Schüsse auf „Hells Angels“-Boss: Hamburgs mörderisches Frauen-Gespann

Schüsse auf „Hells Angels“-Boss: Hamburgs mörderisches Frauen-Gespann

Die Tat sorgte für großes Aufsehen – weit über die Milieugrenzen hinaus: Im Sommer 2018 wurde „Hells Angels“-Boss Dariusch F. mitten auf St. Pauli angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Er ist seither gelähmt. Arasch R., ehemaliges Mitglied der verhassten „Hells Angels“-Konkurrenten „Mongols“, wurde als Drahtzieher des Mordversuchs bereits verurteilt, genau wie sein Vater. Doch die Auseinandersetzung zwischen den Rockern zieht weitere Kreise: Seit Dienstag müssen sich die Mutter von Arasch R. und seine beiden Schwestern vor Gericht verantworten.

Rachedurst und verletztes Ehrgefühl sollen den Ex-„Mongol“ Arasch R. zu dem Mordversuch auf den „Hells Angels“-Boss Dariusch F. („Dari“) verleitet haben. Selbst ausgeführt hat der Ex-„Mongol“ die Tat jedoch nicht, er saß zu der Zeit bereits wegen anderer Delikte im Gefängnis. Stattdessen setzten Vertraute und Familie sein Vorhaben in die Tat um.

Seine Mutter Store A. (56), seine Schwestern Helei A. (36) und Nadiya R. (35) sind nun wegen Beihilfe zum Mordversuch angeklagt. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass die drei Frauen den Entschluss von Arasch R. teilten, dass der „Hells Angel“ sterben müsse und sie bei der Planung halfen. Vor Gericht verhalten sich die drei Frauen jedoch eher wie auf einem erzwungenen Familienfest: Sie sitzen voneinander entfernt und würdigen sich während der gesamten Sitzung keines Blickes.

Mordversuch in Hamburg: Frauen wegen Beihilfe angeklagt

Laut Anklage sollen sich die Mutter und Schwester Helei A. am Tag vor dem Angriff, am 25. August 2018, an der Suche nach dem späteren Opfer beteiligt haben. Dafür fuhren sie zusammen mit der Freundin von Arasch R., seinem Vater und dem späteren Schützen in zwei Autos durch Hamburg und peilten verschiedene Orte an, wo sie den „Hells Angel“ vermuteten. Sie fuhren unter anderem über die Reeperbahn, den Hamburger Berg und die Talstraße und tauschten sich dabei per Telefon aus, blieben jedoch erfolglos.

Die Verteidiger schirmen ihre drei Mandantinnen vor den Kameras ab.
Viola Dengler

Vor dem Prozess schirmen die Verteidiger ihre drei Mandantinnen vor den Kameras ab.

Die Mutter zeigte dem Schützen währenddessen Fotos des „Hells-Angel“, damit dieser sein Ziel auch erkenne. So heißt es in der Anklage. In der Hein-Hoyer-Straße stieg der Schütze aus und suchte in dem beim Rocker-Boss beliebten Restaurant Palermo nach seinem späteren Opfer. Mit der zweiten Schwester standen die Suchenden dabei in telefonischem Kontakt – für die Staatsanwältin ein klares Zeichen: Auch sie wollte den Tod des „Hells Angel“.

Schütze schießt fünf Mal auf „Hells Angels“-Boss

Am Folgetag organisierte die Mutter ein Telefonat zwischen ihrem Sohn im Knast und seiner Freundin. Es ging dabei um die Umsetzung des Plans, heißt es in der Anklage. Gegen 22.30 Uhr traf sich die Freundin mit dem Schützen, der als Beifahrer in ihrem Auto Platz nahm. An diesem Tag entdeckten sie den auffälligen Bentley des „Hells Angels“ in der Seilerstraße (St. Pauli), sie parkten und warteten.

Als der „Hells Angel“ um 23.50 Uhr das Restaurant Palermo verließ und zu seinem Wagen ging, sollte der Schütze aussteigen und ihn erschießen. Er weigerte sich jedoch, denn der Rocker war in Begleitung. Stattdessen verfolgten sie den Bentley. Eine rote Ampel an der Kreuzung Millerntorplatz und Budapester Straße wurde dem „Hells Angel“ zum Verhängnis.

In der Nacht zum 27. August 2018 wurde ein Mordanschlag auf den Boss der „Hells Angels“ verübt.
Marius Röer

Am Abend des 26. August 2018 wurde ein Mordanschlag auf den Boss der „Hells Angels“ verübt.

Die Projektile trafen den Rocker in Kopf und Oberkörper. Die Freundin und der Schütze flüchteten. Sie fuhr zu der angeklagten Schwester Nadiya R., die sie bereits erwartete und ihr die Tiefgarage öffnete.

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10.000 Euro für ein Leben – das war der Preis, den Arasch R. dem Schützen für die Ausführung der Tat zahlen wollte. Der Ex-„Mongol“ wurde bereits wegen versuchten Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Sein Vater bekam neuneinhalb Jahre, seine Freundin wurde zu zwölfeinhalb Jahren verurteilt. Der Schütze kooperierte und war zudem wegen einer Schizophrenie zur Tatzeit vermindert schuldfähig, er erhielt sechseinhalb Jahre.

Im Falle einer Verurteilung drohen den Frauen drei bis 15 Jahre Haft. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann soll die Freundin aussagen. Sie ist mittlerweile im Zeugenschutzprogramm – weil sie Angaben machte, die die Frauen belasten.

Schüsse auf „Hells Angels“-Boss: Hamburgs mörderisches Frauen-Gespann wurde gefunden bei mopo.de

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