Nach HSV-Sieg im Derby: Boldt weiter auf der Kippe – aber ein Kandidat ist wohl raus

Nach HSV-Sieg im Derby: Boldt weiter auf der Kippe – aber ein Kandidat ist wohl raus

Nach diesem Energieschub lechzten sie alle miteinander. Das 1:0 im Stadtduell gegen den FC St. Pauli sorgte gleichermaßen für Stolz und Euphorie im Volkspark, die Diskussion um die Zukunft von Sportvorstand Jonas Boldt aber wird intern auch weiterhin geführt. Die wohl wichtigste Frage in der Angelegenheit: Beeinflusst der in seiner Gesamtheit so emotionale Derby-Triumph die Entscheidung des Aufsichtsrates? Oder hüten sich die Kontrolleure davor, den Prestige-Erfolg zu hoch zu hängen? Nach MOPO-Informationen ist die Stimmung weiter angespannt – und in der Diskussion um eine mögliche Boldt-Nachfrage ist zumindest ein Kandidat wohl raus.

Boldt war nach dem Abpfiff tief gerührt, die Bilder sprachen Bände. Der 42-Jährige war den Tränen nahe, als er sich bei den Fans für die Unterstützung bedankte. Das könnte einerseits mit der verständlichen Rührung und der Wucht dieses Abends zu tun gehabt haben, andererseits aber auch mit einer heftigen Prise Melancholie und Fragen, die Boldt in diesen Momenten durch den Kopf gingen: Wird er so etwas Ähnliches beim HSV noch mal erleben? Oder endet sein Weg im Sommer nach fünf Jahren?

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Er selbst kämpft. Das tut er seit Wochen, so auch diesmal. „Wenn ich die letzten Wochen so sehe und die Unterstützung erfahre, mit den Menschen spreche, mit denen ich arbeite und die hier im Umfeld sind, dann gibt es für die eigentlich auch nur eine klare Meinung“, stellte Boldt klar. Doch ob diese Meinung am Ende auch im Sechser-Rat vorherrscht, darf weiterhin bezweifelt werden.

Wie gehen die HSV-Räte mit dem Derby-Sieg um?

Tunlichst vermeiden wollen die Kontrolleuren, dass es zu einer Duplizität der Ereignisse des Vorjahres kommt. Auch da stand Boldt – nach dem vierten verpassten Aufstieg unter seiner Regie – auf der Kippe. Doch der Saison-Endspurt mit dem so hauchdünn verpassten Sprung ins Oberhaus und die Art und Weise, wie der Verein während der verlorenen Relegation gegen den VfB Stuttgart (0:3, 1:3) zusammenstand, sorgte für ein Umdenken. Boldt und auch der damalige Trainer Tim Walter blieben. Beim nächsten Mal sollte alles besser werden. Die nüchterne sportliche Bilanz nun: Der vermutlich nächste verpasste Aufstieg, neun Zähler Rückstand auf Kiel, acht auf St. Pauli. Im Aufstiegskampf sind das Welten. Ob ein Derbysieg, so emotional er auch war, das wirklich aufwiegen kann?

Dass die Räte eine Liste mit möglichen Boldt-Nachfolgern erstellt haben und diese nach und nach abarbeiten, ist verbrieft. Nicht alle Namen, die darauf stehen, sind bekannt. Aber: Mit Ex-Wolfsburg-Boss Jörg Schmadtke (60) soll es bereits einen Austausch gegeben haben. Felix Magath – der zuletzt von sich aus enorm in die Offensive ging und großes Interesse an einer HSV-Position hat – spielt in den Gedanken der Räte keine Rolle und wird dies wohl auch künftig nicht tun. Das erklärt auch, warum Chef-Kontrolleur Michael Papenfuß der auf der Mailbox hinterlegten Bitte des 70-Jährigen nach einem Rückruf nicht nachkam. Zugegeben, das könnte man aus Sicht des HSV stilvoller und mit einem kurzen Telefonat lösen, zumal Magath einer der verdientesten Spieler der Klubgeschichte ist.

Ex-HSV-Profi Hoogma wurde zuletzt gehandelt

Und noch ein zuletzt gehandelter Name kann voraussichtlich von der Liste potenzieller Boldt-Nachfolger gestrichen werden. Auch zu Nico Hoogma (55) nahm der HSV nach MOPO-Informationen noch keinen Kontakt auf. Der Niederländer und Ex-HSV-Profi steht zwar noch zwei weitere Spielzeiten beim Ehrendivisionär Heracles Almelo unter Vertrag, könnte sich ein Engagement in Hamburg aber durchaus vorstellen. Allein: Gefragt hat ihn noch niemand. Auch nicht am Freitag, als Hoogma zum Derby im Volkspark erschien.

Über allem steht nun die Frage, zu welcher Grundsatzentscheidung die Räte in Sachen Boldt kommen. Dass sich die finanzielle Situation des Vereins unter Boldts Ägide grundlegend positiv darstellt und sich das Zusammenspiel mit den Fans auf hohem Niveau stabilisiert hat, darüber herrscht auch bei den Kontrolleuren Einigkeit. Neben verschiedenen sportlichen Themen (zu später Trainerwechsel in dieser Saison, enttäuschendes Abschneiden trotz des besten Kaders der Liga, zu wenig Entwicklung im NLZ) könnte Boldt auch sein Verhalten gegenüber dem Aufsichtsrat auf die Füße fallen. Das wird aus dem Gremium heraus als mitunter deutlich zu nassforsch beschrieben. Ohnehin sollen einige Räte die Außendarstellung des selbstbewussten Ex-Leverkusen-Bosses als problematisch einstufen.

HSV-Boss Boss gilt als äußerst selbstbewusst

Erst jüngst sorgte Boldt für Stirnrunzeln, als er in Interviews den Eindruck erweckte, auch selbst im Sommer für sich entscheiden zu wollen, wie er seine Zukunft beim HSV sehe. Trotz Vertrages bis Sommer 2025. Zuletzt aber schloss er einen Rücktritt aus und stellte klar: „Ich weiß, dass ich in der Zukunft der Richtige bin.“

Viele Fragezeichen und sechs Kontrolleure, die Antworten liefern müssen. Möglichst zügig, denn bereits am kommenden Wochenende könnte auch die letzte Chance auf den Relegationsplatz futsch sein. Zahlreiche Entscheidungen stehen für Boldt oder seinen Nachfolger an, insbesondere in Bezug auf die Kaderplanung, um den womöglich siebten Anlauf im Unterhaus dann im neuen Jahr endlich mit dem Aufstieg beenden zu können. Dass der Sportvorstand weiterhin kein Signal von Seiten der Räte erhalten hat, bemängelt er ob der Gemengelage zurecht.

Wie werden die HSV-Kontrolleure entscheiden?

Bekommt Boldt eine weitere Chance? Oder darf sich nach all den vergeblichen Versuchen ein anderer an dem großen Ziel versuchen? Am Ende dürfte das an den Alternativen hängen, die sich den Räten bieten. Ein Auslese-Prozess, der so oder so keinen Aufschub mehr duldet und zügig mit einer Entscheidung pro oder contra Boldt enden muss. Denn die Uhr tickt gegen den HSV.

Nach HSV-Sieg im Derby: Boldt weiter auf der Kippe – aber ein Kandidat ist wohl raus wurde gefunden bei mopo.de

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