Sommer im April? Grund zur Besorgnis – aber es gibt auch viele Vorteile für die Natur

Sommer im April? Grund zur Besorgnis – aber es gibt auch viele Vorteile für die Natur

Viel zu warm war schon der Februar, und der März reihte sich nahtlos ein. Und im April gab es deutschlandweit bereits Rekord-Temperaturen. Überall blühen bereits Zierkirschen und Tulpen, die Vögel zwitschern begeistert und eigentlich möchte man sich so richtig freuen. Wenn da nicht der nagende Gedanke an den Klimawandel wäre, der die Ursache für das alles ist. Aber man darf sich auch freuen: Das schöne warme Wetter bringt gerade auch überraschend viel Gutes für Pflanzen und Tiere!

„Wir sind im Alten Land mit der Entwicklung derzeit etwa zwei Wochen voraus“, sagt Obstbauer Reinhard Quandt aus Neuenfelde. „Kirschen, Birnen und Pflaumen blühen bereits, demnächst ist es auch bei den Äpfeln soweit.“ Für die Apfelbauern ist das ein guter Start in die Saison, der auf eine hochwertige Ernte hoffen lässt. Wenn es keine schweren Fröste mehr gibt – denn die könnten die Blüten erheblich schädigen. „Das ist hier gerade fast wie in Südtirol oder am Bodensee“, so Quast. Aber es gebe in der nächsten Zeit natürlich noch viele weitere Faktoren, die über die Ernte entscheiden.

Apfelblüte zwei Wochen früher im Alten Land

Laut Deutschem Wetterdienst brachte der März in Hamburg mit 7,7 Grad einen neuen Rekord. Jahresschnitt der vergangenen Jahrzehnte war 3,9 Grad Celsius. Die Sonne schien mit 113 Stunden auch mehr, der Schnitt über viele Jahre liegt bei 101 Stunden. Geregnet hat es unterdurchschnittlich, aber die Böden sind noch sehr nass, weil es über Monate viel Niederschlag gab.

Auch die Insekten freuen sich über die frühe Blüte von Rhododendron und Co.
Florian Quandt

Auch die Insekten freuen sich über die frühe Blüte von Rhododendron und Co.

Für Bienen, Hummeln und andere Insekten ist die frühe Blüte auch von Vorteil. Die Honigbienen der Imker sind bereits in den Obstplantagen im Einsatz und auch in den Ziergärten sind schon viele dicke Hummelköniginnen, Wildbienen und auch erste Schmetterlinge wie der Zitronenfalter unterwegs. Die Insekten freuen sich über blühende Kirschbäume und Birnen oder auch die in diesem Jahr besonders früh blühende Traubenkirsche. Auch die ersten Marienkäfer kriechen aus schützenden Mauerritzen und Laubhaufen hervor.

Amseln in Hamburg haben schon Küken

Bei den Amseln brüten die Weibchen in den Gärten bereits und einige Küken sind auch schon geschlüpft, berichtet Marco Sommerfeld vom Naturschutzbund Nabu. Auch die Kohlmeisen sind voll im Brutgeschäft, „aber das entspricht in etwa der Zeit der vergangenen Jahre und ist nicht früher“. Erstaunlicher sei da schon, dass im Duvenstedter Brook bereits der Kranich-Nachwuchs da ist. Bei den Graugänsen wurden schon am 24. März die ersten Küken in den städtischen Gewässern gesichtet. „Leider wurde uns erneut gemeldet, dass jemand einfach ein Nest mit Gelege in den Kanal geworfen hat“, so Sommerfeld. Und zwar eines von Blesshühnern.

Die Kehrseite der schönen Wärme: Auch Schädlinge fühlen sich sehr wohl, immer mehr wandern aus wärmeren Regionen ein und werden hier heimisch, wie einige Wanzen, Käfer und Wespenarten. Sie verdrängen heimische Arten und machen es oft nötig, dass mehr Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt werden.

Auch Blattlaus und Mücke gefällt die Hamburger Wärme

Außerdem fällt es Blattläusen, Mücken und Gnitzen (Bartmücken) und anderem Getier leichter, die milderen Winter zu überstehen und dann sehr früh in großer Zahl über Pflanzen und Tiere herzufallen. Insbesondere Pferde und Vieh leiden heute immer früher und dann auch übers Jahr länger an Stichen von Gnitzen und Bremsen.

In den Wäldern und auch auf den Rasenflächen in den städtischen Hamburger Parks sind bereits seit einigen Wochen die Zecken aktiv. Und wer die Reste seines Buchsbaums im vergangenen Jahr noch in letzter Minute vor dem Buchsbaumzünsler retten konnte, der stellt fest: die Raupen der Biester sind bereits geschlüpft und fressen wieder gierig drauflos.

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Durch die frühere und vor allem auch explosionsartige Blüte vieler Sträucher und Bäume nach plötzlich warmen Tagen leiden auch viele Menschen stärker unter Heuschnupfen. Das beginnt mit der Hasel, Pappel und Erle schon im Winter und geht dann im Frühling mit der Birke weiter. Auch die gefürchteten Gräser blühen früher und länger. Und die Heuschnupfen-Saison wird von Jahr zu Jahr länger.

Freuen können sich alle Hamburger schon mal auf Spargel und Erdbeeren. Denn die wachsen auch wie verrückt bei der Wärme. Der erste Spargel auf dem Hof Löscher (Winsen) streckte schon am 18. März den Kopf aus dem Boden. „Damit sind wir bis zu zehn Tage früher dran, als in früheren Jahren“, berichtet Spargelbauer Felix Löscher.

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Und auch Löschers Erdbeeren sind früh dran. „Im Tunnel sind sie schon daumengroß und im Freiland startet die Blüte.“ So gibt es die roten Früchte in großer Zahl wohl ab Mitte Mai. Daher freut man sich auf dem Hof an der Elbe über das warme Wetter. „Jetzt müssen die Kunden noch viel Appetit auf Spargel bekommen, dann bin ich rundum zufrieden. Und kann vielleicht sogar früher in Urlaub gehen.“

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