Drei Topspieler weg, Millionengewinn und verbessert: So hat St. Pauli das gemacht

Drei Topspieler weg, Millionengewinn und verbessert: So hat St. Pauli das gemacht

Es ist in Vergessenheit geraten im Laufe dieser überragenden Saison des FC St. Pauli, der auf Bundesliga-Kurs steuert – und das ist zugleich der beste Beleg für das Phänomen. Die Kiezkicker haben vor dieser Spielzeit drei ihrer besten Spieler an erstklassige Vereine verloren. Eine Schwächung? Denkste. Die Mannschaft ist noch stärker geworden, endgültig aufstiegsreif – und der Verein hat bei der ganzen Sache sogar noch einen statten Millionengewinn eingesackt. Ein kleines Kunststück, das viel sagt über die Qualität im Kader und auch die Arbeitsweise im Klub. So hat St. Pauli das gemacht.

Der personelle Verlust nach der vergangenen Saison war groß und prominent. Zur Erinnerung: St. Pauli hatte mit Lukas Daschner seinen besten Torschützen und Topscorer (neun Treffer, sieben Assists) nach Bochum ziehen lassen müssen, mit Leart Paqarada seinen besten Vorlagengeber (elf Assists, dazu drei Tore), zweitbesten Scorer und für viele besten Linksverteidiger der Liga nach Köln – und darüber hinaus nach dem ersten Spieltag auch noch den Top-Innenverteidiger Jakov Medic abgegeben.

„Es war natürlich eine Herausforderung, die Abgänge von Spielern, die bei uns eine wichtige Rolle gespielt haben, zu kompensieren“, sagt Sportchef Bornemann im Gespräch mit der MOPO rückblickend.

Daschner, Paqarada und Medic haben St. Pauli verlassen

Heute lässt sich sagen: St. Pauli hat die Herausforderung gemeistert. Mit Bravour. Entgegen vieler anfänglicher Zweifel und Unkenrufe.

„Es geht in weiten Teilen sehr gut auf“, sagt Bornemann über die Nachfolge-Regelungen für die prominenten Abgänge. „Das freut uns natürlich.“ Die Kiezkicker spielen noch besser, sind dominanter, konstanter, verteidigen besser. Bornemann sagt: „Die Mannschaft ist insgesamt noch stabiler geworden.“ Sie ist das beste Team der Liga. Trotz der Abgänge – oder auch wegen?

Hauke Wahl als Upgrade für die Abwehr

Zu Saisonbeginn gab es viele kritische Stimmen, dass St. Pauli vor allem Paqarada und Daschner nicht annähernd ersetzt habe. Nur Innenverteidiger Hauke Wahl, der auch angesichts des sich abzeichnenden Medic-Abschieds frühzeitig verpflichtet worden war, schien ein adäquater Ersatz. Längst weiß man: Er ist ein Upgrade.

„Hauke Wahl war quasi unser Toptransfer, bei dem man ziemlich genau wusste, was man bekommt“, so Bornemann. „Mit seinen Stärken passt er sehr gut zu dem Fußball, den wir spielen und ist darüber hinaus ein absoluter Führungsspieler. Diese Personalie ist zu hundert Prozent aufgegangen.“

Ein sportlicher und auch finanzieller Gewinn: während Wahl – stark im Stellungs- und Aufbauspiel – ablösefrei aus Kiel kam, brachte der Verkauf von Medic an Ajax Amsterdam rund drei Millionen ein.

„Einige Entscheidungen wurden mit Skepsis begleitet“

„Natürlich ist es immer das Ziel, einen abgewanderten Topspieler möglichst gleichwertig zu ersetzen“, so Bornemann. „Aber die Zahl entsprechender Spieler ist begrenzt, die Nachfrage hoch und der finanzielle Rahmen entsprechend auch.“

St. Pauli musste andere Wege gehen. Priorität hatten Profile, nicht Namen. „Wir wussten, wonach wir suchen und mussten die richtigen und passenden Spieler finden“, so Bornemann. „Dabei geht es immer auch ein Stückweit um Kreativität, Knowhow, ein gutes Auge, Daten – und am Ende auch den Mut, es dann zu machen.“ Letzteres sagt der Sportchef nicht ohne Grund: „Einige Entscheidungen wurden mit Skepsis begleitet.“

Ritzka und Treu ersetzen Paqarada

Das galt besonders auf St. Paulis Antwort auf den Paqarada-Abgang, die da lautete: Beförderung von dessen Dauer-Back-Up Lars Ritzka und Verpflichtung des großen Drittliga-Talents Philipp Treu.

Lars Ritzka und Philipp Treu (r.) haben Leart Paqarada vergessen lassen.
WITTERS

Lars Ritzka und Philipp Treu (r.) haben Leart Paqarada vergessen lassen.

„Lars Ritzka spielt anders als Leart Paqarada – aber nicht unbedingt schlechter. Er hat einfach andere Qualitäten“, sagt Bornemann. „Wir haben ihm zugetraut, die Linksverteidigerposition zu übernehmen und mit Philipp Treu einen Spieler verpflichtet, von dem wir überzeugt waren, dass ihn seine Entwicklung auch zeitnah auf das entsprechende Niveau bringen wird, um eine Option zu sein.“ Genau so ist es gekommen. Beide sind defensiv und läuferisch stärker als der vor allem offensiv und fußballerisch herausragende Paqarada. St. Pauli dachte bei der Neubesetzung defensiv.

Die Daschner-Rolle des spielstarken Angreifers füllt nach einigen Anlaufschwierigkeiten Johannes Eggestein am besten aus, während sich Marcel Hartel zum Topscorer aufgeschwungen hat, und es fällt nicht negativ ins Gewicht, dass mit Simon Zoller der Last-Minute-Topstürmer verletzungsbedingt noch gar keine Rolle gespielt hat.

St. Pauli hat die entstandenen Lücken schließen können

St. Pauli hat die entstandenen Lücken schließen können – auch mit Kräften aus den eigenen Reihen – und die Leistungsstärke erhöhen können. Das sagt viel über die Trainerarbeit, die Kaderplanung, aber auch das Scouting und die Datenanalyse.

Unter dem Strich lässt sich feststellen, ohne die Klasse und Rolle der Abgänge schmälern zu wollen: Gewinn durch Verlust. „Es gibt nie eine Garantie, dass alles so aufgeht, wie man es plant oder sich wünscht. So ehrlich muss man sein“, sagt Bornemann. „Aber man kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen. In diesem Fall hat vieles sehr gut ineinandergriffen.“ Und deshalb greifen die Kiezkicker jetzt nach den Sternen.

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