Tödlicher Flixbus-Unfall: Bus gehört umstrittenen Hamburger Unternehmen

Tödlicher Flixbus-Unfall: Bus gehört umstrittenen Hamburger Unternehmen

Nach dem schrecklichen Unfall mit vier Toten und mehr als 40 Verletzten auf der A9 bei Leipzig bleiben Schock und Trauer – und viele Fragen. Die Ermittler rätseln bislang, wie es zu dem Busunglück kommen konnte. Jetzt stellt sich heraus: Der Bus gehört wohl zum Unternehmen „Umbrella“ mit Sitz in Hamburg, deren Tochterfirma auch für den HVV unterwegs ist – und bereits mehrfach negativ in der Hansestadt auffiel.

Der doppelstöckige Reisebus der Firma Flixbus war am Mittwoch auf dem Weg von Berlin nach Zürich von der Fahrbahn abgekommen, in Bäume gekracht und umgekippt.

Reisebus-Unfall auf der A9: Das steht auf dem Kennzeichen

Auf dem Kennzeichen zu sehen: HH-UM. Das erste Kürzel steht für die Hansestadt Hamburg, das zweite benutzt die Busvermietung „Umbrella Coach & Buses GmbH“ für seine Flotte. In seiner Gänze führt das Kennzeichen zu einer Liste der Fahrzeuge von „Umbrella“.

Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg gehört zum tschechischen Buskonzern „Umbrella Mobility“. Die wiederum geben auf ihrer Website an, dass sie zu den „wichtigsten Partnern von der deutschen Transportgesellschaft Flixbus“ gehören. Vermietet werden sowohl die Busse als auch das Fahrpersonal.

Eine Anfrage der MOPO ließ das Unternehmen unbeantwortet. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Leipzig gegen den Fahrer des Reisebusses. Wie Sprecher Andreas Ricken dem MDR sagte, werde ihm fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Aktuell würden Zeugen befragt, die Untersuchungen des zerstörten Busses liefen.

Hat es Streit zwischen den Fahrern gegeben?

Zuvor hatte die „Leipziger Volkszeitung“ berichtet, dass es zwischen dem tschechischen Fahrer (62) und seinem slowakischen Kollegen (53), dem Ersatzfahrer, einen Streit gegeben haben soll. Das wollte der Sprecher weder dementieren noch bestätigen. Es werde den Hinweisen nachgegangen – die genaue Unfallursache ist weiter unbekannt.

Bis Donnerstagnachmittag konnten drei der vier verstorbenen Menschen identifiziert werden – allesamt Frauen. Zahlreiche Personen sind noch in Krankenhäusern in Behandlung, unter anderem wegen Prellungen, Brüchen, Schürf- und Schnittwunden.

Einer der U2-Ersatzverkehr-Busse, ebenfalls mit einem „HH-UM“-Kennzeichen. Nur ein Bremslicht ist an, die Abblendlichter sind gar nicht an.
Honorarfrei

Einer der U2-Ersatzverkehr-Busse, ebenfalls mit einem „HH-UM“-Kennzeichen. Nur ein Bremslicht ist an, die Abblendlichter sind gar nicht an.

In Hamburg ist „Umbrella“ wiederum mit einer anderen Tochtergesellschaft, der „Umbrella City Lines“, unterwegs. Das Unternehmen übernimmt sowohl für die Hochbahn als auch für die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) Schienenersatzverkehre – unter anderem für die U2 und U4 zwischen Rauhes Haus und Billstedt sowie für die Züge der Eisenbahngesellschaft AKN zwischen Burgwedel und Eidelstedt.

Aber auch auf regulären Linien, wie zum Beispiel auf der Linie 15 zwischen Othmarschen und Alsterchaussee, sind die Busse von „Umbrella“ im Einsatz. Dass sowohl die VHH als auch die Hochbahn inzwischen auf Subunternehmen wie „Umbrella“ setzen, liegt am allgemeinen Fahrermangel in der Busbranche.

„Umbrella“-Fahrer wurde mit 2,4 Promille erwischt

Im Oktober 2023 kam es dann zu einem Skandal, als ein „Umbrella“-Fahrer mit 2,4 Promille erwischt wurde. Fahrgäste hatten zuvor die auffällige Fahrweise des 37-Jährigen bemerkt und die Polizei alarmiert. Schilderungen zufolge war der Bus mehrfach gegen den Bordstein gefahren und zudem „sei es auf der Fahrt vom Eidelstedter Platz zum Roman-Zeller-Platz beinahe zu einem Unfall mit einer Fußgängerin gekommen“, sagte ein Polizei-Sprecher damals. „Umbrella“-Sprecher Heiko Höhn betonte, dass die Sicherheit der Fahrgäste höchste Priorität habe. Selbstverständlich gebe es regelmäßige, unangekündigte Alkoholkontrollen vor Dienstbeginn.

Zuvor hatte die MOPO im August über den Schienenersatzverkehr in Billstedt berichtet: Da fuhr ein Fahrzeug nachts ohne Licht, einige hatten keine Zielanzeige und in einem Bus waren nicht alle Kabel verbaut. Das Unternehmen erklärte die Pannen damals mit einer sehr kurzfristigen Übernahme dieses Auftrags.

Tödlicher Flixbus-Unfall: Bus gehört umstrittenen Hamburger Unternehmen wurde gefunden bei mopo.de

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *