Wort zum Sonntag: Ausersehen zum Gehorsam

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Der zweite Sonntag nach Ostern hat als Thema Jesus, den guten Hirten. Der Titel Gottes als Hirte, der Israel hütet wie Schafe, sowie auch das Bild des ungläubigen Volkes als verstreute Herde ohne Hirten, durchziehen die Bücher des Alten Testaments von Anfang bis zum Ende. Wenn sich Jesus als guter Hirte zu erkennen gibt, bringt er also nicht etwas Neues, sondern erhärtet, was alle Israeliten schon immer gewusst, was sie aber oft, dem Zeitgeist folgend, abgelehnt haben. Jesus aktualisiert das Verhältnis Gottes als Hirte zu den Menschen als Schafen für den Neuen Bund und der Apostel Petrus macht in seinem ersten Brief deutlich, dass dieses in gleicher Weise für die bekehrten Heidenchristen gilt, somit auch für uns.

Wenn ich im Frühjahr über Land fahre und an den Berghängen die zahlreichen Schafherden mit ihren Hirten sehe, überkommt mich jedes Mal ein wohliges Gefühl der Sicherheit, denn hier ist die Welt in Ordnung, es braucht kein Schaf sich vor drohenden Gefahren zu fürchten, denn der Hirte wacht und sieht voraus. Bilder des himmlischen Friedens sehe ich da und bin froh, auf Menschenweise auch ein Schaf zu sein, das zur Herde des guten Hirten gehört. In mir festigt sich immer mehr die Einsicht, dass mir tatsächlich nichts anderes aufgegeben ist, als ein- und auszugehen und zu tun, was mir vor die Hände kommt. Über das Zukünftige und die größeren Zusammenhänge wacht der Hirte und wird schon alles zum Besten kehren.

Die Vollmacht der Lehre Jesu lässt auch gar keine andere Haltung zu, als die des Vertrauens und des Gehorsams. Jede Kritik und auch jeder Zweifel an der Autorität des Heilands oder an seinen Weisungen machen einen Fortschritt im geistlichen Leben unmöglich, weil sie den Glauben untergraben. Mir geht es so, dass, wenn ich eine Bibelstelle literarkritisch oder historisch-kritisch betrachtet habe, mir von dieser Stelle an jenem Tag keine Botschaft mehr zukommt. Der wissenschaftliche Befund legt sich hinter den Text wie eine undurchsichtige Folie hinter ein Fenster, so dass man nur noch dieses selbst betrachten kann und darin das eigene Spiegelbild, aber nicht mehr die Aussicht, die das Fenster ermöglichen will.

Weil Jesus ein so guter Hirte ist und die Seinen bis zur Hingabe des Lebens liebt, da-rum will auch ich mich bemühen, ein gutes Schaf zu sein, dass ihm nicht zusätzliche Sorgen bereitet. Lieber will ich mit den anderen achtundneunzig unbeachtet in der Wüste gelassen werden, statt als verirrtes Schaf die ganze Aufmerksamkeit des Hirten auf mich zu lenken. Gerade weil ich die Vergebung kenne, strenge ich mich an, sie möglichst selten erbitten zu müssen. Der Kummer des liebenden Gottes ist nicht geringer als der Kummer des liebenden Menschen, wenn er betrogen wird, und die Vergebung der Schuld fällt beiden gleich schwer. Jesus ist mein Hirte und mein Retter. Ich aber will mich viel lieber von ihm leiten lassen als retten.

Ich weiß, Jesus Christus ist für mich gestorben, durch sein Blut bin ich reingewaschen von meiner Sünde und durch den Glauben bin ich vor Gott gerecht. Ich weiß aber auch, dass Jesus der gute Hirte ist, der bei mir ist alle Tage bis ans Ende. So bin ich nun in der glücklichen Lage, als neugeborener Mensch, rein und gerecht und durch den Geist geheiligt, als Schaf seiner Herde mein restliches Leben führen zu können. Dafür will ich ihm danken mit eifrigem Gehorsam und will alles meiden, was mich wieder in Irrtum und Verlorenheit zurückwerfen könnte. Es reicht, dass mein Heiland aus Liebe zu mir einmal gestorben ist. Mein neues Leben sei seinem ewigen Leben gewidmet, er sei mein Hirte und ich sein folgsames Schaf. Amen.

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