Hamburger Senat einig: So soll die neue Köhlbrandbrücke aussehen

Hamburger Senat einig: So soll die neue Köhlbrandbrücke aussehen

War das eine schwere Geburt, aber jetzt ist die Brücke, äh, die Kuh vom Eis: Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) hat den Entwurf der neuen Köhlbrandbrücke vorgestellt, auf den der Senat sich nach langem Hin und Her geeinigt hat. Ein eleganter Schwung, zwei himmelhohe Pylonen, an denen die Brücke an Drahtseilen hängt – die neue Querung wird aussehen wie die große Schwester der alten, nur 20 Meter höher.

Wenn die Bürgerschaft dem Plan zustimmt, bekommt Hamburg bis 2040 eine neue Hafenquerung, für 4,4 bis 5,3 Milliarden Euro. Die Kosten lägen damit laut Melanie Leonhard insgesamt 26 Prozent unter dem lange favorisierten Tunnel. Die alte Brücke wird abgerissen, der Erhalt würde ab 2029 rund zehn Millionen Euro im Jahr kosten.

Die neue Brücke hat es in sich: Die Höhe von 73,50 Meter – so hoch wie die Brücke über den Suezkanal – soll es auch den größten Containerschiffen ermöglichen, drunter durch zum vollautomatisierten Terminal Altenwerder zu fahren. „Die Schiffe aus Asien, die durch den Suezkanal kommen, die sind für uns relevant, die müssen unter der Brücke hindurch fahren können“, so Leonhard. „Wir planen ein Jahrhundertbauwerk mit fast einem Jahrzehnt Bauzeit“.

Leonhard: „Ein Jahrhundertbauwerk mit fast einem Jahrzehnt Bauzeit“

Eigentlich wollte der rot-grüne Senat die Pläne bereits am vergangenen Dienstag vorstellen. Das scheiterte jedoch am Veto von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), dem, so war inoffiziell zu hören, vor allem die Eile aufstieß, mit der das Milliarden-Projekt nach jahrelangen Diskussionen nun plötzlich durchgedrückt werden sollte. Ein Knackpunkt soll auch die Höhe gewesen sein, denn ob die Containerriesen, für die der ganze Aufwand betrieben wird, in Zukunft überhaupt noch nach Hamburg kommen, steht gar nicht fest: Hapag Lloyd, der das Terminal Altenwerder zu einem Viertel mitbetreibt, hat sich mit der Reederei Maersk zusammengetan und die neuen Routenpläne der beiden könnten dazu führen, dass Hamburg nur noch mit kleineren Schiffen angesteuert wird.

Neue Köhlbrandbrücke in Hamburg: Auch um die Kosten gibt es Ärger

Auch um die Kosten gibt es Ärger: Die Umweltinitiative Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V. hat sich an den Bundesrechnungshof gewandt, will wissen, ob der Bund tatsächlich zwei Hamburger Mammutprojekte fördern will, die beide eine Elbbrücke beinhalten: die Hafenautobahn A26 Ost und die neue Köhlbrandbrücke. Beides zusammen würde fünf Milliarden Euro an Förderung kosten, fraglich, ob der Bund so spendabel ist.

Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) stellt ihre Pläne für den Ersatz der in die Jahre gekommenen Köhlbrandbrücke vor.
Lamprecht

Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) stellt ihre Pläne für den Ersatz der in die Jahre gekommenen Köhlbrandbrücke vor.

Seit 2012 war klar, dass die Köhlbrandbrücke, seit 1974 das Wahrzeichen des Hamburger Hafens, nicht ewig halten würde. Die Hafenbehörde HPA hatte erklärt, dass das Bauwerk nicht zu retten sei, woraufhin der damalige Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) den Abriss in der Zukunft verkündete. Erst viele Jahre später kam ein Gutachten an die Öffentlichkeit, laut dem man die Brücke sanieren und ihre Lebensdauer dadurch merklich verlängern könnte.

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Da hatte die mächtige HPA aber schon ihre Lieblingsvision weit vorangetrieben: ein Tunnel sollte die Köhlbrandbrücke ersetzen. Millionen hatten die Planungen für das Bauwerk unter der Elbe verschlungen, bis Melanie Leonhard, in der Pandemie Gesundheitssenatorin, in die Wirtschaftsbehörde wechselte und alles auf den Prüfstand stellte. Die Tunnellösung war wegen astronomischer Kosten vom Tisch – der Baugrund unter dem Köhlbrand hatte sich doch als schwieriger herausgestellt, als offiziell immer verkündet.

Naturschützer wollen Tunneldiskussion neu eröffnen

Dennoch springen Naturschützer in einer ungewöhnlichen Allianz der Hafenwirtschaft bei und wollen die gerade beendete Tunneldiskussion neu eröffnen: „Der Köhlbrand braucht eine solide, keine windanfällige Querung, die ständig gesperrt ist“, heißt es in einer Erklärung von Nabu und BUND: „Ein Tunnel hätte den Vorteil, dass dieser etwa doppelt so lange hält wie eine Brücke. Statt nach 60 Jahren wieder eine neue, klimaintensive Brücke bauen zu müssen, hätte Hamburg die nächsten 120 Jahre eine verlässliche Querung unter dem Köhlbrand hindurch.“

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