Die Spende, die nichts kostet

Die Spende, die nichts kostet

Facebook, soziale Medien und der Posteingang… Spätestens die Januartage bescheren die ersten Meldungen mit „es geht wieder los“ oder „das Rennen um die Formulare hat begonnen“… und das Bittertraurige daran ist, dass es ein Rennen gegen andere Vereine oder Nichtregierungsorganisationen ist, die sich für etwas einsetzen, das mindestens so wichtig wie das eigene Projekt ist. Aber was es mit diesem Formular 230 auf sich hat, wissen die meisten rumänischen Staatsbürger nicht. Und den Stiftungen, Kirchen und Vereinen bleibt es überlassen, selbst aufzuklären und für das Ausfüllen der Formulare für den guten Zweck zu werben. 

Der rumänische Staat hat sich irgendwann gedacht, dass die Initiativen von Vereinen und Nichtregierungsorganisationen zwar fördernswert sind, aber die Bürger selbst darüber entscheiden sollten, welche sie unterstützen sollen. Also hat der rumänische Arbeitnehmer die Möglichkeit, jährlich mittlerweile 3,5 Prozent seiner Einkommenssteuer einem Verein umzuwidmen. Aktuell soll diese Erklärung (Formular 230) für das Jahr 2023 eingereicht werden. Normalerweise muss man dafür zum Finanzamt gehen und das dort abgeben. Weil das aber zumindest zeitaufwändig und teils auch umständlich ist, übernehmen das die Vereinsträger selbst und sammeln Formulare, tragen sie in Listen ein und lassen diese entweder von einem Buchhalter, der eine elektronische Unterschrift hat, im SPV (Spațiul Privat Virtual) oder unter e-guvernare.ro beim Finanzamt einreichen oder machen das mit eigener elektronischer Unterschrift selbst, für die ein sogenannter Token gebraucht wird. Die Frist wurde auch dieses Jahr bis zum 25. Mai gesetzt, da dies allerdings ein Samstag ist, könnte bereits der 24. der späteste Abgabetermin sein. Zeit wäre also mehr als genug. 

Aber was tun, wenn der Angesprochene bereits ein Formular für einen anderen guten Zweck unterschrieben hat? Da sagt man nun seine Litanei auf, was denn den eigenen Verein, die Initiative oder das Projekt so fördernswert macht und am Ende kommt eine sichtlich unangenehme Entschuldigung, man hätte ja schon für den Sportverein oder ein Tierheim abgegeben oder für einen Öko-Verein oder für den Förderverein der Schule oder man selbst habe doch ein Kind mit schwerer Behinderung und hätte dem Therapiezentrum die 3,5 Prozent zugewiesen…

Nur jeder Dritte macht das, aber es werden mehr

Von den mehr als sechs Millionen Bürgern, die dem rumänischen Staat ihr Einkommen erklären, leiteten 2023 rund 2 Millionen 3,5 Prozent ihrer Einkommenssteuer an eine Stiftung ab, so die jüngsten Daten der Finanzbehörde ANAF. Das ist jeder dritte Rumäne, auch wenn der Vorgang selbst nichts kostet. Von denjenigen, die keine Umverteilung vornehmen, haben 42 Prozent der Bürger keinen besonderen Grund dafür, und jeder Zehnte hält das Verfahren für zu kompliziert. Da das Formular nun online ausgefüllt werden kann, dauert der gesamte Vorgang etwa zwei Minuten.

Andererseits ist die Zahl derjenigen, die diesen Prozentsatz auf eine Sache umleiten, an die sie glauben, in den letzten Jahren beständig gestiegen. Im Jahr 2016 haben nur 1,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger die 3,5 Prozent an eine Nichtregierungsorganisation weitergeleitet. Wenn jeder Rumäne 3,5 Prozent seiner Einkommenssteuer umleiten würde, würden jährlich 240 Millionen Euro an die Zivilgesellschaft gehen, was in etwa dem Budget des Außenministeriums im Jahr 2022 entspricht. 2021 ging laut ANAF nur ein Viertel dieser Summe von 1,7 Millionen Rumänen an rumänische Vereine, Stiftungen und Kirchen.

Vereinfachung für die Umleitung

Redirectioneaza.ro ist eine digitale Lösung, die es den Steuerzahlern ermöglicht, das Formular 230 online auszufüllen und zu unterschreiben, ohne es ausdrucken oder bei der ANAF einreichen zu müssen. Das Formular wird automatisch an die E-Mail-Adresse der gewählten NGO geschickt, die sich um die Übermittlung an die Steuerbehörden kümmert. Der gesamte Vorgang ist sowohl für die NGO als auch für die Bürger kostenlos. Rund 4 Millionen Euro haben die Zivilgesellschaft über redirectioneaza.ro erreicht. Seit 2018 und bis heute wurden über die von „Code for Romania“ pro bono betriebene Plattform über 100.000 Formulare unterzeichnet. Auf dieser Plattform sind derzeit über 4600 Organisationen gemeldet, fast doppelt so viele auf Formular230.ro (8217). Die Plattform Formular230.ro ist eine digitale Lösung, die von der Help Autism Association mit eigenen Mitteln entwickelt wurde. Manche Vereine haben auf ihren eigenen Webseiten das digitale Ausfüllen ermöglicht.

Wer kann und sollte…

Die 3,5 Prozent der Einkommensteuer können über das Formular 230 abgeführt werden, das von folgenden Personen ausgefüllt werden kann: Personen, die Einkünfte aus Löhnen und Gehältern haben, Personen mit Renteneinkünften (die eine höhere Rente als 2000 Lei beziehen), Personen, die Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit haben, die nach dem Normaleinkommen besteuert werden, Personen, die eine landwirtschaftliche Tätigkeit ausüben, die nach dem Regelsteuersatz besteuert wird, Personen, die Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit auf der Grundlage von Verträgen über sportliche Betätigung haben, für die ein Steuerabzug an der Quelle vorgenommen wird, Personen, die Einkünfte aus Rechten an geistigem Eigentum haben und Personen, die Einkünfte aus der Überlassung der Nutzung von Gütern haben, deren Nettoeinkommen auf der Grundlage von Einkommensregeln ermittelt wird, sowie Einkünfte aus der Überlassung der Nutzung von Gütern, deren Nettoeinkommen auf der Grundlage von Pauschalbeträgen ermittelt wird.

Es besteht keine Verpflichtung, die Erklärung 230 einzureichen, aber Fachleute empfehlen allen, die diese Möglichkeit haben, dieses Formular einzureichen, gerade um das Gefühl zu haben, dass die betreffende Person eine bessere Kontrolle über das Geld hat, das sie direkt oder indirekt an den Staatshaushalt überweist. Am Ende zählt dann doch nur eins: dass man es ausgefüllt und unterschrieben hat und damit zumindest für eine gute Sache Geld gespendet hat, das man andernfalls ohnehin nicht für sich selbst behalten hätte, sondern das stattdessen in die Staatskasse gegangen wäre. Und wie dort das Geld ausgegeben wird… darüber könnte man Romane schreiben, die aber wohl kaum einer lesen möchte.

Tipps für Vereine

Tragen Sie Ihren Verein kostenlos auf eine Onlineplattform ein, die es Ihnen ermöglicht, dass potentielle Unterstützer das Formular 230 online ausfüllen. Schreiben Sie kurz und knapp und so konkret wie möglich, wofür das Spendengeld eingesetzt wird. Teilen Sie den Text samt Link und mit einem aussagestarken Foto in sozialen Netzwerken. Ihre Posts in sozialen Netzwerken werden nicht allen Freunden, Verwandten und Nachbarn angezeigt. Sprechen Sie diese direkt an. Haben Sie schon alle Mitglieder in Ihrer Organisation gefragt? Nicht jeder ist online (fit): Drucken Sie einige Formulare mit den Daten Ihres Vereins aus und tragen Sie immer welche bei sich, um sie direkt handschriftlich ausfüllen zu lassen. Die können sie später selbst einscannnen. Lassen Sie sich helfen: Bitten Sie Ihre Unterstützer, Freunde und jene, die das Formular ausfüllen, selber in der Familie und im Bekanntenkreis weiter zu fragen und den Link zum Ausfüllen zu verteilen. Nichts auf den letzten Drücker lassen: Zentralisieren Sie die Formulare regelmäßig in dem Sammelformular D230 und reichen Sie sie unter e-guvernare.ro ein, oder lassen es Ihre Buchhaltung machen. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass das Portal gegen Ende der Frist (am 24./25. Mai) überlastet ist und der Zugriff nicht möglich. Außerdem können Sie damit schneller mit der Überweisung der Spenden rechnen, die theoretisch spätestens 90 Tage nach dem Antrag fließen müssten, es kann aber bis zu sechs-sieben Monaten dauern. Jedes Formular zählt, egal wie klein das Einkommen ist. Menschen die Gelegenheit zu geben, etwas Gutes zu tun, ist auch ein Zeichen von Großzügigkeit. Denken Sie bitte aber auch daran, dass Sie die Ihnen anvertrauten persönlichen Daten schützen, entsprechend ablegen und am besten mit Passwort verriegeln müssen – und das laut Gesetz bis zu fünf Jahren. Nachhaken: Wenn die Spenden von dem Finanzamt nicht nach drei-vier Monaten ausgezahlt werden, lohnt es sich nachzufragen.
 

Tipps für Steuerzahler

Das Hemd ist uns näher als die Jacke: Schauen Sie sich in Ihrem Umfeld, Ihrer Familie, Ihrer Gemeinde oder am Arbeitsplatz um und entdecken Sie, welche Vereine für Sie als fördernswert infrage kommen. Hier haben Sie künftig eventuell leichter Einsicht, wie Ihre Spende eingesetzt wird. Wenn Sie sich nicht entscheiden können, gibt es auch die Möglichkeit, die 3,5 Prozent auf mehrere Vereine aufzuteilen. Füllen Sie eventuell das Formular online aus und vergewissern Sie sich, dass es beim Empfänger ankommt, in dem Sie kurz nachfragen. Sie können das Formular für ein oder zwei Jahre ausfüllen, sollten sich dies allerdings merken, um zu wissen, wie im nächsten Jahr zu handeln. Fragen Sie im Zweifelsfall beim geförderten Verein nach, was Sie letztes Jahr ausgefüllt haben. Helfen Sie: Sprechen Sie in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz über das Formular und die Möglichkeit, Vereine und Stiftungen zu unterstützen und machen Sie eventuell Werbung für die gute Sache, die Sie selbst fördernswert finden. Sie bekommen eventuell Post vom Finanzamt (ANAF) per Einschreiben mit dunklem Umschlag. Keine Panik: Sie werden benachrichtigt, dass Sie durch das Formular 230 den Verein XY durch die Zueignung der 3,5 Prozent Ihrer Jahreseinkommenssteuer vom Vorjahr fördern und dass Sie bis zu 60 Tage Zeit haben, sollten die Angaben nicht stimmen, dies bei Ihrer Finanzbehörde zu melden. Die Vereine haben keinerlei Übersicht, welche der eingereichten Formulare bei der Finanzbehörde bearbeitet wurden und wie viel Geld von jedem Steuerzahler abgezweigt wurde. Bei einem derzeitigen Brutto-Durchschnittseinkommen von 7567 Lei sind die 3,5 Prozent der Jahressteuer immerhin rund 200 Lei, beim Mindestlohn sind es 50 Lei. 

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