutschland und auch mal Europa verteilt sind, dass wir regelmäßig zusammenkommen – ob in Länderspielpausen, an Feiertagen, Weihnachten und so weiter. Wir haben ganz enge Bande und das betrifft nicht nur unseren kleinsten Kreis – meine Eltern, meinen Bruder Maximilian und meine Schwester Annalena – sondern auch die Großeltern, die uns jahrelang auf unserem Weg sehr unterstützt haben. Das ist sehr wichtig für uns.

Geduld: Speziell im Fußball habe ich gelernt, dass Geduld eine sehr wichtige Eigenschaft ist, die man haben sollte, da es oft Phasen gibt, in denen man nicht spielt oder es nicht so läuft – das war ja auch hier bei St. Pauli eine Zeit lang so. Damit umzugehen, ist ein persönlicher Prozess, den man durchmacht. Wenn man etwas bei sich verändern möchte, dann braucht es Geduld und Zeit – das gilt im Fußball wie im normalen Leben. Das für sich zu akzeptieren, ist sehr wertvoll und bringt einen voran.

Heimat: Obwohl ich schon ziemlich herumgekommen bin in der Welt und bei einigen Vereinen gespielt habe, ist es immer so, dass wenn ich nach Hannover zurückkomme, genauer gesagt nach Garbsen/Schloß Ricklingen, wo meine Eltern wohnen, dieses Gefühl in mir aufsteigt, dass es meine Heimat ist, ich mich einfach wohlfühle und auch ein Stück weit alles andere beiseitelassen kann. Dort bin ich weniger der Fußballer Johannes, sondern einfach der Mensch Johannes. Das liegt bestimmt auch daran, dass ich nie professionell in Hannover gespielt habe.

St. Pauli-Stürmer Eggestein nutzt kein Instagram & Co.

Instagram: Hab’ ich nicht! Social Media ist ein schwieriges Thema. Ich selbst bin kein Fan von diesen Plattformen und wie sie gehandhabt werden. Dementsprechend habe ich für mich entschieden, dass ich das so nicht haben möchte. Aber es ist auch völlig in Ordnung, dass andere das machen.

Jojo: Meinen Spitznamen habe ich seit meiner frühesten Kindheit, als ein Freund mal angefangen hatte, mich so zu nennen, weil es bei dem Kinder-Fußballfilm „Die Wilden Kerle“ einen Jojo gab – und dann haben es viele übernommen

Kochen: Ich koche sehr gerne, oft abends bei mir zu Hause. Das ist eine schöne Routine. Wenn man das in Ruhe macht und nicht im Stress, dann hat es etwas sehr Entspannendes, auch Kreatives. Ich probiere gern Neues aus, lasse mich inspirieren, habe aber auch Favorites. Eines meiner Lieblingsgerichte ist Rote-Beete-Risotto.

Laster: Jeder Mensch hat Laster. Ich versuche, damit umzugehen und daran zu wachsen. Bezogen auf schlechte Eigenschaften würde mein Bruder sagen, dass ich gerne recht habe (lacht).

Maximilian und Johannes Eggestein haben enges Verhältnis

Maxi: Mein Bruder und ich haben ein sehr vertrauensvolles und intimes Verhältnis. Wir daten uns regelmäßig ab, haben fast täglich FaceTime-Calls oder schreiben miteinander. Der Kontakt ist schon sehr intensiv. Vor allem ist es so, dass wir einen ähnlichen Werdegang und Lebensweg hatten und haben. Wir sind zur selben Schule gegangen, hatten ähnliche Freundeskreise. Wir sind nur eineinhalb Jahre auseinander. Wir waren zusammen in Bremen auf dem Internat, haben viel gemeinsam erlebt, waren in den gleichen Situationen und haben deshalb ein enorm großes Verständnis füreinander und können den anderen besser als irgendjemand anderes im Leben verstehen. Es ist eine sehr tiefe Verbindung, die ich zu ihm habe.

Familien-Feier: Mit Bruder Maximilian (r.) spielte Johannes Eggestein bei Werder Bremen in der Bundesliga. Beide pflegen ein inniges Verhältnis.
WITTERS

Familien-Feier: Mit Bruder Maximilian (r.) spielte Johannes Eggestein bei Werder Bremen in der Bundesliga. Beide pflegen ein inniges Verhältnis.

NLZ: Ich denke schon, dass die Zeit auf dem Werder-Internat mich geprägt hat. Ich bin mit 15 dorthin gekommen. In diesem Alter zu Hause auszuziehen, weg von den Eltern, hört sich vielleicht erst einmal cool an, aber es ist natürlich herausfordernd – auch wenn ich zum Glück meinen Bruder hatte. Dennoch fehlten die Eltern als Stütze in schwierigen Momenten. Andererseits wird man selbstständig. Die Zeit im NLZ hat mir geholfen, mich mehr mit mir selbst auseinanderzusetzen, mich zu reflektieren, weil das einfach nötig war.

Ottensen: Da wohne ich! Ein total schöner Stadtteil, in dem ich gerne lebe. Wenn die Sonne draußen ist, spaziere ich manchmal durch fast ganz Ottensen, gehe an den vielen schönen kleinen Bistros, Cafés und Geschäften vorbei. Was ich so toll finde an dem Stadtteil: dass es so gemischt ist. Es ist interkulturell, du hast Familien, ältere Menschen, jüngere Menschen – das ist ein schönes Zusammenleben. Ich mag das sehr und genieße es.

Neben dem FC St. Pauli studiert Eggestein Psychologie

Psychologie: Mein Studium und ein sehr spannendes Fach. Ich hatte jetzt gerade erst wieder Klausurenphase. Ich lerne total gerne – natürlich auch über mich selbst, aber auch über andere Menschen. Es macht mir Spaß, mich damit auseinanderzusetzen und es ist für mich neben dem Sport eine intellektuelle Herausforderung, die ich brauche, um mich ausgeglichen zu fühlen.

Qualitätszeit: Das ist für mich Zeit mit der Familie und Freunden, aber ich bin jemand, der auch gerne mal allein und für sich ist und die Gedanken schweifen lassen kann – am liebsten bei einem Kaffee!

Ratgeber: Es gibt nicht den einen Menschen als Ratgeber in meinem Leben – aber ich habe ein paar Ratgeber in Buchform bei mir zu Hause herumliegen (grinst).

Schuhspende: Hier bei St. Pauli ist es so, dass wir immer wieder benutzte Fußballschuhe weitergeben und das war damals in Bremen auch schon so. Da haben mein Bruder und ich meistens unsere Schuhe an unseren alten Verein TSV Havelse abgegeben für den Nachwuchs, das lief über unseren früheren Jugendtrainer, der sich darum bemüht hatte. Eine gute Sache.

Eggestein spielt abseits von St. Pauli viel und gerne Tennis

Tennis: Ich spiele sehr, sehr gerne Tennis. Ein schöner Sport. Meine Schwester ist eine richtig gute Tennisspielerin und ich kann es kaum erwarten, in der Sommerpause wieder gegen sie zu spielen – wobei ich da nicht mithalten kann, weil sie deutlich besser ist. Wenn ich mit meinem Bruder und ein, zwei Freunden im Urlaub bin, dann steht auch immer ein Tennisturnier an. Das gehört dazu.

U-Nationalteam: Ich habe in vielen U-Mannschaften für Deutschland gespielt mit einigen Erfolgen, aber was ich am meisten wertschätze und in Erinnerung behalte, sind die Menschen, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe und von denen ich bis heute immer wieder mal welche treffe, was sehr schön ist.

Toptalent: Johannes Eggestein im Trikot der deutschen U16-Nationalmannschaft – mit Kapitänsbinde. „Jojo“ durchlief alle Jugendauswahlen des DFB. Bei der U17-WM gewann er den Silbernen Schuh als zweitbester Turniertorschütze.
imago/Picture Point

Toptalent: Johannes Eggestein im Trikot der deutschen U16-Nationalmannschaft – mit Kapitänsbinde. „Jojo“ durchlief alle Jugendauswahlen des DFB. Bei der U17-WM gewann er den Silbernen Schuh als zweitbester Turniertorschütze.

Vorbild: Als kleiner Junge eifert man schon irgendwie seinem Papa nach – zumal unser Vater für den TSV Havelse in der Zweiten Liga Fußball gespielt hat, wobei ich ihn nicht oft habe spielen sehen. Ein klassisches Vorbild für mich war früher Roger Federer aufgrund seiner Persönlichkeit. Heutzutage ist das breiter gefächert. Ich schaue mir gerne bei erfolgreichen Sportlern, aber auch Sportlern, die gewisse Hürden überwunden haben, etwas ab. Das ist inspirierend.

Wertschätzung: Die ist ganz wichtig im Leben – und im Sportkontext, um konstant Leistung zeigen zu können. Wenn Spieler keine Wertschätzung bekommen für gute Leistungen, macht es nur halb so viel Spaß. Ich glaube, das gelingt uns hier bei St. Pauli sehr gut, dass wir nicht nur von Trainer zu Spieler, sondern auch untereinander in der Mannschaft immer wieder Feedback geben und Wertschätzung äußern. Das ist eine Bestätigung und Würdigung mit Worten und Aufmerksamkeit – und das ist teilweise noch viel wichtiger als eine erfüllte Statistik.

Sein Opa kaufte Eggestein einst heimlich eine X-Box

X-Box: Dazu gibt es eine lustige Geschichte: Als wir Kinder waren, haben meine Eltern uns gar nicht erlaubt, eine Spielkonsole zu haben. Dann hat unser Opa irgendwann ziemlich geheim eine X-Box gekauft für meinen Bruder und mich, und wenn wir bei unseren Großeltern waren, haben wir darauf gespielt. Dadurch waren wir dann nicht ganz zurück in unserer Generation und konnten mitreden (lacht). Irgendwann haben meine Eltern es aber dann herausbekommen. Auf dem Internat wurde viel Playstation gezockt, aber mit der Zeit hat es bei mir nachgelassen.

Yoga: Ich bin keiner, der regelmäßig Yoga macht, aber hin und wieder mal Formen des Yogas zu machen, einzelne Übungen, ist schon interessant. Es muss nicht klassisch ein Yoga-Kurs sein, sondern einfach zu Hause eine Stretching-Einheit. Das tut gut, dem Kopf und den Muskeln.

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Zukunftspläne: Ein bisschen Zukunftsplanung betreibe ich schon mit meinem Studium und bereite mich aktiv auf etwas vor, was dann gegebenenfalls nach meiner Karriere passieren könnte. Da versuche ich, vorzusorgen. Aber ich muss auch sagen, dass ich jetzt gerade, mit 25, versuche, die Zeit zu genießen. Ich bin in einem Alter, in dem man die ersten Hindernisse und Hürden überwunden hat im Profifußball, denn es war nicht immer leicht, als 19- oder 20-Jähriger in eine Profi-Kabine reinzukommen und sich dort durchzusetzen – das waren auch noch ein bisschen andere Zeiten. Es jetzt ein Stück weit geschafft zu haben und auch angekommen zu sein, persönlich eine Stabilität zu spüren und gleichzeitig spannende Projekte drumherum zu verfolgen, wie mein Studium, finde ich einen sehr guten Zustand, und den versuche ich zu genießen. Deshalb mache ich mir nicht zu viele Gedanken über die Zukunft, sondern versuche, im Hier und Jetzt zu sein.

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