Demo, Debatte oder Blockade: Wie bringt man Klimaschutz am besten voran?

Demo, Debatte oder Blockade: Wie bringt man Klimaschutz am besten voran?

50 mal N Klub! Seit mehr als 15 Jahren vernetzt und inspiriert die Veranstaltung die Akteure aus Hamburgs Nachhaltigkeitsszene. Zum großen Jubiläum hatte Gastgeber Lars Meier am Dienstag wieder bekannte Gesichter geladen. Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank kam ins „Neue Amt Altona“ an der Neuen Großen Bergstraße, FC St. Pauli-Präses Oke Göttlich – und auch drei junge Hamburger, die auf ganz unterschiedlichen Wegen das Klima retten wollen.

Auf der Straße festkleben, Freitags demonstrieren gehen oder sich politisch engagieren – wie retten wir das Klima? Darüber diskutierten Annika Kruse (21) von „Fridays for Future“ (FFF), Lea-Maria Rhein (23) von der „Letzten Generation“ (LG) und Alexander Mohrenberg (29), Umweltexperte der SPD-Fraktion.

N Klub: Wie bringt man Klimaschutz voran?

„Ich glaube, es ist klar, dass eine Bewegung nicht über fünf Jahre lang die gleiche Kraft haben kann“, sagt Kruse. Die Leute seien noch da und würden auf die Straße gehen, aber andere Themen wie die Corona-Pandemie oder Kriege hätten die Aufmerksamkeit verlagert.


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Ähnlich sieht es Rhein: „Wir wachsen als Bewegung“, sagt sie. Inzwischen bekomme die LG auch genug Aufmerksamkeit, wenn sie sich nicht auf der Straße festkleben – „zivilen Ungehorsam“, also etwa das Lahmlegen des Verkehrs, hält sie weiter für nötig. Außerdem hat sich die LG zur Europawahl angemeldet: „Wir freuen uns, demnächst das EU-Parlament aufzumischen“, sagt Rhein.

Alexander Mohrenberg, Umweltexperte der SPD-Fraktion; Annika Kruse von „Fridays For Future“ und Lea-Maria Rhein von der „Letzten Generation” im Gespräch mit Moderatorin Andrea Gerhard.
Stefan Hoyer

Alexander Mohrenberg, Umweltexperte der SPD-Fraktion; Annika Kruse von „Fridays For Future“ und Lea-Maria Rhein von der „Letzten Generation” im Gespräch mit Moderatorin Andrea Gerhard.

Im Hamburger Parlament setzt sich SPD-Politiker Mohrenberg mit Debatten und Anträgen fürs Klima ein. Auch er stellt fest, dass Klimaschutz in der Öffentlichkeit weniger diskutiert wird, obwohl es im Parlament weiter auf der Tagesordnung steht.

Klimaschutz: Hamburg bei FFF „quasi durchgefallen”

„Welche Schulnote würdest du der Hamburgischen Bürgerschaft geben in Sachen Klimaschutz?“, fragt Moderatorin Andrea Gerhard die Aktivistin von FFF. Kruse denkt lange nach und sagt schließlich, dass Hamburg „quasi durchgefallen” wäre. Aus ihrer Sicht tue die Stadt nicht alles, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten.

Die LG habe sich vor einem Jahr „hilfesuchend” an die Politik gewandt, damit Kanzler Olaf Scholz (SPD) ins Handeln kommt, sagt Rhein. „Die Antwort auf meinen Brief war, dass der Hamburger Verfassungsschutz gegen mich ermittelt hat.“

Lars Meier, Gastgeber des N Klubs, mit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli (v.l.)
Stefan Hoyer

Lars Meier, Gastgeber des N Klubs, mit der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli (v.l.)

Das kann Mohrenberg nicht so stehen lassen: „Man muss auch sagen, was in dem Schreiben stand: Verhandelt mit uns oder wir legen die Stadt lahm. So funktioniert Demokratie nicht, das ist eine Drohung.“ Andere Gruppen wie FFF würden es auch anders schaffen, Aufmerksamkeit zu erlangen. „Man muss gucken, auf welche Art man Aktivismus gestalten möchte. Für mich sind es niedrigschwellige Proteste, denen sich jeder anschließen kann“, sagt Kruse von FFF.

Katharina Fegebank und Oke Göttlich beim N Klub

Bei allen Forderungen müsse man auch schauen, wie sie erreicht werden können, findet Mohrenberg: „Ich wäre gerne bei Klimaneutralität in 2035 oder 2040, ich will die Leute aber nicht anlügen.“ Versprechen seien unmöglich, weil kein Experte mit Sicherheit sagen könne, wie es gelingt. „Der jetzige Plan schafft das 1,5-Grad-Ziel nicht“, sagt er. Er sei aber so ausgestaltet, dass er schaffbar sei und alle zwei Jahre gegebenenfalls nachgeschärft werden könne. Kruse und Rhein reicht das nicht, sie wollen weiter demonstrieren beziehungsweise den Verkehr lahmlegen.

Stefanie von Carlsburg, Leiterin der Haspa-Unternehmenskommunikation, übergibt den Haspa-Nachhaltigkeitspreis an Svenja Gierok und Jette Krauß von Gängeviertel e.V.
Stefan Hoyer

Stefanie von Carlsburg, Leiterin der Haspa-Unternehmenskommunikation, übergibt den Haspa-Nachhaltigkeitspreis an Svenja Gierok und Jette Krauß von Gängeviertel e.V.

Das Haspa-Nachhaltigkeitspreis im Wert von 2500 Euro ging diesmal an Gängeviertel e.V., die damit unter anderem mehr Aschenbecher im Viertel aufstellen wollen.

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Später am Abend sprach Lars Meier mit Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, unter anderem darüber, was Politik und Fußball gemeinsam haben (Fegebank: „Teamspirit und Spielfreude“) oder welche „Umweltsünden“ die beiden nicht lassen können (Fegebank: „Fleisch essen und manchmal Autofahren“; Göttlich: „Fliegen“).  Am Ende resümierte Göttlich: „Du wirst nicht das perfekte Idealbild sein, aber du musst immer versuchen, ein bisschen besser zu werden.“

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