Wie ein paar Freunde aus dem Nichts Hamburgs vielleicht besten Techno-Club schufen

Wie ein paar Freunde aus dem Nichts Hamburgs vielleicht besten Techno-Club schufen

Die Stimmung ist ausgelassen. Es riecht nach Bier, Pizza und Frühling. Überall hört man Stimmen, Gelächter – im Hintergrund der Bass. Der Techno-Club „Südpol“ (Hammerbrook) feiert Geburtstag. In zehn Jahren hat eine Gruppe von Freunden es geschafft, aus der einstigen Wasserwerk-Ruine einen der beliebtesten Clubs Hamburgs zu machen. Gefeiert wird das mit einer Fotoausstellung, die den beeindruckenden Wandel der Gebäude im Laufe der Jahre zeigt.

Der eine kommt im Anzug, der andere im Trainingsanzug. Bei ihnen ist es egal, was du trägst. Christoph und Daniel gehören zu der Freundesgruppe, die das Projekt „Südpol“ vor über zehn Jahren ins Leben gerufen haben. Heute wird in der Süderstraße 112 gefeiert mit Freunden, Gästen und Familie. Die Grenzen verschwimmen.

Die erste offizielle Veranstaltung fand hier 2017 statt. Mittlerweile ist der „Südpol“ einer der beliebtesten Clubs Hamburgs. Er schafft es in jedem Ranking unter die Top Ten. Selbst „Hamburg Tourismus“ empfiehlt die Location, obwohl sich die Stadt zu Beginn des Projekts durchaus skeptisch zeigte.

Das unterscheidet den „Südpol“ von den Clubs auf der Reeperbahn

Stammgäste wie Laura lieben den besonderen Club mit Berliner Flair. „Man kann sich hier richtig in Ekstase tanzen. Das ist für mich wie Meditation“, sagt die Hamburgerin. Sie komme vor allem tagsüber gerne her. Denn der „Südpol“ ist das gesamte Wochenende über geöffnet, auch das unterscheidet ihn von anderen Clubs. „Für mich ist das immer eine echte Auszeit vom Alltag“, erzählt sie weiter. Laura fühlt sich hier wohl, gerade weil es so anders ist, als auf der Reeperbahn.

Von der Ruine zu einem der beliebtesten Clubs Hamburgs.
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Von der Ruine zu einem der beliebtesten Clubs Hamburgs.

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„Das Einzigartige am „Südpol“ ist das familiäre Verhältnis, die Verbundenheit, die gemeinsame Wertebasis“, erklärt Daniel. „Die Idee war es einen Ort für alle zu schaffen, die woanders nicht sicher sind“. Damit sich alle wohlfühlen wurde von Anfang an besonders auf die Sicherheit der Besucher geachtet – mit Aufklärung an der Tür, strengem Foto-Verbot und konsequentem Rauswurf.

Vom verlassenen Wasserwerk zum beliebten Techno-Club in Hammerbrook

„Bist du das?“ Eine junge Frau zeigt auf ein Foto, das an der Wand hängt und schaut Daniel fragend an. Es zeigt einen Mann mit Irokesenschnitt. „Ja, da hatte ich noch ein paar Haare mehr auf dem Kopf“, sagt der ehrenamtliche Club-Vorsitzende und lacht.

Die Bilder der aktuellen Fotoausstellung zeigen den „Südpol“ vor, während und nach der Renovierung. Es war ein langer Weg bis zum eigenen Club. „Wir sind mit Fahrrädern durch den Hafen gefahren und haben nach einem Ort gesucht, an dem wir Events nach unseren Vorstellungen gestalten können“, erzählt Daniel. Die Freunde haben damals regelmäßig Veranstaltungen organisiert, aber nie an einem festen Ort. Auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerks sollte sich das ändern.

Die Fotoausstellung kann noch bis zum 09. Mai an ausgewählten Terminen besucht werden.
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Die Fotoausstellung kann noch bis zum 09. Mai an ausgewählten Terminen besucht werden.

Zehn Jahre lang standen die Gebäude leer. Eigentlich war geplant, sie abzureißen. Die Umweltbehörde wollte eine Grünfläche anlegen. Mit Hilfe der städtischen „Kreativ Gesellschaft“ hat die Freundesgruppe es nach unzähligen Diskussionen geschafft, die Stadt vom Projekt „Südpol“ zu überzeugen. „Das zeigt, wie sehr es sich lohnt auch für solche Vorhaben die Kräfte zu bündeln und ungewöhnliche Wege zu gehen“, sagt Olga Frick von der „Kreativ Gesellschaft“. Ein Mietvertrag wurde ausgehandelt – erstmal für zwanzig Jahre.

Geburtstagsfeier: Der „Südpol“ wird zehn Jahre alt

Im Hintergrund der Fotoausstellung läuft der Film, mit dem sich die Gruppe damals auf das Grundstück beworben hat. Er sollte die Idee hinter dem Konzept greifbar machen. Man sieht diverse Musiker aus verschiedensten Genres. Sie kommen auf dem Gelände zusammen und aus dem schwarz-weiß-Video wird plötzlich ein Farbfilm.

Dieses Versprechen haben die Freunde gehalten. Der Südpol bringt Farbe in das Industriegebiet in Hammerbrook. Sei es der bunte Zaun in Regenbogenfarben, die bunten Lichter überall oder der bunte Haufen an verschiedensten Menschen, die heute gemeinsam feiern.

Denn 2014, vor genau zehn Jahren, bekamen die Gründer die Schlüssel für die Gebäude. Seitdem wird jedes Jahr im April auf den Geburtstag angestoßen. Der Deal damals: Die Stadt kümmert sich um die Außensanierung und steuert dafür 600.000 Euro bei. Die Innenräume müssen von der Freundesgruppe selbst renoviert werden. Mit Hilfe von rund 50 ehrenamtlichen Helfern wurden die Räume in mehr als 10.000 Arbeitsstunden zu dem, was sie heute sind.

Muss der Club in zehn Jahren wirklich ausziehen?

Das einzige, was die Stimmung an diesem Abend trüben könnte, ist der alte Mietvertrag. Nach aktuellem Stand müsste der Club in 10 Jahren wieder ausziehen. Doch damit gibt man sich nicht zufrieden. „Sollen wir in den nächsten Jahren etwa wieder alles kaputt machen, was wir aufgebaut haben?“, fragt Christoph kopfschüttelnd. Die Freunde werden nachverhandeln. Zum Geburtstag haben hier alle nur einen Wunsch: eine langfristige Lösung, damit der „Südpol“ bleiben kann.

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Doch nicht nur der Club hat sich verändert – auch die Menschen. „Wir sind alle älter geworden“, hört man aus einer Ecke. Die Frau zeigt auf ihr Gegenüber. „Sie ist jetzt so alt wie wir, als das hier alles gegründet wurde. Ist das nicht krass?“ Als die Freunde mit ihren Fahrrädern auf Entdeckungstour aufbrachen waren sie Anfang dreißig, mittlerweile sind sie Mitte vierzig.

Das Projekt „Südpol“, eine echte Erfolgsgeschichte: Vom Tellerwäscher zum Millionär? In Hamburg heißt es, von der Wasserwerk-Ruine zum Techno-Club.

Wie ein paar Freunde aus dem Nichts Hamburgs vielleicht besten Techno-Club schufen wurde gefunden bei mopo.de

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