Wort zum Sonntag: Erhebendes Gedenken

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Zwischen Kreuzestod und Auferstehung Jesu war eine Zeit der Trübsal und der Trauer für all die Seinen. Gezänke und Spott hatten aufgehört, die hohen Priester und Ältesten hatten ihr Ziel erreicht, die Soldaten hatten ihren Mutwillen ausgetobt, das Volk hatte sein Schauspiel gehabt. Pilatus konnte erleichtert aufatmen. Totenstille war in Jerusalem eingekehrt. Das Bild der schmerzerfüllten Mutter mit ihrem leblosen Sohn auf den Knien ist der wortlos treffende Ausdruck jener Stimmung. Erst gegen Abend lockerte Josef von Arimathäa die eingetretene Lähmung, indem er um den Leichnam Jesu bat, ihn vom Kreuz abnahm und ihn gemeinsam mit Nikodemus in sein eigenes neues Grab legte. Frauen beobachteten stumm den Vorgang.

Es sind die empfindlichen Gemüter, die jetzt noch in der Niedergeschlagenheit zwischen Tod und Auferstehung kontemplierend verweilen, während die glaubensstarken Praktikanten des Evangeliums eher zielstrebig vom Kreuz direkt zum leeren Grab übergehen: Heldenhaft hatte Jesus gelitten, heldenhaft hatte er den Tod von sich abgeschüttelt und das unvergängliche Leben ans Licht gebracht. Und wir Christen sind an seiner Seite, sein Sieg ist unser Sieg und sein Tod rettet uns vom Tod. Dieser vorhergesagte aber nicht geglaubte wunderbare Ausgang der Tötung Jesu hat ein für allemal die menschliche Perspektive auf den Tod verändert. Nur Hoffnungslose können jetzt noch traurig so tun, als sei mit dem Sterben alles aus. 

Gerade aber die leibliche Auferstehung Christi, die eine Vorbildung unserer eigenen ist, zeigt uns an, dass wir die Zwischenzeit nicht achtlos überspringen sollten, sondern dem toten Leib, der seiner Verherrlichung entgegengeht, die gebührende Ehre erweisen. Diesbezüglich geben uns die Männer und Frauen aus dem Kreise Jesu durch ihren Umgang mit seinem leblosen Leib ein Beispiel, wie auch wir mit unseren Toten umgehen sollen. Nicht nur das Heil kommt von den Juden, sondern auch viele heilsame Gepflogenheiten, unter denen die sorgfältige Vorbereitung und Grablegung der Toten im Hinblick auf den Tag, an dem sich die Gräber auftun und die Leiber der Entschlafenen aufstehen und herausgehen werden.

Ein neues Grab, in dem noch nie jemand gelegen hatte, musste es sein, in das Jesus gelegt wurde, gesalbt mit wohlriechenden Ölen und gewickelt in ein neues, reines Leinentuch. Ihm, dem Ebenbild des unsichtbaren Gottes, dem Erstgeborenen vor aller Schöpfung, gebührt es, in allem der Erste zu sein; er ist auch Anfang und Haupt der Kirche. Das hat für die Christen zur Folge, dass sie sich bemühen, in ihrem Alltag, in ihren Feiern und bei allen Gelegenheiten Jesus Christus die Ehre zu geben und ihm den Vorrang zu lassen. Kein Tag beginnt ohne Lobpreis Christi, keine Versammlung ohne die Bitte um seinen Beistand, und dem heiligen Abendmahl geht Fasten voraus, damit die Aufnahme Christi in uns einen neuen Anfang setze.

Jesu Leidensweg und Tod zeigen der Menschheit die einzige Art und Weise, wie diese der Sünde verfallene Welt überwunden werden kann. Selbst ohne die Auferstehung ist der Weg Christi mit Selbstentäußerung, Erniedrigung und Gehorsam Gott gegenüber ein erfolgreicher Siegeszug gegen die Mächte des Bösen. So wird das Gedenken an Schmerz und Traurigkeit in erhabene Feierlichkeit gewandelt, bei der es einmal nicht um Essen, Trinken und Tanzen geht sondern um Besinnung und Selbsterkenntnis. Für Christen ist der Kreuzweg und siegreiche Tod Jesu Grundlage der Lebensführung und Gegenstand der Verkündigung. Kein Raum ist mehr da für Verzagtheit und Zweifel, der gute Ausgang gibt dem Glauben Gewissheit. Amen.
 

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