An diesem Lost Place ist einst ein Mord geschehen

An diesem Lost Place ist einst ein Mord geschehen

Kiel ist eine Reise wert – auf alle Fälle für die Fans von geheimnisvollen Orten. Die Stadt an der Förde war immer schon ein zentraler Marine-Stützpunkt und im Zweiten Weltkrieg Ziel Hunderter Bombenangriffe. Bis heute sind hier Spuren der Einschläge zu sehen. Auch auf dem „Ölberg“ – das ist ein verwunschen wirkender Ort, an dem 1987 eine junge Frau ermordet wurde.

Die Ortschaft Mönkeberg liegt am Ostufer der Kieler Förde und grenzt an die Landeshauptstadt Kiel. Beschaulich ist es hier. Ein netter Strand, viel Grün, zahlreiche Spaziergänger sind unterwegs. Neugierig stehen wir vor einer steilen Treppe, die direkt auf den Ölberg führt.

Quandt
Blick in einen der Bunker im Wald

Blick in einen der Bunker im Wald

Quandt
Wer den Ölberg erkundet, trifft immer wieder auf „Fallen“ wie diese.

Wer den Ölberg erkundet, trifft immer wieder auf „Fallen“ wie diese.

Quandt
Vermooste Röhren-Trümmer liegen mitten im Wald auf dem Ölberg.

Vermooste Röhren-Trümmer liegen mitten im Wald auf dem Ölberg.

Quandt
Diese Treppe führt vom Strand in Mönkeberg hinauf auf den Ölberg.

Diese Treppe führt vom Strand in Mönkeberg hinauf auf den Ölberg.

Um 1920 kaufte die Stadt Kiel ein zehn Hektar großes Waldgelände und schuf bis 1929 einen Park mit einem Aussichtspunkt, von dem die Besucher einen herrlichen Blick über die ganze Kieler Förde haben. Doch nach der Machtübernahme durch die Nazis 1933 übernahm die Kriegsmarine das Areal und es wurde für die Öffentlichkeit gesperrt.

Die Marine errichtete zwölf unterirdische Öltanks. Eine Pipeline führte vom Ölberg herunter an die „Ölpier“. Hier machten Tanker fest, die den Treibstoff aufnahmen, um anschließend deutsche Kriegsschiffe mit Öl zu versorgen. Obwohl die Anlage natürlich durch Flak geschützt war, sind die riesigen Tanks und Bunker im Krieg schwer getroffen worden. Nach 1945 sprengten die Engländer die Reste der Anlage.

Die Autoren vor Ort
Reibe

Lost Places

Der Autor: Thomas Hirschbiegel (re.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung. 

Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO. 

Zurück blieb mitten im Wald eine Trümmerlandschaft. Bunkerreste sind von Moos überzogen, große Bombentrichter von dichtem Gestrüpp überwuchert und im Fundament eines großen Tanks hat sich ein See gebildet. Viele Besucher verirren sich nicht hierher, die meisten Spaziergänger erklimmen nur den Aussichtspunkt und wandern dann wieder am Ufer der Förde weiter. Schilder mit dem Text: „Trümmer. Betreten verboten. Unfallgefahr“ sorgen zudem dafür, dass Besucher bald wieder umkehren.

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Und dann gab es dort noch einen Mord. 1987 war hier Gymnasiastin Alexandra S.  vergewaltigt und erwürgt worden. 2011 konnte durch DNA-Abgleich Alwin N. als Täter ermittelt werden. Er hatte drei weitere Frauen ermordet und saß  bereits seit 1988 zu „lebenslänglich“ verurteilt in Strafhaft. Der Serienmörder starb 2004 im Gefängnis in Lübeck. 

Im Juli 2022 kam es zu einem Großeinsatz auf dem Ölberg. Jugendliche hatten dort ein Video aufgenommen, auf dem deutlich Hilferufe zu hören waren. Diese sollen aus einem Erdloch gekommen sein. Das Loch führte zu Hohlräumen eines unterirdischen Tanks, der eingestürzt und mit Trümmern gefüllt war. Die Jugendlichen informierten die Polizei. Es folgte eine aufwendige und gefährliche Suchaktion durch Feuerwehr und THW, die mehrere Stunden andauerte. Sogar Bagger wurden eingesetzt, um zu den Hohlräumen des Tanks vorzudringen. Als auch Spürhunde nichts finden konnten, wurde der Einsatz abgebrochen. Möglicherweise hatte sich damals jemand einen makaberen Scherz erlaubt.

An diesem Lost Place ist einst ein Mord geschehen wurde gefunden bei mopo.de

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