Elisabethstadts armenische Wallfahrtskirche birgt eine Erfolgsgeschichte

Elisabethstadts armenische Wallfahrtskirche birgt eine Erfolgsgeschichte

Elisabethstadt – Obschon das Nationale Institut für Kulturerbe (INP) Elisabethstadt/Dumbrăveni bald nach Jahresanfang 2023 die sehr dringende Renovierung seiner armenisch-katholischen Kirche zugesichert hat (die ADZ berichtete), war abzusehen, dass Neujahr 2024 als Frist für den Abschluss der Machbarkeitsstudie wohl kaum eingehalten werden würde. Facebook-Einträge der glücklich davon betroffenen Kirchengemeinde auf ihrem eigenen Account hingegen ließen noch vor Ende des vergangenen Jahres darauf rückschließen, dass die Zeit in dieser Angelegenheit aber auch nicht gänzlich ohne Aktivität verstreicht. Pünktlich zum Marientag am 15. August 2023 wurde in der stark baufälligen Kultstätte der Größenordnung einer ländlichen Kathedrale ungetrübt Kirchweih-Fest gefeiert, nachdem nur einen Monat zuvor Architekt Eugen Vaida und Freiwillige der von ihm gelenkten „Ambulanța pentru Monumente“ das berühmte Baudenkmal armenischer Wallfahrt im siebenbürgisch-sächsischen „Eppeschdorf“ visitiert hatten. Für die kunsthistorische Recherche zur Bestandsaufnahme vor einem tatsächlichen Baustellenbeginn, dessen Zeitpunkt noch nicht feststeht, konnten Dr. Emese Pál und Dr. Zsolt Kóvacs von der Fakultät für Geschichte und Philosophie an der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca (UBB) gewonnen werden. Den Hauptaltar hochbarocker Ausgestaltung datieren sie eindeutig als das erste große Werk von Meister Simon Hoffmayer im späten 18. Jahrhundert, der seinerzeit auch die erzbischöfliche Michaels-Kathedrale zu Karlsburg/Alba Iulia mit einem Ergebnis seiner handwerklichen Fertigkeiten versehen sollte und für die armenisch-katholische Kirche von Elisabethstadt eine Konstruktion für Gebet und Sakraments-Handlungen entwarf, die aller Wahrscheinlichkeit nach dem Hauptaltar der ehemaligen Jesuiten-Kirche Klausenburgs (heute Kirche des Piaristen-Ordens) Tribut zollt.

Sollten Dr. Zsolt Kóvacs und Dr. Emese Pál beim Forschen vor Ort auf den Namen des Erbauers der bildschönen Orgel gestoßen sein, klärt der Auszug ihrer Studie nicht über ihn auf. Detailreich dafür liest sich der auf Facebook publizierte Text bezüglich Inszenierung des Orgel-Prospekts: das Pfeifen-Instrument muss irgendwann im frühen 19. Jahrhundert, spätestens 1827 fertiggestellt worden sein, da die Kirchengemeinde noch im September selben Jahres Könner Pavel Florea aus Birthälm/Biertan mit einer Bemalung in Weiß und Vergoldung etlicher Verzierungen der hölzernen Hülle ihrer Orgel beauftragte. Da er seiner Aufgabe nicht nachkommen konnte und reihum auch zwei weitere Maler namens József Csürös sowie Antal Simay Elisabethstadt trotz Vertragsunterzeichnung mieden, einigte man sich September 1833 während einer Diözesansitzung darauf, Pavel Florea eine neue Chance zu erteilen. Und weil dieser Punkt in späteren Jahren nicht mehr wieder auf der Tagesordnung figurierte, gilt die Autorschaft von Pavel Florea am Prospekt der Orgel in der armenisch-katholischen Kirche Elisabethstadts als wahrscheinlich. Den aus dem tirolischen Lienz stammenden Orgelbauer Wilhelm Hörbiger (1839-1890), der ab 1872 in Siebenbürgen lebte, kreierte und wegen seiner Geschicklichkeit auch als Restaurator berühmt wurde, führt das Archiv der armenisch-katholischen Kirche im magyarischen „Erzsébetváros“ wie selbstverständlich unter dem Vornamen „Vilmos“ Hörbiger. Leider wurden die Metall-Pfeifen dieser Orgel wie andernorts genauso üblich zu Gewehrkugeln für Kampfhandlungen im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Ihre bis dato letzte Generalüberholung einschließlich Rekonstruktion der militärisch bedingten Verluste originalen Materials erfolgte 1924 und kostete 69.500 Lei.

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