Zahnpasta – ein bewährtes Hausmittel?

Zahnpasta – ein bewährtes Hausmittel?

Es war schon die dritte schlaflose Nacht. Meine Beine waren übersät mit Bissen von Sandmücken, die mich zu Sonnenuntergang am Strand regelrecht überfallen hatten. Der Schmerz war groß und obwohl ich wusste, dass Kratzen es noch schlimmer macht, konnte ich mich nicht zurückhalten. Verschiedene Cremes aus der Apotheke und Antihistamin-Tabletten hatten nichts bewirkt, auch kalte Duschen nicht. Der Urlaub drohte, von den winzigen Insekten komplett versaut zu werden. Verzweifelt suchte ich auf Google nach Mitteln für die Sandmückenstiche. Es war schon vier Uhr morgens, als ich in einem Blog las, dass es helfen würde, Zahnpasta auf die roten und geschwollenen Stellen zu schmieren. Ich ging ins Bad, cremte mich regelrecht mit Zahnpasta ein und konnte einschlafen. Am nächsten Morgen fühlte ich mich besser. Dann erinnerte ich mich, dass ich zu Hause immer meine Silberohrringe mit Zahnpasta reinige, damit sie ihren Glanz wieder bekommen. Und daran, dass meine Großmutter mir immer geraten hatte, bei Herpes einfach Zahnpasta auf die wunden Bläschen zu geben. Und auch daran, dass früher manche Kinder Zahnpasta gegessen haben, um Fieber zu bekommen und nicht in die Schule gehen zu müssen. Natürlich ist das Schwachsinn. 

Aber in vielen Fällen wirkt Zahncreme wirklich und kann viel mehr als nur vor Karies schützen. Besonders im Haushalt ist sie hilfreich. Man kann damit putzen, polieren, Verfärbungen entfernen. Mit Zahncreme und einer alten Zahnbürste lassen sich zum Beispiel Fliesenfugen reinigen. Auch die Unterseite von Töpfen, Pfannen oder Bügeleisen werden wieder blank, wenn man sie mit Zahnpasta einreibt und dann nass abwischt. Um Verfärbungen zu vermeiden, sollte allerdings ausschließlich weiße Zahncreme verwendet werden. 

Zahnpasta kann noch vieles andere, wie ich nach einer kurzen Recherche erfahren habe. Hier ein paar Anwendungen – und auch ein paar unwahre Legenden. 

1. Silberbesteck und Schmuck polieren

Mit Zahncreme lassen sich Besteck und Schmuck aus Silber, aber auch Modeschmuck wieder glänzend polieren. Dazu das Metall mit der Creme einreiben, kurz einwirken lassen und anchließend mit einem Stofftuch polieren. 

2. Flecken aus Kleidung entfernen 

Manchmal braucht es kein Spezialmittel, um hartnäckige Flecken aus Textilien zu entfernen. Man kann es erstmal auch mit Zahnpasta versuchen. Dazu den Fleck einreiben, die Zahncreme abkratzen, wenn sie trocken ist und dann das Wäschestück wie gewohnt waschen. Bei ganz hartnäckigen Fällen kann diese Behandlung gegebenenfalls wiederholt werden.

3. Spiegel einreiben, damit er nicht beschlägt

Wenn man den Badezimmerspiegel mit Zahncreme einreibt und anschließend poliert, beschlägt er nicht mehr so leicht. Um die Oberfläche nicht zu zerkratzen, sollte man aber ausschließlich Putztücher oder die weiche Seite von Schwämmen verwenden. Der gleiche Effekt funktioniert übrigens auch mit Taucher- oder Schwimmbrillen. Dazu einfach die Innenseite der Brille mit Zahnpasta putzen – und sie beschlägt nicht mehr.

4. Fingernägel säubern 

Verfärbte Fingernägel lassen sich mit Zahnpasta säubern. Einfach mit der Creme einreiben, kurz einwirken lassen und dann die Finger waschen. Das ist praktisch, wenn die Nägel etwas vergilbt sind oder wenn sie nach dem Entfernen von Nagellack noch verfärbt sind. 

5. Nagellöcher in weißen Wänden ausfüllen

Sie möchten Ihre Bilder umhängen oder wollen alte Löcher in den Wänden füllen? Zahnpasta eignet sich hervorragend zum Schließen von Löchern in weißen Wänden. Diese kleine „Kosmetik“ erspart oft das Streichen ganzer Wände.

6. Kinderzeichnungen von Wänden entfernen 

Egal ob Buntstift, Kugelschreiber oder Faserstift, ein bisschen Zahnpasta hilft. Einfach einen Klecks weiße Zahnpasta auf ein sauberes, trockenes Tuch oder ein Stück Küchenrolle geben. Damit reibt man sanft in kreisenden Bewegungen über die bemalten Stellen und lässt Malspuren im Handumdrehen verschwinden.

7. Bügeleisen reinigen

In jedem Haus gibt es ein Bügeleisen – auf diesen elektrischen Assistenten kann man in der modernen Welt nicht verzichten. Aufgrund der langen Nutzungsdauer ist die Arbeitsfläche – die Sohle – oft verschmutzt, wodurch es passieren kann, dass die Lieblingsbluse oder die weiße Bettwäsche befleckt wird. Um das zu verhindern, kann man das Bügeleisen mit Zahnpasta reinigen. 

Wählen Sie die billigste Paste: Sie enthält einen viel höheren Gehalt an verschiedenen Chemikalien. Es funktioniert wie Backpulver an den verbrannten Stellen von Küchengeräten.

Bügeleisen auf die Mindesttemperatur aufheizen (die Oberfläche sollte warm, aber nicht heiß sein). Anschließend das Gerät vom Netz trennen und die Zahnpasta vorsichtig mit einer alten Zahnbürste auftragen. Nach einer halben Stunde die Reste der Zahnpaste von der Oberfläche mit einer sauberen Serviette und warmem Wasser entfernen. 

8. Autoscheinwerfer reinigen

Zahnpasta eignet sich durch ihre Polierwirkung auch gut zum Reinigen von stumpfen Autoscheinwerfern. 

9. Unangenehme Gerüche von den Fingern entfernen

Haben Sie Zwiebeln oder Knoblauch geschnitten oder viel geraucht und möchten den unangenehmen Geruch der Finger wieder loswerden? Wenn Seife nicht ausreicht, zerreiben Sie etwas Zahncreme zwischen den Fingern und waschen Sie sie anschließend. Diese Behandlung beseitigt den Geruch spielend.

10. Vergilbte Klaviertasten putzen

Mit etwas weißer Zahnpasta kann man vergilbte Klaviertasten wieder zum Glänzen bringen. Dazu vorsichtig jede Taste einzeln mit etwas Zahncreme polieren. Das ist etwas aufwendig, aber das Ergebnis ist wirklich grandios. 

Mythen und Legenden 

Keine Pickel oder Herpes behandeln!
Früher haben viele Teenager versucht, ihre Pickel mit Zahnpasta zu betupfen. Doch Ärzte raten davon ab. Zwar trocknet die Haut dadurch aus. Doch sie kann gereizt werden. Zwar hat Zahnpasta eine leicht antiseptische Wirkung, was die Ausbreitung des Pickels für den Moment einschränkt, jedoch können Inhaltsstoffe, wie Menthol, Fluoride oder Sorbitol zu stärkeren Entzündungen führen.

Oft wird Zahnpasta auch gegen Lippenherpes verwendet. Wenn die Zahnpasta Zink enthält, kann sie dazu beitragen, dass ein Herpesbläschen austrocknet. Dies fühlt sich zwar kurzfristig angenehm an, hat jedoch keinen therapeutischen Effekt.

Zahnpasta ist auch deshalb kein bewährtes Hausmittel gegen Herpes, da sie neben Zink noch weitere Stoffe beinhaltet, die eher negative Wirkung auf die Wunde haben können.

Zahnpasta erzeugt kein Fieber! 
Der alte Schulmythos ist… ein Mythos. Fieber bekommt man von schädlichen Erregern, die in den Körper hineingelangen. Theoretisch auch von Fluorid – aber: In Zahnpasta steckt viel zu wenig davon. Im Durchschnitt enthalten Zahncremes maximal 150 Milligramm Fluorid. Um ernsthaft Fieber zu bekommen, müsste man mindestens eine, wenn nicht sogar mehr Tuben verspeisen. Bei einer erhöhten Aufnahme von Fluorid können als Nebenwirkungen Bauchkrämpfe, Erbrechen sowie eine Zahnfluorose auftreten. 

Sie hilft nicht gegen blaue Flecken
Blaue Flecken, auch Blutergüsse genannt, sind eine Verletzung, die beispielsweise durch einen Fall oder Sturz entstehen. Um die Blutansammlung unter der Haut zu stoppen und so schnell wie möglich heilen zu lassen, verwenden manche Leute Zahnpasta. Der Wirkstoff Natriumdodecylpolysulfat steckt in vielen Pasten und hat eine öl- und fettlösende Wirkung. Doch viele andere Inhaltsstoffe der Zahnpasta haben negative Effekte auf die Haut. Bleiben Sie mit Zahnpasta also besser bei den Zähnen und vertrauen Sie auf die Wirkung von Salben aus der Apotheke, wenn Sie blaue Flecken schneller loswerden möchten. 

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