„Das Geschäft läuft super“: Dieses Fazit ziehen Dealer nach der Legalisierung

„Das Geschäft läuft super“: Dieses Fazit ziehen Dealer nach der Legalisierung

Seit dem 1. April ist der Besitz von Cannabis in bestimmten Mengen legal. Aber: Wer heute Cannabis kaufen möchte, muss nach wie vor auf den Schwarzmarkt zurückgreifen. Hamburgs Dealer freuen sich: Das Geschäft läuft richtig gut! Die Deals spielen sich mittlerweile sogar in aller Öffentlichkeit ab. Und was ist mit der Angst vor der Polizei?

Die Dealer, die vor dem S-Bahnhof Sternschanze auf Kundschaft warten, haben alle Hände voll zu tun. Zwischen einem Verkauf und dem anderen sagen sie dem MOPO-Reporter selbstbewusst: „Wir bleiben hier, wir machen weiter. Für uns bleibt alles gleich.“ Auch am Preis soll sich nichts ändern. Was auffällt: Die Deals spielen sich komplett in aller Öffentlichkeit ab, am Eingang des Bahnhofs, vor einem Backshop. Das war vor der Teil-Legalisierung zwar ähnlich, doch scheint es unter den Dealern eine neue Gelassenheit zu geben. Als die MOPO vor Ort ist, geben sich die Dealer keine Mühe, ihre Geschäfte zu verheimlichen. Angst vor Entdeckung durch die Polizei scheinen sie nicht zu haben. Das könnte an der neuen Rechtslage liegen: Erwachsene dürfen nun bis zu 25 Gramm Gras mit sich führen.

Mehr Kunden in Hamburger Headshop

Dass die Dealer mehr zu tun haben, verwundert auch eine Mitarbeiterin des Headshops „Udopea“ in der Schanzenstraße nicht. In dem Laden können Cannabis-Konsumenten Zubehör wie Pfeifen und Drehpapier kaufen. Seit der Teil-Legalisierung kämen mehr Menschen in das Geschäft, um sich zu informieren, erzählt sie der MOPO. Doch viele hätten die Legalisierung falsch verstanden.

„Die Leute sind ganz enttäuscht, wenn wir ihnen sagen, dass sie bei uns kein Cannabis kaufen können“, sagt sie. Auch die Samen für den Anbau im eigenen Haus sind in Deutschland – bis zur Eröffnung der ersten Cannabis-Clubs – nicht auf legalem Weg erhältlich. Der Schwarzmarkt bleibt vorerst also die einzige Option – zur großen Freude der Dealer.

Erste Cannabis-Clubs öffnen erst im Juli

Eigentlich sollte die Teil-Legalisierung von Cannabis auch den Schwarzmarkt eindämmen. Wenn man das Kraut legal kaufen kann, so die Rechnung der Regierung, dann würden dadurch die Dealer überflüssig und der „Schwarzmarkt ausgetrocknet” werden, wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte. Diese Rechnung geht bisher nicht auf.


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Die Cannabis Social Clubs, die die legale Abgabe an Erwachsene übernehmen sollen, dürfen erst im Juli öffnen. Bis die Ernte erfolgt, werden noch zwei bis drei weitere Monate vergehen. Außerdem dürfte das Modell nicht für alle Konsumenten attraktiv sein. Wer nur einen Joint am Wochenende raucht, möchte vielleicht nicht einem Cannabis-Verein beitreten. Schließlich werden wohl meist eine Anmeldegebühr, Monatsbeiträge und Pauschalpreise pro Gramm Cannabis anfallen. Dazu kommen die langen Wartelisten und die Bewerbungsgespräche, die einige Clubs mit ihren neuen Mitgliedern durchführen wollen.

Auch der Anbau im eigenen Haus könnte für Gelegenheits-Kiffer zu viel Aufwand bedeuten – und zu viel Ernte. Laut Innenministerium bringt eine Pflanze einen Ertrag von bis zu 30 Gramm Cannabis. In Internet-Foren ist von bis zu 150 Gramm die Rede, unter Optimalbedingungen sogar 500 Gramm Cannabis pro Pflanze. Jemand, der viermal im Monat einen Joint raucht, benötigt aber nur ein Gramm.

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Und was ist mit medizinischem Cannabis? Bereits seit 2017 ist es zu medizinischen Zwecken in Apotheken erhältlich. Dazu benötigt man ein Rezept, das laut Gesundheitsministerium aber nur „schwerwiegend Erkrankten“ zur Verfügung steht, wenn keine Therapiealternative besteht.

Gibt es also gar keinen Weg, schnell und unkompliziert an kleinere Mengen Cannabis zu kommen? Doch – nur eben keinen legalen.

„Das Geschäft läuft super“: Dieses Fazit ziehen Dealer nach der Legalisierung wurde gefunden bei mopo.de

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