Fans provozieren HSV-Trainer: Das Geheimnis hinter Baumgarts Pfiffen

Fans provozieren HSV-Trainer: Das Geheimnis hinter Baumgarts Pfiffen

Vor gut zweieinhalb Jahren machten einige Zuschauer Steffen Baumgart wütend. Der heute 52-Jährige war damals noch Coach des 1. FC Köln und erlebte als solcher während eines Auswärtsspiels in München, wie Zuschauer des FC Bayern mit Leroy Sané einen ihrer Profis auspfiffen. „Ich finde es beschämend, dass überhaupt gepfiffen wird“, polterte Baumgart, der als HSV-Trainer beim 4:0 in Braunschweig nun selbst mit Pfiffen bedacht und provoziert wurde – wegen seiner eigenen Pfiffe am Spielfeldrand.

Wenn einer seiner Spieler seinen im Stadion kaum zu überhörbaren Versuch der Kontaktaufnahme nicht hört oder nicht hören will, gestikuliert und pfeift Baumgart eben noch ein weiteres Mal. Er tut es so lange, bis er den Akteur erreicht, den er erreichen möchte – und so laut es seine Kehle zulässt. So geschah es auch am Samstag in Braunschweig wieder, was bei den Heimfans die Idee eines durchaus provozierenden Scharmützels entstehen ließ.

Als der HSV-Trainer pfiff, pfiffen auch Braunschweigs Fans

Als Baumgart noch während der ersten Hälfte erneut Daumen und Mittelfinger seiner rechten Hand in seinen Mund legte, lautstark pfiff und diesen Vorgang wiederholte, weil der Adressat auf dem Platz zunächst nicht reagierte, ertönten auf einmal hinter der Auswechselbank Pfiffe. Genauer: auf der Westtribüne des ausverkauften Eintracht-Stadions (22.167 Plätze), wo einige Braunschweiger Fans selbst begannen zu pfeifen.


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Immer dann, wenn Baumgart seine Gewohnheit am Spielfeldrand wiederholte, kam die entsprechende Replik von einzelnen Zuschauern, die offensichtlich auf Stänkerei aus waren. In minütlichen Abständen entstand ein Chor aus Pfiffen – zumindest, bis der HSV gegen die Niedersachsen irgendwann haushoch führte, die Braunschweiger Anhänger vor allem mit ihrem Frust über das Ergebnis zu kämpfen hatten und Baumgarts trillernde Anweisungen angesichts des komfortablen Vorsprungs und der guten Struktur im Hamburger Spiel weniger wurden.

„Brauche es für mein Spiel“: Baumgart erklärt Kommandos

Die ebenfalls nicht zu überhörenden Provokationen der gegnerischen Fans hatte der Coach zuvor bewusst oder unbewusst ignoriert, im Nachhinein wird er ohnehin über sie lächeln dürfen. Zumal er im Eintracht-Stadion, das deutlich kleiner und logischerweise auch leiser ist als das Volksparkstadion, mit vielen seiner Pfiffe positiven Einfluss ausgeübt hatte; früher oder später konnte er seine Botschaft an den jeweiligen Profi jedenfalls immer loswerden. Dann nicht mehr mit Pfiffen, sondern brüllend mit Worten.

„Es passiert oft, dass ich pfeife und dann genau der Spieler guckt, den ich meine“, hatte Baumgart bereits vor knapp zwei Monaten gesagt, als seine Pfiffe für die HSV-Fans noch ungewohnt waren. Der Trainer selbst benötigt diese Form des Kommandos einerseits für sich selbst, wie er verriet: „Ich brauche das für mein Spiel und nicht nur das Hin- und Herlaufen in der Coaching-Zone, die sowieso viel zu klein ist.“ Und andererseits nutzt er die Pfiffe, „um Kontakt zu den Jungs zu halten“, um ihnen also zu helfen, zum Beispiel bei der richtigen Positionierung.

Baumgart erreicht mit Pfiffen oft die richtigen HSV-Profis

Es geht Baumgart nicht darum, seinen Spieler zu sagen, wie doof sie doch seien. „Wenn ich reinpfeife, dann hat das meistens einen triftigen Grund“, sagte er vielmehr. In der Regel möchte Baumgart einen Spieler erreichen, der gerade in einer Aktion ist, soeben war oder kurz vor einer aus Trainer-Sicht wichtigen Szene steht. „Es drehen sich ja nicht alle elf um“, hat Baumgart erkannt und erklärt: „Das kann auch nicht mit dem Schiedsrichter abgestimmt sein und hat bisher keinen irritiert.“ Höchstens veranlasst es die Fans des Gegners eben zu kleinen Provokationen.

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In vielen Mannschaften, die Baumgart in seiner Laufbahn als Coach bislang trainiert hat, soll es stets zumindest einen Spieler gegeben haben, der meinte, Baumgarts Pfiffe in aller Regelmäßigkeit überhört zu haben. Zumindest am Anfang einer Amtszeit. Der Ex-Profi ist aus Erfahrung aber sicher, dass die Profis sein Bemühen der Kontaktaufnahme auf dem Platz sehr wohl wahrnehmen. Daran ändert auch ein mit 57.000 Zuschauern besetzter Volkspark nichts. „Und oft“, unterstrich Baumgart unlängst, „treffe ich auch den Richtigen.“

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