Trends und Rekorde des rumänischen Kunstmarktes

Trends und Rekorde des rumänischen Kunstmarktes

Trotz des rezessiven und inflationären wirtschaftlichen Kontexts war 2023 ein erfolgreiches Jahr für den rumänischen Kunstmarkt. Der bereits veröffentlichte Jahresbericht des Auktionshauses Artmark gibt einen Überblick über die Entwicklung der Trends auf dem rumänischen Kunstmarkt im letzten Jahr. 

Für Artmark stellte das Jahr 2023 eine neue Glanzleistung dar: 50 Auktionen das dritte Mal in Folge. Mit einem im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgehenden Gesamtumsatz von 10,2 Millionen Euro, davon 9,1 Millionen Euro im öffentlichen Verkauf, ergänzt durch über 1,1 Millionen Euro im Privatverkauf, und einer durchschnittlichen Zuschlagsquote von 70 Prozent, um 2 Prozent weniger als 2022, schloss das Auktionshaus A10 by Artmark das Jahr doch solide und erfolgreich ab. Diese Ergebnisse bestätigen die Marktzuwächse der Vorjahre in verschiedenen Kunstbereichen. 

Außerdem beging das Auktionshaus letzten Frühling seine 15. Gründungsfeier mit zwei feierlichen Auktionsveranstaltungen klassischer und moderner, beziehungsweise zeitgenössischer Kunst, wie auch das Erreichen der Marke von insgesamt 500 organisierten Auktionen im Laufe seines gesamten Bestehens. Die Online-Live-Plattform von Artmark feierte ihre zehnjährige Existenz. 

Modernismus und Impressionismus wieder im Fokus

2023 war das Jahr, in dem das in den letzten drei Jahren stagnierende Marktsegment der klassischen und modernen Kunst, im Vergleich zum Aufschwung der Nachfrage nach Gegenwartskunst, wieder kräftig in den Vordergrund rückte. Hervorzuheben wären bedeutende Verkäufe einiger Vertreter des rumänischen Modernismus und Impressionismus, die thematische Rekorde erreichten oder ältere hielten, wie etwa Nicolae Tonitza („Mädchen mit rosa Schleife“ für 110.000 Euro und „Bildnis eines Kindes, Nineta Gusti“, für satte 42.500 Euro – ein neu aufgestellter Rekordpreis für ein kleinformatiges Gemälde), Gheorghe Petrașcu („Innenansicht mit Familienporträt“, 35.000 Euro) Francisc Șirato („Innenansicht mit Mohnblumen und Gänseblümchen“, „Lila im Innenraum“ und „Aussicht aus Baltschik“ für jeweils 22.000 Euro), Jean Alexandru Steriadi („Boote im Hafen von Deauville“, 19.000 Euro) oder Camil Ressu („Bei der Ernte“, 17.000 Euro).

Neue Preisrekorde

2023 erreichten mehrere rumänische Künstler durch besonders hohe Zuschlagspreise ihren persönlichen Höhepunkt, was ihre Verstärkung auf öffentlichen Auktionen anbelangt. Erwähnenswert wären der Bildhauer Oscan Han (Akt „Nach dem Bad“, 16.500 Euro) und der symbolistische Bildhauer Ion Faur-Schmidt, der einen Künstlerrekord mit der Goetheschen Szene „Faust und Mephisto“ (5000 Euro) errang. Zwei persönliche Rekorde wurden auch für zeitgenössische Bildhauerei aufgestellt: Ioan Pârvan mit „Die großen Harlequins“ (30.000 Euro) und Felix Aftene mit „Cronos“ (26.000 Euro). 

Drei der klassischen Künstler mit absoluten Rekorden sind Ștefan Luchian für das teuerste Werk in Pastellfarben („Unschuld“, 26.000 Euro), dann wurde ein persönlicher Rekord von Carol Popp de Szathmari für „Eleganz“ (Porträt von Martha Bibescu, 7500 Euro) vermeldet, während Constantin Lecca 10.000 Euro für „Porträt von Eufrosina Lecca“ erzielte.

Der Marktbereich der zeitgenössischen Kunst entwickelte sich gut und erzielte ebenfalls einige absolute Preisrekorde für die Künstler, die die Kunstszene und den Kulturmarkt prägen. So schaffte Horia Bernea letztes Jahr zwei aufeinanderfolgende Rekorde, die mit dem Zuschlagsbetrag von 28.000 Euro für „Gartenabend“ gipfelten. Für eine der ersten Werke aus der Reihe „Galaxie“ von Horia Damian wurden als bester bisheriger Auktionspreis 22.000 Euro erzielt.

Historische Sammlerstücke

Der Markt für Kunstobjekte ist nicht nur auf die Hochkunst beschränkt, sondern er wird durch  rumänische Volkskunst, altrumänische und kirchliche Kunst ergänzt und von historischen Sammlerstücken, alten Buch- und Sonderausgaben für Bibliophile, Karten, Manuskripten usw. abgerundet. Diese Bereiche haben wiederum Konsolidierung und Dynamik erwiesen, wobei besondere Stücke verdientermaßen außergewöhnliche Ergebnisse erzielten. 

Um einige Beispiele zu nennen, wurde letztes Jahr die aus dem 16. Jahrhundert stammende kaiserliche Ikone auf Holz „Deisis“ für 17.000 Euro verkauft, den höchsten Preis, den eine Ikone hierzulande je erzielt hat.

Besonders stark vertreten war die Kategorie alte Bücher, die im Vorjahr einige absolute Rekorde brachte. Die ersten zwei Plätze in der Rangliste der teuersten alten rumänischen Bücher belegt „Die Bibel aus Bukarest“, 1688 gedruckt, und zweimal im selben Jahr verstärkt: Zuerst vergangenen April für 50.000 Euro zugeschlagen und dann für nur 36.250 Euro vorigen Juli, aufgrund des Erhaltungszustands. Den dritten Höchstpreis erlangte mit 16.000 Euro „Das Predigtbuch von Govora“, 1642 gedruckt.

Den Preisrekord in der Sparte Manuskripte hält mit 10.000 Euro ein Heft des Philosophen Emil Cioran ungefähr aus dem Jahr 1940 inne, der einen Teil seines Buches „Abenddämmerung der Gedanken“ enthält und die teuerste Karte war mit 6000 Euro „Tabula Peutingeriana“, entstanden 1598. 

Eine weitere historische Rarität, die einen neuen Höchstpreis erzielte, und zwar 6500 Euro, war der  Kupferstich mit dem Bildnis des Fürsten Michael des Tapferen im Profil, der 1601 von Egidius Sadeler dem Jüngeren angefertigt wurde.

In den letzten Jahren hinzugefügte Kategorien, wie etwa Militärsammlerstücke, Numismatik und Medaillen beziehungsweise Sammlungsweine und insbesondere -whiskys, verzeichneten im Berichtszeitraum Zuwächse von der Anzahl der verstärkten Stücke her: von bescheidenen drei Prozent in der Sparte Geschichte und Militärsammlerstücke, zu sechs Prozent in Numismatik und Medaillen, bis hin zu beeindruckenden 40 Prozent im Fall der Sammlerweine und -whiskys. Im Vergleich dazu verringerten sich mittlerweile die Lose der traditionell nachgefragten Kategorien wie altrumänische Kunst, Schmuck oder klassische Autos.

Zugleich sind Investoren des Kunst- und Sammlermarktes deutlich auf Qualität (zuallererst), aber auch auf die Vervielfältigung ihres Portfolios ausgerichtet.

Dekorative Kunst und Luxusgegenstände

Auch die sogenannten „niederen“ oder dekorativen Künste – von Möbeln und Designerstücken bis hin zu Jugendstil-Glaswaren und Art-Déco- oder Bauhaus-Goldschmiedekunst – konnten  2023 großen Erfolg vorweisen. 

Die Kategorie des Vintage- oder Designerschmucks glänzte mehrfach und erregte Aufsehen mit Ergebnissen wie etwa einem für 20.000 Euro zugeschlagenen Tennisarmband aus Weißgold mit Diamanten, einer prächtigen, für 17.000 Euro verkauften Halskette aus Weißgold mit Diamanten und einer mit 58 Diamanten verzierten Damenuhr aus Weißgold, signiert von Jaeger LeCoultre, die der Tochter des Ceaușescu-Diktatorenpaares gehörte (14.000 Euro). 

Die Auktionen für Markenuhren, eine durch elegante Spitzenklassenexemplare wiederbelebte Kategorie, brachten ebenfalls außergewöhnliche Ergebnisse.

Bieter aus über 30 Ländern

Die große Vielfalt an Kunstobjekten und Sammlerstücken, davon einige ausländischen Ursprungs, andere mit internationalem Ruhm, lockte Auktionsteilnehmer aus über 30 Ländern und verschiedenen Kulturen außerhalb Rumäniens an. In der Reihenfolge der Teilnehmeranzahl waren die meisten Online-Bieter in Deutschland ansässig, gefolgt von Kunstliebhabern aus Frankreich, Israel, USA, Monaco, Bulgarien, Österreich, Kroatien, Ungarn, Zypern, Serbien, Türkei, Großbritannien, China, Schweiz, Italien, Republik Moldau, Slowenien, Niederlande, Belgien, Kanada, Slowakei, Spanien, Polen, Griechenland, Ukraine, Dänemark, Portugal, Schweden und Südafrika. 

Mehr Teilnehmer und Gebote

Die allmähliche Gewöhnung der Kulturkonsumenten – Sammler oder Gelegenheitsliebhaber von Kunstdingen – an die Online-Teilnahme an Auktionen mittels der Artmark-Plattformen markierte 2023 eine beispiellose Steigerung ihrer Interaktionen mit dem Kunstmarkt. Somit wurde im Zeitraum 2022-2023 ein Anstieg der Anzahl der Online-Gebote von über 23 Prozent (von 10.000 auf 12.800 Gebote) verzeichnet, während vom Gesamtwert her die online registrierten Gebote vom vorigen Jahr, die sich auf 17,2 Millionen Euro belaufen, jene aus 2022 in Höhe von 10,5 Millionen Euro um 63,8 Prozent überstiegen. 

Die Erhöhung des durchschnittlichen Online-Gebots um 32,5 Prozent, vom Durchschnittswert von 1040 Euro im Jahr 2022 auf einen Durchschnittswert von 1378 Euro letztes Jahr, spiegelt das stetig wachsende Vertrauen der Bieter in die Zuverlässigkeit der Online-Plattform wider.

Dem Jahresbericht ist dabei auch zu entnehmen, dass die regelmäßige Auktionsbeteiligung von jungen Bietern in der Altersgruppe zwischen 18 und 40 Jahren zur Selbstverständlichkeit wurde und mit insgesamt 830 Teilnehmern einen Anstieg von acht Prozent in Bezug auf 2022 erfuhr.

Im Kontext dieses technologischen Zeitalters hat Artmark voriges Jahr eine vollautomatische Online-Plattform mit einem von künstlicher Intelligenz betriebenen Auktionskommissar eingeführt, die intuitiv, in einem ausschließlich zeitgesteuerten System funktioniert. Auf dieser wurden 2023 insgesamt 12 Auktionen gehalten. Diese neue Möglichkeit, Gebote abzugeben, soll den Zugang zum Kunstmarkt demokratisieren, vereinfachen und verbilligen.

Artmark belegt von der Anzahl der verstärkten Kunstobjekte und vom Gesamtumsatz her den zweiten Platz im Kunsthandel Osteuropas und verfügt über die größte Kunstförderungsplattform im osteuropäischen Kunstmarkt. Das Auktionshaus setzt sich zum Ziel, nicht nur den Handel mit Kunstgegenständen und historischen Kostbarkeiten, sondern auch die Ausstellung und Zugänglichkeit der Kunst für das breite Publikum, sowie die Bildung dessen Geschmacks für Kunst mittels der größten Kunstveranstaltung in Rumänien, „Art Safari“ in Bukarest zu fürdern, wobei es mit Museen und Sammlern aus dem ganzen Land und Ausland zusammen arbeitet, durch regelmäßige kleinere Ausstellungen von historischen Raritäten aus seiner Sammlung zu Nationalfeiertagen oder Jubiläen, sowohl an seinem Sitz im Bukarester Cesianu-Racoviță-Palast, als auch auf der Gaudeamus-Buchmesse usw. 

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