Die Vorgänger der Hamburger Rathauswache: Mit Pickelhaube und bodenlangem Mantel

Die Vorgänger der Hamburger Rathauswache: Mit Pickelhaube und bodenlangem Mantel

Fotos von kaiserlichen Soldaten mit Pickelhauben auf dem Kopf gibt es auf jedem größeren Flohmarkt. Doch die kleine Gruppe, deren Bilder ich jetzt auf der „Flohschanze“ an der Feldstraße erstand, die ließ sich stolz an einem besonderen Ort fotografieren: am Hamburger Rathaus nämlich. Was hatte es mit diesen Männern auf sich?

„Ganz altes Album von Uwes Vater“, stand auf der ersten Seite eines kleinen Fotoalbums, welches laut einem Aufkleber bei der Papierhandlung Prühs in der Fruchtallee 3 in Eimsbüttel erstanden worden war. Ich blätterte darin und meine Neugier wuchs, als ich neben Familienfotos aus dem 19. Jahrhundert eben auch Dutzende Soldatenbilder entdeckte. Ich zahlte 15 Euro und schnell war mir klar, dass es sich hier um Angehörige des Infanterie-Regiments „Hamburg“ Nr. 76 handelte. Die wackeren kaiserlichen Krieger hielten nämlich Kreidetafeln mit Regimentsnummer, der Jahreszahl 1912 und lustigen Sprüchen wie „Appell fällt aus – dafür Speck empfangen“ in den Händen. Zwei Jahre später brach der Erste Weltkrieg aus und niemandem im Regiment war mehr zum Lachen zumute. Aber dazu später mehr.

Die Rathauswache befindet sich am seitlichen Eingang zum Rathaushof an der Großen Johannisstraße.
Quandt

Die Rathauswache befindet sich am seitlichen Eingang zum Rathaushof an der Großen Johannisstraße.

Zunächst zum Foto ganz oben: Wir sehen dort einen Unteroffizier und vier Soldaten. Einer der Männer trägt einen schweren „Wachmantel“, ein anderer ein Signalhorn. Der Unteroffizier hat einen Revolver am Gürtel und die Soldaten sind mit jeweils zwei Patronentaschen ausgestattet. Wir haben es hier also mit einer Wachmannschaft zu tun. Die Männer postieren neben einer mächtigen Löwen-Statue, die den seitlichen Nebenausgang des Rathauses „bewacht“. Auf der Rückseite des Bildes steht dann auch: „Auf Rathaus-Wache!“

Bis 1918 bewachten Soldaten das Rathaus

Ja, bis zum Untergang des Kaiserreichs 1918 wurde unser Regierungssitz von bewaffneten Soldaten bewacht. Dabei stand der Mann mit dem dicken Mantel stundenlang vor dem Rathausportal auf Posten und seine Kameraden patrouillierten mit geschultertem Gewehr rund ums Rathaus.

Thomas Hirschbiegel ist der Flohmarkt-Fuchs.
Quandt

Thomas Hirschbiegel ist der Flohmarkt-Fuchs.

Eine kleine Wache hatte die Truppe im Rathaus auch. Und diese  „Rathauswache“ gibt es bis heute noch, sie wird aber nicht mehr mit Soldaten, sondern mit Polizisten besetzt.

Das könnte Sie auch interessieren: Zoff im legendären „Pulverfass“ auf dem Kiez

Aber zurück zu den Soldaten des „76er“ Regiments. Bis 1867 hatte Hamburg ein eigenes Bürgermilitär. Doch dann übergaben die norddeutschen Stadtstaaten die Militärhoheit an Preußen und das Hamburger Regiment wurde aufgestellt. Von der neuen Kaserne an der Bundesstraße in Rotherbaum zog die Truppe 1914 mit klingendem Spiel aus. Aber schon bei der ersten großen Schlacht an der Marne fielen Hunderte Hamburger Soldaten. 1915 starben bei Grabenkämpfen mit Franzosen weitere 13 Offiziere und 423 Mannschaften. Von den 3000 Mann, die 1914 ins Feld zogen, überlebten nur 647 den Krieg. Ob unsere Wachsoldaten wohl dabei waren? 

Die Vorgänger der Hamburger Rathauswache: Mit Pickelhaube und bodenlangem Mantel wurde gefunden bei mopo.de

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *