Robert Kennedy will US-Präsident werden: Ein Mann für alle Impfgegner

Robert Kennedy will US-Präsident werden: Ein Mann für alle Impfgegner

Neben Joe Biden und Donald Trump gibt es mit Robert F. Kennedy Junior einen weiteren bekannten Namen im Rennen um das Weiße Haus. Das freut vor allem Verschwörungstheoretiker. Als Robert F. Kennedy im April 2023 seine Kandidatur verkündete, war bereits klar: Chancen auf das Amt des US-Präsidenten hat er nicht. Doch seitdem hat sich gezeigt, dass er zwar nicht gewinnen wird, aber zum Königsmacher werden könnte. Denn laut einer Reuters/Ipsos-Umfrage hat er landesweit bereits 15 Prozent der Wähler hinter sich versammelt. Bei aktuell 39 Prozent für Amtsinhaber Joe Biden und 38 Prozent für Trump kann jede Stimme für Kennedy Einfluss darauf nehmen, wer Präsident wird. Mit der Verkündung seiner Kandidatin als Vizepräsidentin Nicole Shanahan hat er sich nun schlagkräftige Unterstützung geholt, die in vielen Punkten ähnlich tickt wie er – und weitere Wählerstimmen gewinnen könnte. Das Problem ist allerdings: Die Hürden sind groß, um auch tatsächlich in allen 50 Staaten auf dem Wahlzettel zu erscheinen. Sicher ist das bisher nur in Utah. Sein oberstes Ziel erklärte Kennedy bei der Verkündung seiner Kandidatur: “Die korrupte Fusion zwischen staatlicher und unternehmerischer Macht beenden.” Denn die ruiniere nicht nur die amerikanische Wirtschaft, sondern verschmutze auch die Natur und vergifte die Kinder. “Gemeinsam können wir Amerikas Demokratie wiederherstellen”, ist sich der 69-jährige Neffe des Ex-Präsidenten John F. Kennedy und Sohn des gleichnamigen ehemaligen Justizministers sicher. Bekannter Namen, fragwürdige Ansichten Kennedys Kandidatur mag auf den ersten Blick durchaus attraktiv wirken: Allein der Familienname hat noch immer weit über die US-Grenzen hinaus Strahlkraft. Wer ist der Mann, der sich seit Jahren stark für die Umwelt einsetzt – und zugleich eine große Anhängerschaft bei Verschwörungstheoretikern hat? Robert Francis Kennedy junior wird 1954 in der Hauptstadt Washington geboren und wächst mit zehn Geschwistern auf. Sein Vater, der ehemalige Senator und Justizminister Robert Kennedy, kandidiert ebenfalls für das Amt des Präsidentschaftskandidaten der Demokraten – und kommt 1968 noch während des Vorwahlkampfes durch ein Attentat ums Leben. Robert junior studiert später Politik- und Rechtswissenschaften, schlägt eine Karriere als Anwalt ein. Als solcher machte Kennedy schon früh von sich reden, weil er, lange bevor die drohende Klimakatastrophe in aller Munde war, vor der Verschmutzung des Planeten warnte und vor Gericht für sauberes Wasser kämpfte. Zwischen 1986 und 2017 war er bei der Umweltorganisation NRDC tätig. Das brachte ihm auch Sympathien bei den Grünen in Europa und Deutschland ein: Noch 2018 etwa war Kennedy Gast auf einer Veranstaltung der Grünen im EU-Parlament, die sich mit den Risiken des Pestizids Glyphosat befasste. Trotzdem hat die Bewerbung Kennedys im liberalen Amerika keine Jubelstürme ausgelöst, im Gegenteil: Denn der 69-Jährige ist mittlerweile nicht mehr als Umweltaktivist, sondern als aggressiver Impfgegner und Verschwörungstheoretiker bekannt. Steve Bannon, der rechtsextreme Ex-Berater Donald Trumps, soll laut Informationen des Nachrichtensender CBS schon seit Längerem für Kennedy getrommelt haben. Denn der sei ein “nützlicher Agent des Chaos”, um Anti-Impfkampagnen über das Land zu streuen. Großen Schub durch Corona Kennedys Impfskepsis reicht weit zurück. Bereits seit Anfang des neuen Jahrtausends verbreitet er die falsche Theorie, dass Impfungen im Kindesalter zu Autismus führen könnten. Aus diesem Grund gründete er die Initiative “Children’s Health Defense”, die vor vermeintlichen Risiken von Impfungen warnt. Die Corona-Pandemie brachte Kennedy und seiner Initiative dann Aufwind: Recherchen der Nachrichtenagentur AP zufolge konnte die Organisation im Pandemiejahr 2020 ihren Umsatz auf 6,8 Millionen Dollar (umgerechnet etwa 6,2 Millionen Euro) mehr als verdoppeln. Das Geld nutzte die Organisation, um für ihre Anti-Impfkampagne im Netz zu werben. Kennedy war dabei das Aushängeschild der Initiative, das für politischen Einfluss und einen seriösen Anstrich sorgte. In einer Analyse des britischen “Center for Countering Digital Hate” wurde Kennedy als eine der Topquellen identifiziert, die Falschinformationen über Impfungen im Netz weitergeben. Eigene Familie distanziert sich Im Verlauf der Pandemie wurde Kennedy immer radikaler: 2021 veröffentlichte er das Buch “The Real Anthony Fauci” über den obersten US-Immunologen und Berater des Präsidenten. Darin wirft Kennedy dem Wissenschaftler vor, er wirke an einem “historischen Staatsstreich gegen westliche Demokratien” mit. Im selben Jahr wurde er für seine Falschbehauptungen von den Plattformen Instagram, Facebook und YouTube verbannt. Gern gesehener Gast war Kennedy dagegen bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen: 2020 trat er auch bei einer Veranstaltung in Berlin auf, die von der deutschen “Querdenken”-Bewegung initiiert worden war. Dort wetterte Kennedy nicht nur gegen Impfungen, sondern auch gegen den Ausbau des 5G-Netzes und sprach davon, die Gesellschaft befinde sich in einer Phase, die in die Sklaverei münden werde. Im Januar 2022 hielt er eine Rede, in der er behauptete, die aktuellen Zuständen seien schlimmer als zu Zeiten von Anne Frank. Die junge Frau war 1945 in einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten ermordet worden. Auch wenn sich Kennedy für einige seiner Nazivergleiche entschuldigte, dürften seine Chancen auf einen erfolgreichen Wahlkampf gegen null tendieren. Seine Familie steht schon länger nicht mehr bedingungslos hinter ihm: “Er hat dazu beigetragen, gefährliche Fehlinformationen über die sozialen Medien zu verbreiten, und ist mitschuldig daran, Misstrauen gegenüber der Wissenschaft hinter den Impfstoffen zu säen”, warfen ihm mehrere seiner Angehörigen in einem offenen Brief vor. Veröffentlicht wurde das Schreiben 2019, als in zahlreichen US-Bundesstaaten noch nicht das Coronavirus , sondern wieder die Masern ausgebrochen waren.

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