Verkehrswende ausgebremst: Weniger statt mehr S-Bahnen auf wichtiger Pendlerstrecke

RMAG news

Alle wollen die Verkehrswende – aber gibt es dafür überhaupt genug Geld? Nein, da ist man sich in Schleswig-Holstein einig. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) spricht von Millionen, die dem Nahverkehr jährlich fehlen – und droht mit deutlichen Einschränkungen im Fahrplan, die auch Hamburg betreffen. In der Hansestadt sorgt das für Empörung.

Bald könnte jede zehnte Bahnfahrt in Schleswig-Holstein wegfallen. Das geht laut dem „Schleswig-Holsteiner Zeitungsverlag“ aus Plänen von Madsens Verkehrsministerium in Kiel hervor. Es werde demnach geprüft, im Dezember knapp fünf Prozent der Schienenverbindungen in dem Bundesland zu streichen, 2025 könnten dann weitere fünf Prozent folgen.

Schleswig-Holstein: Zu wenig Geld für Schienenverkehr?

Der Grund für diese drastische Entscheidung? Die Regionalisierungsmittel werden wohl nicht weiter erhöht. Das sind Gelder, die der Bund den einzelnen Ländern jährlich zur Verfügung stellt, damit diese ihre Busse und Bahnen finanzieren können. Allerdings könnten die Züge mit den 320 Millionen Euro, die Schleswig-Holstein dieses Jahr erhält, nicht so weiterfahren wie bisher. Madsen schätzt, dass etwa 50 Millionen Euro fehlen.

Das könnte Sie auch interessieren: „Ohne Auto bist du verloren“: Stadtteil wird immer weiter vom Verkehr abgeschnitten

Eigentlich wollte der Bund diese Regionalisierungsmittel tatsächlich erhöhen – aufgrund des milliardentiefen Haushaltslochs der Ampel-Regierung drohen jetzt allerdings sogar Kürzungen.

Zuglinien auf dem Prüfstand: Auch Hamburg betroffen?

Laut Verkehrsministerium stehen zwar nicht ganze Linien auf dem Prüfstand, dafür allerdings deren Taktung – also wie oft die Züge fahren. „Wir prüfen grundsätzlich alle Linien im ganzen Land – auch im Hamburger Raum“, sagte Madsen gegenüber „Nahverkehr Hamburg“. Immerhin verbinden etliche Regios Schleswig-Holstein mit der Hansestadt, genauso wie die zwei S-Bahn-Linien S2 nach Aumühle und S3 nach Pinneberg.

Bei letzterer wurde erst vor zwei Jahren die Taktung erhöht. Seitdem fährt die S3 zwischen Elbgaustraße und Pinneberg deutlich häufiger im Zehn-Minuten-Takt, nämlich von Montag bis Freitag zwischen 5 und 23 Uhr, statt wie vorher zwischen 5 und 20 Uhr. Auch am Wochenende ist die S3 seitdem deutlich häufiger unterwegs, genauso wie die S2 nach Aumühle.

Laut Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide setzen die Spar-Pläne genau dort an: Wie das „Abendblatt“ berichtet, wird die S3 ab dem Fahrplanwechsel im Dezember von montags bis freitags ab 20 Uhr wieder nur alle 20 Minuten unterwegs sein.

Weniger Züge in Schleswig-Holstein? Kritik aus Hamburg

„Ich hoffe sehr, dass die Liebe nicht so schnell erkaltet ist, nachdem die CDU noch pünktlich zur Landtagswahl plakatierte ,Alle zehn Minuten verliebt sich eine S-Bahn in Reinbek’“, warnt der schleswig-holsteinische SPD-Politiker Martin Habersaat die grün-schwarze Landesregierung.

Auch der Hamburger SPD-Politiker Ole Thorben Buschhüter übt scharfe Kritik. Die Hansestadt baue das Bus- und Bahnangebot schließlich weiterhin aus. „Dass das grün-schwarz regierte Schleswig-Holstein jetzt den genau gegenteiligen Weg einschlagen will, konterkariert die Ziele der Mobilitätswende und schadet den Pendlerinnen und Pendlern“, sagt er.

„Mehr Mittel vom Bund sind immer wünschenswert, aber für den Ausbau des Schienenverkehrs sind die Länder auch ohne zusätzliche Regionalisierungsmittel zuständig und verantwortlich“, so Buschhüter. Hamburg brauche für die Mobilitätswende in der Metropolregion einen verlässlichen Partner. „Wer das Angebot jetzt zusammenstreicht, verkennt die Zeichen der Zeit.“

Verkehrswende ausgebremst: Weniger statt mehr S-Bahnen auf wichtiger Pendlerstrecke wurde gefunden bei mopo.de

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *