Weltweite Fahndung, Europol-Liste: Er ist der meistgesuchte Gangster Hamburgs

Weltweite Fahndung, Europol-Liste: Er ist der meistgesuchte Gangster Hamburgs

Er ist keine 30 Jahre alt, aber die Unterwelt fürchtet ihn aufgrund seiner Erbarmungslosigkeit: Mansour Ismail (29), einflussreicher Drogenboss, ist auf der Flucht. Seit Mittwoch wird öffentlich nach dem meistgesuchten Gangster Hamburgs gefahndet. Er soll für mehrere Mordanschläge verantwortlich sein und Millionen durch den Handel mit Gras und Kokain verdienen. Eigentlich sollte er längst im Gefängnis sitzen. Wer ist dieser Mann?

Mansour Ismail, im Milieu nur „Manni“ genannt, wuchs in Osdorf auf und geriet schon früh auf die schiefe Bahn. Bereits in seiner Jugend geriet er ins Visier der Polizei. Später schloss er sich den stadtbekannten Brüdern Asiz und Masoud R. an, die vor der Entschlüsselung von „EncroChat“ – dem sogenannten „WhatsApp für Verbrecher“ – massig Geld mit dem Handel von Drogen verdient haben sollen.

Die Chance

Als französische Polizisten die Serverräume von „EncroChat“ infiltrierten, alle Daten speicherten und an die jeweiligen Länderpolizeien weiterleiteten, gerieten Tausende von Gangstern in Schwierigkeiten, darunter auch die Brüder aus Hamburg. „Manni“ war damals Handlanger der Familie, er sah dies als Chance. Und übernahm deren Geschäft und ihre Kontakte.

Darauf baute er sein eigenes Imperium auf, vor allem mit sogenannten Drogentaxis: Gras und Koks gibt es dabei per Textnachricht oder Anruf, so einfach wie bei einer Pizza-Bestellung. Auf diese Weise soll der 29-Jährige Millionen verdient haben. Das Geld ließ er vom „Onkel“ einsammeln, einem väterlichen Freund, der nach Feierabend seines eigentlichen Jobs dafür durch Hamburg fuhr. Codewörter bei den Übergaben: unter anderem Madrid, Paris, Stockholm.

Die Vergeltungsschläge

Ismail hat eine Bande von Handlangern um sich versammelt. Vermutlich kann er auch auf Auftragskiller zurückgreifen: Polizei und Staatsanwaltschaft glauben, dass er der Auftraggeber für verschiedene Anschläge ist, darunter der „Shisha-Mord“ im Juli 2022, bei dem Terry S. in einer Bar in Hohenfelde erschossen wurde. Auch für die Schüsse auf Kaisar R. und Taylan B. im Januar 2023 in Tonndorf und auf Hulisi B. auf der Veddel im Februar 2023 wird er verantwortlich gemacht. Die Ermittler glauben, dass die Opfer entweder für Ismail gearbeitet, ihm Geld geschuldet oder sogar mehrere Kilogramm Kokain gestohlen haben.

Terry S. (r.) wurde hingerichtet, Kaisar R. (o.) von Kugeln getroffen – in Hamburgs Drogenkrieg spielt der Hafen eine bedeutende Rolle.
dpa/Marius Röer/Instagram/MOPO-Collage

Terry S. (r.) wurde hingerichtet, Kaisar R. (o.) von Kugeln getroffen – in Hamburgs Drogenkrieg spielt der Hafen eine bedeutende Rolle.

Bevor Ismail wegen einer Schlägerei auf dem Kiez verhaftet werden konnte, setzte er sich 2019 ins Ausland ab: Er war im Jahr davor an der Reeperbahn in Streit mit einem Mann geraten, der ihn ohrfeigte. Daraufhin soll Mansour Ismail ihn zu Boden gebracht und auf ihn eingetreten haben. Er soll mit einem Freund noch einen Helfer angegriffen haben. Die Opfer erlitten Hämatome, Schwellungen und Platzwunden.

Anfang 2020 wurde er wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten ohne Bewährung verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich jedoch bereits nicht mehr in Hamburg.

Flucht aus Hamburg: Geschäft von Spanien aus weitergeleitet

Ismail führte sein Geschäft zunächst von Spanien aus weiter, vermutlich später von der Türkei aus. Sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt. Er wird weltweit gejagt und steht auf der Europol-Liste der meistgesuchten Verbrecher.

Durch die aktuelle Foto-Fahndung erhoffen sich die Sicherheitsbehörden nun konkrete Hinweise auf den Aufenthaltsort des 29-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft hat sogar eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt (Hinweise: Tel. 040/428 65 6789).

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Die Ermittler sind weiterhin damit beschäftigt, Ismails Imperium zu zerschlagen: Am Mittwoch vergangener Woche durchsuchten sie 19 Wohnungen in Hamburg und Niedersachsen, verhafteten sechs Männer im Alter zwischen 23 und 49 Jahren, die alle zur Gruppe um Mansour Ismail gehören sollen. Unter ihnen befand sich auch der Mann, der als „der Onkel“ bekannt ist. Zudem wurde eine Summe von 250.000 Euro sichergestellt.

Die Luft scheint nicht nur von behördlicher Seite dünner für Ismail zu werden: Am Ostermontag wurde ein Mann am Steindamm (St. Georg) angeschossen und lebensgefährlich verletzt – es soll sich um den engsten Vertrauten des 29-Jährigen gehandelt haben. Es scheint möglich, dass das Umfeld der Drogendiebe nun Rache für Ismails Vergeltungsschläge übt.

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