Russland: Überwacht Putin seine Bürger mit Software aus Europa?

Russland: Überwacht Putin seine Bürger mit Software  aus Europa?

Russland bedient sich zur Massenüberwachung seiner Bürger modernster Mittel. Bei einer Software zur Gesichtserkennung soll eine europäische Firma einen Beitrag geleistet haben. Russland kann sich bei der Massenüberwachung seiner Bürger mit einer Software zur Gesichtserkennung auf die Hilfe einer Firma aus der EU stützen. Das berichtet der österreichische “Standard” unter Berufung auf die Auswertung offizieller Dokumente durch ein internationales Recherchenetzwerk. Besonders betroffen von der Massenüberwachung ist wohl die Bevölkerung der Hauptstadt Moskau . Mehr als 227.000 Überwachungskameras sind in der Stadt installiert, berichtet der “Standard”. Insgesamt sollen es laut Angaben des Ministeriums für digitale Entwicklung in ganz Russland mehr als eine Million Kameras sein, ein Drittel davon sei an eine Gesichtserkennungssoftware angeschlossen. Laut dem “Standard” stammt die Software unter anderem von einem russischen Unternehmen namens Ntechlab. Die Firma ist seit dem vergangenen Jahr von EU-Sanktionen betroffen. Dennoch habe Ntechlab seine Software zur Gesichtserkennung mithilfe der Firma Toloka traniert, die ihren Sitz in den Niederlanden hat. Ahnungslose User trainieren russische Software Dem Bericht zufolge verdient Toloka sein Geld mit einer Plattform, auf der Menschen einfache Klickaufgaben für kleine Centbeträge ausführen können. Darunter falle unter anderem auch, dass die Nutzer Bilder ihrer Gesichter aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Plattform laden können. Für fünf Bilder würden den Nutzern 50 Cent gezahlt, schreibt das Blatt. Die Fotos können dann dafür genutzt werden, etwa eine Gesichtserkennungssoftware zu trainieren. Die Firma Toloka gehöre zum russischen Google-Pendant Yandex, schreibt der “Standard”. Neben dem in den Niederlanden registrierten Unternehmen habe Toloka auch eine Tochterfirma mit Sitz in der Schweiz. Die Schweiz hat sich den westlichen Sanktionen in weiten Teilen nicht angeschlossen. Toloka etwa fällt in der Eidgenossenschaft nicht unter die Strafmaßnahmen. Die russische Firma Ntechlab nutzt das offenbar als Lücke, um Sanktionen zu umgehen. Toloka weist Vorwürfe zurück Andernfalls könnte es sich bei der Kooperation um einen Sanktionsbruch handeln, erklärten EU-Diplomaten dem “Standard”. Rechtsexperten hingegen schätzten den Vorgang als legale Lücke des Sanktionsregimes ein. Toloka hingegen weist die Darstellung des “Standard” zurück: Man habe nie Dienstleistungen für Ntechlab erbracht. Russinnen und Russen bekommen die Auswirkungen des Überwachungssystems schon jetzt zu spüren. Zur Beerdigung des Kremlkritikers Alexej Nawalny Anfang März waren Tausende Menschen zum Ausdruck ihrer Trauer auf die Straßen gegangen. Beobachter werteten das auch als Ausdruck der Ablehnung von Kremlchef Wladimir Putin . Im Zuge der Beerdigung und in den Tagen danach hatte es mehr als 100 Verhaftungen gegeben. Russische Behörden nutzen dazu offenbar auch die Gesichtserkennung der Überwachungskameras.

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