Wiedereröffnung des Klausenburger Apothekenmuseums im Mauksch-Hintz-Haus

Wiedereröffnung des Klausenburger Apothekenmuseums im Mauksch-Hintz-Haus

Groß war die Enttäuschung der Klausenburger und hämisch die Polemik mancher Medien im Herbst 2018, als die im denkmalgeschützten Mauksch-Hintz-Haus an der Nord-Ost-Ecke des Haupt- bzw. Marktplatzes (Piața Unirii) seit 1954 bestehende „Pharmaziehistorische Sammlung“ ihre Türe schließen musste. Der Grund dafür war, dass der Hauseigentümer Dr. med. Georg Hintz (Frankfurt am Main) am Gebäude aus dem 16. Jahrhundert umfangreiche bauliche Sanierungsmaßnahmen geplant hatte. Mitglieder seiner Familie haben nämlich 2008, als Ergebnis mehrjähriger juristischer Anstrengungen, das historische Gebäude vom Staat rückerstattet bekommen, das vor der Enteignung (Verstaatlichung) durch die kommunistische Regierung im Jahr 1949 nicht nur das Wohnhaus der Familie Hintz, sondern – seit zwei Jahrhunderten – auch die Apotheke ihrer Vorfahren beherbergte. Nachdem er das Objekt von seiner Familie übernommen hatte, kümmerte er sich um die fällige fachkundige Renovierung des ganzen Gebäudes, wofür der erfolgreiche Augenarzt erhebliche – ausschließlich eigene – finanzielle Mittel einsetzte. Mut, viel Geduld und vorbildliches Engagement waren notwendig. Seine private Initiative machte nicht nur die Millioneninvestition, sondern ein energie- und zeitaufwendiges (2018-2024), professionell geführtes und beharrlich umgesetztes Projektmanagement erforderlich. 

Das Anwesen war in der Nachkriegszeit durch unsachgemäße Renovierungen stark beschädigt worden. Nach der Verstaatlichung hatte man das Eckhaus im ehemaligen Verkaufsraum (Offizin) durchbrochen und so einen Fußgängerdurchgang gebildet. Jahre später war sogar der Marmorbodenbelag der Geschäftsräume mit Presslufthammer zerstört worden. Für ihn als Investor erwies sich es als Glücksgriff, dem deutsch-rumänischen Kooperationsbüro Planwerk, das unter der Leitung von Benjamin Kohl in Stadtplanungs- und Architekturprojekten in ganz Rumänien aktiv ist, den Auftrag zu erteilen. Das kompetente Team aus einer Vielzahl von Designern stand oft vor großen Herausforderungen, ebenso wie die Baufirma Weberbau, die mehr als 70 Mitarbeiter am keineswegs alltäglichen Projekt beschäftigte, sagt Rudolf Tibor Weber, der Unternehmensdirektor. Schließlich gestalteten die bekannten Innenarchitektinnen Xénia Furu und Klára Véer die Räumlichkeiten der alten Apotheke und des Kellergewölbes ideenreich komplett neu. Sie äußerten ihre Freude darüber, dass das Hintz-Haus die touristischen Attraktionen der Stadt bereichert, zumal es eine Seltenheit im Land sei, dass ein Eigentümer ein denkmalgeschütztes Gebäude in Eigenregie renoviert und dabei vorbildliche Arbeit leistet.

Das Eröffnungsevent

Die Mühe aller Beteiligten hat sich jedenfalls gelohnt, unerwartet groß war das öffentliche Interesse am Ereignis, als am 15. Januar 2024 um 17 Uhr – zur Freude zahlreicher Bürger – die grundsanierte, moderne Einrichtung, die in „Apothekenmuseum“ (Muzeul Farmaciei) umbenannt wurde, für das breite Publikum ihre Türen öffnete. Bedingt durch den Andrang, erhielten die Besucher erst in 15er-Gruppen kostenlos Eintritt. Somit bildete sich eine fast 100 Meter lange Warteschlange vor der Eingangstür, was für ein Museum ausgesprochen ungewöhnlich ist. Geduld war gefragt, die später reichlich belohnt wurde. Bereits um 13 Uhr fanden in einem erweiterten Kreis geladener Gäste im geräumigen, modern sanierten Dachgeschoss des Hauses, das bemerkenswerterweise auch offiziell „Casa Hintz“ genannt wurde, der offizielle Eröffnungsakt der Organisatoren und die Mitteilung an die Presse statt. 

Als Erster erläuterte Dr. Felix Marcu in seiner Eröffnungsrede als Direktor des Siebenbürgischen Nationalen Geschichtsmuseums (Muzeul Național de Istorie a Transilvaniei, MNIT), dass die Räume, in denen sich das Apothekenmuseum befindet, auf der Grundlage eines Jahresvertrags gemäß der rumänischen Gesetzgebung gemietet werden würden. Der Eigentümer versicherte ihm, die Vereinbarung werde jedes Jahr verlängert, damit die wertvolle Sammlung ihre Heimat beibehalten könne. Direktor Marcu zeigte sich erfreut über den Erfolg der Sanierungsarbeiten: „Ziel des Apothekenmuseums ist die Erforschung und Präsentation der Gesundheits- und Krankheitsgeschichte Siebenbürgens. Dieses sei Teil der Geschichte nicht nur von Klausenburg, sondern von ganz Siebenbürgen“, sagte der Historiker. Innovative Bildungsprogramme zielen darauf ab, ein breiteres Publikum anzulocken und ein tieferes Verständnis des vom Museum präsentierten historischen und kulturellen Erbes zu vermitteln. 

Das alles war sehr im Sinne des Hauseigentümers, der in seiner Ansprache kurz auf die Geschichte des Hauses und seines Projektes einging und allen Beteiligten, für das bereits Erreichte seinen Dank aussprach. Dr. Georg Hintz sagte bei der Eröffnungsfeier, dass es ihn „sehr freue, dass diese kulturelle und touristische Attraktion nun der Stadt zurückgegeben wird, wo einst meine Vorfahren gelebt und gearbeitet haben“. Bei der Rückerstattung des Gebäudes an die Familie Hintz habe der Gerichtsbeschluss auch besagt, dass das MNIT die pharmaziehistorische Sammlung im Erdgeschoss und Keller des Gebäudes evakuieren müsse. „Ich habe das Haus 2017 von meiner Mutter und meinen Onkeln, die meist über 80 Jahre alt sind, übernommen. Der Verkauf stand im Raum, jedoch die ersten Erfahrungen mit Interessenten haben mich in eine andere Richtung gelenkt.“ Die vorgesehene Kündigung zur Räumung hatte er abgelehnt und stattdessen mit der Leitung der pharmaziehistorischen Sammlung verhandelt. Und sie haben es geschafft, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und eine Einigung zu erzielen, betonte George Cupcea, stellvertretender Direktor des MNIT. Zahlreiche Vertreter der städtischen Administration, der kulturellen Einrichtungen, Universitäten, Museen, Vereine, Verlage, Presse und Medien  und verschiedene Organisationen waren am 15. Januar zugegen und nahmen an den ersten Führungen durch die Museumskuratorin teil, wie auch am Stehempfang mit Häppchen und feinem Tropfen aus Großpold. 

In ihrer Ansprache dankte die Museumskuratorin Dr. Ana Maria Gruia allen Anwesenden, Förderern und vor allem ihrem Team für das Geleistete und gewährte Einblick in ihre Vision von der Rolle ihrer Einrichtung. Sie stellte auch zwei Gäste aus Valencia (Spanien) vor: Vertreterinnen des gemeinnützigen Vereins „Aromas Itinerarium Salutis“ (AIS), der 2021 mit dem Ziel gegründet worden war, das materielle und immaterielle europäische Erbe im Zusammenhang mit der Pharmaziegeschichte der Apotheke zu vernetzen und die Kommunikation in der euro-mediterranen Region zu fördern. Somit entstand die Idee einer „Europäischen Route der historischen Apotheken und Heilgärten“, um den interkulturellen Dialog, den Tourismus und die Pflege der Traditionen auf dem Gebiet der Aromastoffe und der Pharmaziekunst zu fördern. Dr. Gruias Bewerbungsvortrag im März 2023 in Rijeka (Kroatien) über eine mögliche Inklusion Klausenburgs/Cluj-Napoca in die Kulturroute der historischen Apotheken und Kräutergärten war erfolgreich, denn ab Mai wird das von ihr geleitete Apothekenmuseum erstes Mitglied aus Rumänien in dieser Organisation werden. 

Kurzgeschichte der Apotheke

Das längliche Eckgebäude gegenüber der evangelisch-lutherischen Kirche, das erst seit etwa 1760 die Apotheke beherbergt, stammt wohl aus dem 15.-16. Jahrhundert. Vorher hatte sich die Apotheke in einem Gebäude des Häuserrings befunden, der die Michaeliskirche seit dem Mittelalter umgab. Das Gründungsjahr der ersten städtisch verwalteten Apotheke ist urkundlich nicht belegt, vermutlich entstand sie spätestens Mitte des 16. Jahrhunderts, nach jenen von Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Brașov und Bistritz/Bistrița. Die Stadtverwaltung hatte sie um 1700 privatisiert, und die ersten Eigentümer waren Zipser aus Oberungarn: Jakob Foith und Samuel Schwartz bzw. ab 1752 dessen Geselle und Käsmarkter Großneffe Tobias Mauksch (1727-1802). Der privilegierte und erfolgreiche Apotheker Mauksch erwarb das Eckhaus als geeigneten Standort für seine prosperierende Apotheke und seine kinderreiche Familie. Er ließ das Gebäude um 1766 in barockem Stil umgestalten. Über seine Söhne Tobias Samuel und Johann Martin bzw. dessen Tochter Mathilde Augusta Mauksch (Enkelin von Tobias) wurde die Apotheke weitervererbt (1835). Sie heiratete den in Schäßburg/Sighi{oara gebürtigen evangelisch-lutherischen Stadtpfarrer Georg Gottlieb Hintz (1808-1876), einen Freund Stefan Ludwig Roths. Die Apotheke wurde viele Jahre durch Pächter geleitet, bis der gemeinsame Sohn Georg Joseph Hintz (1840-1890) die Leitung 1863 übernahm. Dieser erhielt seine Ausbildung daheim, in Hermannstadt und Miskolc. Danach studierte er in Wien und kehrt von dort als erster siebenbürgischer Apotheker mit dem Doktorgrad heim. Fortan trug die Apotheke seinen Namen und diente auch als Lehrstätte für Pharmaziestudenten der Klausenburger Universität, wo Dr. Hintz als Professor der pharmazeutischen Technik unterrichtete. Auch sein Sohn Dr. György Károly Hintz II. (1874-1956) und sein Enkel György Hintz III. (1912-1989) führten den traditionellen Beruf als Apotheker erfolgreich fort und ließen ihr Geschäft mehrfach erneuern. Die Familie Hintz verlor aber 1949, quasi über Nacht, durch Enteignung durch den Staat ihr Wohnhaus samt Apotheke. Das kommunistische Regime schloss die Apotheke; die Familie Hintz wohnte nun zur Miete in ihrem ehemaligen Eigentum. Die Räumlichkeiten der altehrwürdigen Apotheke wurden vorübergehend für andere Zwecke (Brotladen) missbraucht, bis sie fünf Jahre später in ein Museum umgewandelt wurden. 

Vorgeschichte des Museums

Sein Ururgroßvater, erzählt Dr. Georg Hintz in einem Interview, soll mit dem Sammeln von alten Apothekengefäßen, Mörsern, Büchern, Manuskripten und Rezepten begonnen haben. Sein Sohn schenkte diese Sammlung 1934 dem Institut für Geschichte der Medizin. Leider ging die Sammlung nach dem Krieg verloren, außer einigen wenigen Objekte in der Sammlung des bekannten Arztes und Apothekers Prof. Dr. Gyula Orient. Dieser war der Initiator für die erste Ausstellung seiner etwa 2500 Objekte umfassenden pharmaziehistorischen Sammlung, die 1917 im damaligen Landesmuseum des Siebenbürgischen Museumsvereins (Erdélyi Múzeum-Egyesület) in der Villa des Grafes Imre Mikó zur Schau gestellt wurde, allerdings nur ein Jahr lang. Nach Kriegsende ging dann die Sammlung an das Institut für Geschichte der Medizin der Medizinischen Fakultät über. Die Professoren Gyula Orient (1869-1940), Jules Guiart (1870–1965) und Valeriu Lucian Bologa (1892–1971) haben bleibende Verdienste in der Weiterentwicklung dieser Sammlung erworben, die schließlich am 20.1.1954 eröffneten „Pharmaziehistorische Sammlung”, in der verstaatlichten Hintz-Apotheke, zur Ausstellung gelangte. Mit diesem Projekt wurden Prof. Bologa und sein Assistent, der Arzt Dr. Sámuel Izsák (1915-2007), der spätere Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Medizin und Pharmazie, beauftragt. Letzterer sammelte, zusammen mit dem Hermannstädter Kunsthistoriker und Museographen Dr. Julius Bielz (1884-1958), landesweit in den verstaatlichten Apotheken alte und wertvolle Objekte, Apothekenausstattung, Werkzeuge, Gefäße, Stempel, Bücher, Schriften, medizinische Instrumente und vieles mehr. Dr. Izsák richtete gleich zwei solche Sammlungen ein, 1952 in Hermannstadt, in der ehemaligen Fabritius-Apotheke „Zum Schwarzen Bären“ am Kleinen Ring, und 1954 in Klausenburg. 1963 soll dann die Verwaltung der Sammlung von der Medizinischen Fakultät an MNIT übergegangen sein. Den Bestand pflegte und erweiterte die Museografin Dr. Eva Crișan weiter, wobei darin kaum Exponate aus der ehemaligen Mauksch-Hintz-Apotheke waren. Umso erfreulicher ist die jüngste, überraschende Entdeckung von Apothekenzubehör, bestehend hauptsächlich aus gläsernen Behältnissen und Gefäßen im ehemaligen Eisgewölbe im Innenhofs des Hintz-Anwesens. Anlässlich der archäologischen Ausgrabungen, unter der Leitung von Dr. Zsolt Csók, kamen aber auch andere Artefakte zum Vorschein, zum Beispiel Mauerreste aus der Römerzeit im Keller sowie der „Münzschatz“ in zwei böhmischen Heilwasserflaschen aus Steinzeug aus dem 19. Jahrhundert. Die 972 Silber- und Goldmünzen scheinen eine private „Geldrücklage“ zur Zeit der Cholera in den Jahren 1873 gewesen zu sein, die dann in Vergessenheit geraten war. 

Das neue Museum

Beim Betreten des Apothekenmuseums gelangt der Besucher zunächst in den Vorraum mit Kellerabgang und dann in einen Raum, in dem sich früher der Verkaufsbereich der Hintz-Apotheke befand. Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand hier der Verkauf statt, sodass heute entsprechende Objekte ausgestellt sind. Der Raum des neuen Büros verfügte früher über beeindruckend bemalte Schränke, einen Tresen und Stühle, auf denen Kunden bequem warten und plaudern konnten, bis das vom Arzt verordnete Arzneimittel angefertigt worden war. Der Raum war auch mit dem Inneren des Hauses, dem Büro (alte Offizin) und dem Labor verbunden. Hier, im Erdgeschoss, sind alte Rezept- und Fachbücher, Apothekensiegel, Werkzeuge, Mörser, Waagen, Gefäße, Pressen, Laborinstrumente, Medikamente bzw. Roh- und Ausgangsstoffe zur Herstellung von Arzneimitteln zu bestaunen. Im Raum, in dem die Materialien gelagert wurden, sind weitere bemalte Möbel ausgestellt. Das alte Büro ist der Raum, in dem im 18. Jahrhundert Arzneimittel verkauft wurden. Es handelt sich um einen mit symbolischen Gemälden und Inschriften  reich geschmückten Raum, der später als Büro genutzt wurde. Auf dem Tisch in der Raummitte sind die interessantesten Materialien pflanzlichen, mineralischen, aber auch tierischen (Hirschgeweihpulver, Biberdrüsen, Krebsaugen, Apothekerskink, Spanische Fliege etc.) und sogar menschlichen Ursprungs (Mumienpulver) ausgestellt. So ist auch ein aus Glühwein und exotischen Gewürzen hergestelltes „Liebeselixier“ vorhanden. Die Möbel wie auch die vielfältigen Arzneimittelbehälter aus Holz, Glas, Keramik, Fayence, Porzellan oder Metall, transparent, lackiert oder farbig bemalt, stammen aus alten Apotheken. Zweifelsfrei sind die wichtigsten Dekorationen des Saals die Wandgemälde, ein seltenes Beispiel profaner Barockdekoration aus dem 18. Jahrhundert. Diese stellen Apothekensymbole dar, etwa den Asklepios-Stab mit zwei Schlangen, den Baum des Lebens und einen Kranich mit einem Stein in seinen Klauen – ein Symbol der Wachsamkeit – und Füllhörner, Sinnbilder des Wohlstands. Die Renovierungskosten der Wandmalereien der alten Offizin aus 1766 übernahm Dr. Hintz, für die Restaurierung der bemalten Möbel sowie der historischen Ausstellungsstücke kamen mit einem Anteil von drei Vierteln (1,1 Millionen Lei) das rumänische Kulturministerium und mit dem Rest der Museumsträger (MNIT) selbst auf.

Die letzte Station im Erdgeschoss ist das neue Büro, wo interaktive Tafeln dazu einladen, mehr über das Leben und Werk der bekanntesten Eigentümer – Tobias Mauksch, Johann Martin Mauksch und Dr. Georg Joseph (György József) Hintz – zu erfahren. In der Vitrine sind Waagen und Gewichte, Gläser, Mikroskope, ein Homöopathieset, Briefmarken, Medikamentenschachteln etc. ausgestellt. Im Schrank befinden sich alte Arzneimittelbücher sowie Apothekerurkunden; daneben steht auch Prof. Bologas Büste. Im ersten Kellerraum lagerten früher licht- und temperaturempfindliche Substanzen: Öle, tierische Fette, Mineralwässer, Wein, Essig. Entsprechende Behälter sind in den Vitrinen zu sehen, allerdings ohne individuelle Beschriftungen. Das symbolische Labor, in dem zahlreiche Werkzeuge und Geräte zur Herstellung von Medikamenten ausgestellt sind, ist nach funktionalen Kriterien gruppiert: So gibt es unter anderem zum Zerkleinern bzw. Mörsern, Mahlen, Sieben, Destillieren, Kochen, Dekantieren sowie für die „heiße Zubereitung“ verwendete Gläser, Pfannen, Schüsseln, aber auch für kalte Präparation (via Perkolator) von Medikamenten eingesetzte Utensilien zu bestaunen. Ebenda befindet sich ein kleiner interaktiver Raum, in dem etwa 100 Jahre alte Fotos der Familie  Hintz (angefertigt von der Fotografin Gabriella Hintz, geb. Boros), Ehegattin des Apothekers Dr. György Hintz II. und Kurzfilme (Dokus) u.a. über die Geschichte des Hauses und dessen Sanierung präsentiert werden.

Ein wichtiger Teil der Kellerausstellung ist die Sammlung medizinischer Instrumente, die Exponate enthält, die in Krankenhäusern von Klausenburg etwa vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1980er-Jahre verwendet wurden. Die Objekte sind nach medizinischen Fachgebieten gruppiert: Zahnmedizin, Augenheilkunde, Röntgendiagnostik, Chirurgie etc. Ob diese Ergänzung eines Apothekenmuseums sinnvoll, zweckdienlich und wirklich bereichernd ist, ist diskussionswürdig, und das müssen letztlich die Besucher beurteilen. Eine ähnliche, konkurrierende museale Sammlung wurde erst 2021 an der Klausenburger Medizinischen Universität eröffnet. Insge-samt sind die sieben Ausstellungsräume des Museums auf einer Gesamtfläche von 312 Quadratmetern wesentlich geräumiger als früher, modern und interaktiv gestaltet, wo die Interessierten viel Wissenswertes über die Pharmazie, die Mauksch-Hintz-Apotheke und über archäologische Funde im Haus wie auch über medizinische Ausstattung von Praxen und Kliniken vergangener Zeiten erfahren können. Ein Teil des Erdgeschosses wurde bereits vom Inhaber an eine Buchhandlungskette vermietet, und die Errichtung eines Kulturcafés im Innenhof ist gerade in Vorbereitung. 

Auch wenn es für Museumsbesucher im Verborgenen bleibt, soll der neu erstellte Bestandskatalog des Museums erwähnt werden, vor allem, weil es sich hierbei um eine einmalige Leistung der Kuratorin Dr. Ana Maria Gruia handelt. Die engagierte Historikerin und Museografin hatte das staatlich geförderte Forschungsprojekt Pharmatrans (pharmatrans.mnit.ro) vor wenigen Jahren ins Leben gerufen und leitete ein Team von zehn Mitgliedern mit dem Ziel, den Gesamtbestand des Apothekenmuseums mit aktuell mehr als 7000 Objekten zu erfassen, diese mit wissenschaftlichem Anspruch zu erforschen und zu beschreiben. Das Ergebnis ist ein siebenbändiger, außergewöhnlich umfangreicher (3200 Seiten) Katalog. Dieses gelungene, vorbildliche Werk in englischer Sprache ist mit qualitativ hochwertigen Abbildungen illustriert und mit gut dokumentierten Begleittexten und Kommentaren versehen, das auch online zugänglich ist (pharmatrans.mnit.ro/en/catalogue/) und bestimmt manche Kollegen mit Neid erfüllen dürfte.

Ort der Begegnung und gelebter Museumspädagogik

Nicht nur einen Rückblick in die Vergangenheit der Heilkunde soll das Museum ermöglichen, sondern es soll Besucher aller Generationen ansprechen und zum Mitdenken und Hinterfragen anregen. Somit wird, laut Leiterin, das Museum ein Ort der Begegnung und der gelebten Museumspädagogik werden, wo die jüngeren Besucher in begleiteten Aktivitäten miteinbezogen werden, wobei ihre Fantasie, Neugierde und Experimentierlust angeregt werden sollen. Geplant sind fachkundig begleitete „Bastelstunden“ mit Kindern, die spielerisch die Herstellung von Seifen, Kerzen, Süßigkeiten und sogar Parfümen „erlernen“ bzw. ausprobieren können. Gerade dieser Aspekt und die Mission der Einrichtung, ein durchdachtes didaktisch-pädagogisches Konzept anzubieten, unterscheidet das neue Museum sehr stark von den etablierten Museen. Bereits jetzt können Jung und Alt im mittleren Raum in einem speziellen Schränkchen mit vielen Fächern versuchen, einige der ehemals als Arznei- und Genussmittel (Gewürze) verwendeten Materialien anhand ihres Geruchs und Aussehens zu erraten. Kinder durften unlängst sogar „Liebeselixier“ zusammenmixen, sehr zu der Begeisterung vielleicht künftiger Chemiker und Apotheker. 

Zu den weiteren Vorhaben zählt auch, die Ausstellungsobjekte großzügiger zu beschriften und die Inschriften (derzeit nur auf Rumänisch und Englisch) mehrsprachig zu gestalten, und das soll auch für Broschüren (Flyer) und Audioguide-Erklärungstexte gelten, sehr den Erwartungen ungarischer und deutscher Besucher entgegenkommend. Auch in dieser Hinsicht wird sich das neueröffnete Klausenburger Apothekenmuseum (muzeulfarmaciei.mnit.ro) mit zeitgemäßem Geist der Mehrsprachigkeit und in der Qualität des Angebotes im Rang deutlich über den anderen ähnlichen Einrichtungen Siebenbürgens, in Hermannstadt, Kronstadt, Großwardein/Oradea und Schäßburg positionieren und somit einen führenden Platz einnehmen. Das Mauksch-Hintz-Haus, eines der Juwelen der Klausenburger Innenstadt – in dem sich das moderne Apothekenmuseum befindet – ist auf einen Schlag zu den attraktivsten Sehenswürdigkeiten der „schatzvollen Stadt“ aufgestiegen. 

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