Trotz maroder Schienen: Bundeswehr setzt auf die Bahn

Trotz maroder Schienen: Bundeswehr setzt auf die Bahn

Die Bundeswehr setzt beim schnellen Transport von Material auf die Bahn. Doch die hat mit einem veralteten Schienennetz zu kämpfen. Derzeit rollen Hunderte Militärfahrzeuge durch Deutschland, im Rahmen der “Quadriga”-Übung der Bundeswehr. Das Ziel: Strategische Verlegungen von Truppen in Europa zu trainieren. Denn wenn es zu einem Ernstfall an der Ostflanke der Nato kommt, wird Deutschland zum Drehkreuz für Materialverlegungen aus einigen Teilen Europas. Jetzt soll überprüft werden, wie sich die Kolonnen auf Autobahnen und Landstraßen verhalten. Doch eigentlich will die Bundeswehr so wenig wie möglich auf Straßen unterwegs sein. Sie setzt auf die Bahn. Transporte auf der Schiene sollen bevorzugt werden. Sie können zum Beispiel schwere Lasten wie Panzer aufnehmen. “Unsere Präferenz ist, auf Schiene zu verlegen, nicht auf Straße. Beim Straßentransport gibt es automatisch mehr Ausfälle von Fahrzeugen. Und Kettenfahrzeuge sind wenig für Straßen geeignet”, zitiert das ZDF das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr. Einen Monat Vorlauf bei Verlegungen Doch ganz einfach ist das Unterfangen nicht: Militärtransporte müssen etwa einen Monat vorher bei der DB Cargo angemeldet werde, so das ZDF. Geregelt werde die Zusammenarbeit in einem 2018 geschlossenen Rahmenfrachtvertrag. Demnach habe sich die DB Cargo verpflichtet, 300 Waggons und Lokomotiven für mehr als 1.300 Militärtransporte pro Jahr vorzuhalten. Der Vertrag – Kostenpunkt etwa 200 Millionen Euro für zwei Jahre – soll dem Bericht zufolge Ende 2024 auslaufen. Bei einem Ernstfall dürfte die lange Vorlaufzeit und die Genehmigung von Transporten eher hinderlich sein. Dafür ist nach ZDF-Kenntnis aber vorgesorgt worden. Im Fall, dass die als Nato-Speerspitze bekannte Very High Readiness Joint Task Force aktiviert wird, haben Militärtransporte Vorrang – im Vertrag soll von einem Expresszuschlag die Rede sein. Nicht nur die Bundeswehr darf im Ernstfall die deutschen Bahnschienen benutzen. Auch Einheiten aus Nato- und EU-Mitgliedsstaaten sowie UN-Truppen seien im Vertrag eingeschlossen. Die USA hätten außerdem eigene Vereinbarungen mit der DB Cargo getroffen. Die Nato-Staaten Deutschland, Polen und die Niederlande arbeiten derzeit an einem sogenannten militärischen Schengen, dass Grenzübertritte von Militärkonvois erleichtern soll. Ein erster Schritt ist ein Korridor, über den unbürokratisch Militärmaterial nach Polen und von dort an die Ostflanke oder die Ukraine gebracht werden soll. Derzeit müssen diese noch von der Bundespolizei überprüft werden. Problem der maroden Schienen Selbst eine Vertragsverlängerung und ein Korridor sind aber kein Garant, dass die Truppen auch rasch an die Ostfront kommen. Im Dezember hatte eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Matthias Gastel im Bundestag zutage gebracht, wie es um das Schienennetz gestellt ist. Die Zahl der Langsamfahrstellen habe sich demnach zwischen Juli 2022 und 2023 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. “249 solcher Abschnitte zählte die Bahn am Stichtag, dem 30. Juni. Im Vorjahr waren es 131, 2019 bloß 64”, zitierte der “Spiegel” aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums. Hauptgrund für die hohe Unzuverlässigkeit ist das an vielen Stellen überlastete und marode Schienennetz und die damit verbundenen zahlreichen Baustellen. “Im Jahresdurchschnitt fuhr fast jeder zweite Fernverkehrszug durch mindestens eine Baustelle”, sagte Bahnchef Lutz der Nachrichtenagentur dpa. Während die Zahl der Fahrgäste stieg, ging das Angebot aufgrund der hohen Baukapazität deutlich zurück. Die Betriebsleistung sank 2023 um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hoffnung auf Vermittlungsverfahren Am Willen zur Verbesserung fehlt es nicht, eher an den Mitteln. Die Deutsche Bahn pocht bei der Reform eines Gesetzes zur Finanzierung der Schiene auf mehr Tempo. “Ein zügiger Abschluss des Vermittlungsverfahrens zwischen Bund und Ländern ist wichtig für uns”, sagte der Konzernbeauftragte für die gemeinwohlorientierte Infrastruktur, Tobias Heinemann, am Mittwoch. Das Gesetz sei Voraussetzung dafür, dass Bahnhöfe und das Schienennetz schneller und unkomplizierter modernisiert werden könnten. Das Bundesschienenwegeausbaugesetz steckt im Vermittlungsausschuss, nachdem es im Bundesrat keine Mehrheit bekommen hatte. Mit der Gesetzesreform will die Bundesregierung vor allem die Finanzierung von Instandhaltungsmaßnahmen auf dem Schienennetz sicherstellen. Bei der aktuellen “Quadriga”-Übung sind 12.000 Soldaten eingesetzt, 3.000 Fahrzeuge sind 30 Luftfahrzeuge. Nur für sich genommen, ist Quadriga 2024 die größte Übung deutscher Landstreitkräfte seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Die übergeordnete Nato-Übung “Steadfast” ist die größte sei dem Ende des Kalten Kriegs. Sie dauert noch bis Ende Mai. Das große Finale von “Quadriga 2024” im Mai von der 10. Panzerdivision bestritten. Über den Land-, See- und Luftweg geht es nach Litauen , dass zukünftige Haupteinsatzgebiet der Bundeswehr im Ausland. Dort wird dann der geschlossene mechanisierte Einsatz mit Kampfpanzern und Schützenpanzern geübt.

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