Bieterkrieg um Bahnhofsrenovierung

Herkulesbad – Am Mittwoch wurde der Schlussstrich unter die Angebote zur Generalüberholung und Restaurierung des Bahnhofs von Herkulesbad, einer der schönsten Rumäniens und das einzige neobarocke Bahnhofsgebäude gezogen. CFR Instrastructur˛ meldete, dass sich zwei Firmen für die Ausführung der Arbeiten beworben haben, eine aus dem Speckgürtel von Bukarest, aus Voluntari (SC CMA Construct Development), sowie ein Konsortium aus einer Marmaroscher (SC GDO MOV Impex SRL) und einer Bu-karester Firma (GLB Transark SRL).

Für die Renovierung, Restaurierung und teilweise Umgestaltung des Hauptbahnhofgebäudes und einiger Nebengebäude stehen aus dem „Program Transporturi 2021-2027“ rund 19,3 Millionen Lei zur Verfügung. Die Firma, die von CFR Infrastructura noch als Ausschreibungsgewinnerin festzulegen ist, hat dann 26 Monate für die Durchführung sämtlicher Arbeiten zur Verfügung, davon allein neun Monate für die Ausarbeitung der technischen Projekte und die Planung der Arbeiten.

Das Hauptgebäude steht auf der Denkmalliste Rumäniens. Da keine der beiden Firmen über eine Akkreditierung verfügt, denkmalgeschützte Bauten zu renovieren, muss dieser Teil wohl mittels Untervertrag an eine qualifizierte (also beim Kulturministerium akkreditierte) Firma abgegeben werden, was durchaus im Bau- und Renovierungswesen Rumäniens mangels ausreichend für Restaurierungen qualifizierter Firmen üblich ist (im Banat kann man die autorisierten Firmen für die Renovierung denkmalgeschützter Bauten an den Fingern einer einzigen Hand abzählen – und es bleiben sogar noch zwei oder drei Finger frei). Für die Restaurierung des Hauptgebäudes muss zudem auf Kosten des Ausschreibungssiegers ein im Denkmalschutz qualifizierter Experte herangezogen werden. Es geht nämlich sowohl um die „Restaurierung von Innenschmuck/-stuckatur (vor allem die ursprünglichen Wandmalereien und Mosaiken sollen wiederhergestellt werden, wozu auch Künstler herangezogen werden müssen), als auch um die Kompletterneuerung der Installationen des markanten Baus, der ursprünglich ein Jagdpavillon von Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) war und 1878-1886 nach Plänen des Architekten A. D. Serres und als eine Art Kopie eines Jagdschlosses der Maria Theresia aus dem 18. Jahrhundert konzipiert wurde. Als 1878-79 die Bahnlinie Temeswar-Josephstadt – Orschowa – Grenze zur Walachei (bei Vârciorova) gebaut wurde, wurde das kleine Jagdschloss des Kaisers und großen Eisenbahnliebhabers aus dem Hause Habsburg zu einem Bahnhofsgebäude umfunktioniert, wo nach Fertigstellung des Schifffahrtskanals mit Treidelbahn beim Eisernen Tor (SIP, auf dem heute serbischen Ufer der Donau) der Herrscher des Königreichs Rumänien (Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen), der junge König von Serbien (Aleksandar I. Obrenovi) und Kaiser Franz Joseph von Österreich-Ungarn abstiegen, um im Casino von Herkulesbad den Nutzungsvertrag dieses Donauabschnitts zu unterzeichnen.

Kurzum, die Absicht besteht, dem „Kaiserbahnhof“ sein ursprüngliches Aussehen wieder zu verleihen. Was auch hieße, dass das gegenwärtig in der Bahnhofshalle befindliche hässliche Mosaik aus proletkultistischen Zeiten verschwinden muss. Die Wiederherstellung des Ursprünglichen soll bei allem Komfort, den man von einem Warte- und Empfangssaal eines Bahnhofs im 21. Jahrhundert erwarten sollte – bis hin zur Bahnhofsuhr und den Innentreppen, die es da gibt, geschehen.

In den Nebenbauten dieses für eine 6000-Einwohner-Ortschaft großen Bahnhofs, der zudem an einer der Haupt-Eisenbahnmagistralen Rumäniens (die Magistrale 900 Temeswar-Nord – Craiova – Bukarest Nord – Konstanza) liegt, soll ein Aus- und Fortbildungszentrum fürs Eisenbahnpersonal eingerichtet werden. Dabei sollen alle Fassaden restauriert, die Innenräume aber dem neuen Zweck angepasst – lies: dazu umgebaut – werden. Die beabsichtigten Renovierungsarbeiten betreffen aber auch den Bahnsteig und alle technischen Bahnhofseinrichtungen, die die Sicherheit des Zugverkehrs gewährleisten sollen, desgleichen eine reibungslose Abwicklung der Abfertigung der Fahrgäste.

Bis allerdings die eigentlichen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten beginnen, dürfte noch einige Zeit vergehen. Denn die beiden Bieterfirmen sind nicht bei ihrer ersten Konfrontation im Bereich. Beide hatten auch einen Bieterwettbewerb für die Renovierung des Bukarester Nordbahnhofs ausgetragen und eine Entscheidung, wer schlussendlich den Auftrag bekam, traf zuletzt ein Bukarester Gericht… Es war die Firma aus Voluntari.

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