Unterkünfte in reichen Hamburger Stadtteilen: Die Proteste sind einfach nur ignorant

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Eine Unterkunft für Obdachlose in Niendorf, ein geplantes Flüchtlingsheim in Flottbek, Nachverdichtung für Wohnraum ebenfalls in Niendorf: Drei Probleme der Stadt, die auf Widerstand bei den vorwiegend wohlhabenden Anwohnern stoßen. Sie fürchten sich um ihre Sicherheit, vor baulichen Veränderungen im Viertel und um die Werte ihrer Grundstücke. Das ist nicht nur ignorant, es macht mich wütend.

In Hamburg fehlen nach Schätzungen des Mietervereins etwa 50.000 Wohnungen. Täglich kommen Geflüchtete in die Stadt und suchen Schutz. Die Lage am Hauptbahnhof ist elendig, die Menschen brauchen dringend Hilfsangebote. Händeringend werden freie Flächen gesucht, um Notunterkünfte zu schaffen, um irgendwie für Entlastung zu sorgen. Doch sobald es darum geht, auch eher reichere Stadtteile in die Problemlösung miteinzubeziehen, wird lautstark protestiert, mit Klagen gedroht.

In Flottbek bringen sie ihre Anwälte bereits in Stellung

Als öffentlich wurde, dass ein kleiner Teil der Trinker vom Hauptbahnhof künftig in Niendorf betreut werden soll, klagte eine Mutter bei einer Veranstaltung, sie würde sich jeden Abend vor Sorge um ihre Kinder in den Schlaf weinen. Andere sorgten sich um einen möglichen Wertverfall ihrer Immobilien.

In Flottbek bringen Anwohner ihre Anwälte bereits in Stellung und die FDP möchte gerne, dass die geplante Flüchtlingsunterkunft auf dem Parkplatz des Loki-Schmidt-Gartens auf die andere Seite der Osdorfer Landstraße verlegt wird. Nach Iserbrook. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Geflüchteten etwas weiter weg sind von den ansässigen Villenbesitzern, sondern auch, dass die Kinder anderen Schulen zugeteilt werden. Und wir reden hier über eine Unterbringung von etwas mehr als 120 Flüchtlingen. Zum Vergleich: Allein die Unterkunft am Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg hat deutlich über 500 Plätze. Und dort ist es eine von vielen, in den Elbvororten sind es genau null. Außer man rechnet Bahrenfeld aus irgendeinem Grund hinzu …

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In einer Demokratie braucht es Widerspruch, ganz klar. Aber hier geht es nicht darum, einen groben Fehler handelnder Politiker zu verhindern, sondern schlicht um Egoismus. Was die Klagenden offenbar nicht mehr sehen: Bei den Entscheidungen, die da aktuell getroffen werden, geht es um Menschenwürde und ums Gemeinwohl. Es gibt da diesen Reim, der das Gefühl transportiert, das bei den Protesten mitschwingt: „Heiliger Sankt Florian, verschon‘ mein Haus, zünd‘ and’re an!“  

In Niendorf haben sie rote Schals als Zeichen des Protests an ihre Einfamilienhaus-Gartenzäune geknotet. Man möchte ihnen zurufen: Nehmt doch bitte FDP-Gelb. Das wäre wenigstens ehrlich!

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