Boom-Stadtteil mit Potenzial: Warum es sich lohnt, nach Bramfeld zu schauen

Boom-Stadtteil mit Potenzial: Warum es sich lohnt, nach Bramfeld zu schauen

Eine Straße wie ein „reißender Fluss“, ein Stadtteilzentrum, dessen Name klingt wie ein berühmter Vampir und Vögel, die ungefähr so viel Krach machen wie die Bagger auf den unzähligen Baustellen im Stadtteil: Bramfeld ist sehr viel spannender als seine ellenlange Chaussee, die sich von Norden nach Süden durch den riesigen Stadtteil zieht. Warum es sich lohnt, hier zu leben, und gerade immer mehr Familien herziehen, haben die MOPO-Reporter von drei echten Experten erfahren.

Eigentlich ist Bramfeld ein Dorf. Glaubt man kaum, wenn man die vielen mehrgeschossigen Wohngebiete und unzähligen Einkaufsmöglichkeiten sieht, aber bis zum Zweiten Weltkrieg bestand es aus vielen großzügigen Höfen mit Gutshäusern, drumherum große Felder für die Landwirtschaft, mit noch nicht einmal 10.000 Einwohnern. Als nach 1945 immer mehr Menschen aus den zerbombten Stadtteilen nach Bramfeld kamen und eilig Wohnblöcke hochgezogen wurden, veränderte sich der Charakter des Stadtteils.

„Wir glauben erst an die U5, wenn sie da ist“

Erinnerungen an die Dorfzeiten sind heute versteckt zu finden. „Ältere Bramfelder sagen immer noch, sie gehen ins Dorf, wenn sie zum Einkaufen auf den Marktplatz gehen“, sagt Gudrun Wohlrab (59), die das Stadtteilarchiv leitet und sich wie kaum jemand anderes mit den Bewohnern und der Geschichte von Bramfeld auskennt. Gemeinsam mit ihren Kollegen Klaus-Dieter Wach (71) und Sigrid Schorsch (70) führt sie die MOPO-Reporter durch den Stadtteil.

Auf die Frage, was die Bramfelder derzeit am meisten beschäftigt, antworten alle drei direkt: „Der Bau der U5 natürlich!“

Florian Quandt
In Bramfeld gibt es viele ruhige Wohnstraßen, die besonders bei Familien sehr beliebt sind.

In Bramfeld gibt es viele ruhige Wohnstraßen, die besonders bei Familien sehr beliebt sind.

Florian Quandt
Das „Brakula“ ist das beliebte Kulturzentrum an der Bramfelder Chaussee.

Das „Brakula“ ist das beliebte Kulturzentrum an der Bramfelder Chaussee.

Florian Quandt
Überall wurden in den vergangenen Jahrzehnten Wohnblöcke für die vielen Zugezogenen gebaut.

Überall wurden in den vergangenen Jahrzehnten Wohnblöcke für die vielen Zugezogenen gebaut.

Bramfelder Stadtteilarchiv
Der Bramfelder Dorfplatz vor dem großen Zuzug: Damals sah alles noch ganz anders aus.

Der Bramfelder Dorfplatz vor dem großen Zuzug: Damals sah alles noch ganz anders aus.

Florian Quandt
Alte Häuser sind inzwischen rar – umso schöner, wenn man mal eins sieht, das an die Dorfzeiten des Stadtteils erinnert.

Alte Häuser sind inzwischen rar – umso schöner, wenn man mal eins sieht, das an die Dorfzeiten des Stadtteils erinnert.

Für die wurde zwischen Stadtteilarchiv und Marktplatz bereits angefangen zu buddeln. „Super, dass die Bahn jetzt gebaut wird, aber die meisten Bramfelder glauben erst dran, wenn sie da ist“, meint Klaus-Dieter Wach. Schon seitdem die Straßenbahn in den 1960er Jahren verschwunden ist, habe man den Bramfeldern eine Anbindung an das öffentliche Schienennetz versprochen, erzählt er. „Ich habe die Straßenbahn geliebt. Viele fanden sie auch gefährlich.“ 

Zurzeit ist man im Stadtteil auf das Auto oder Busse angewiesen, die aufgrund von Bauarbeiten aber ständig Umwege fahren oder an Ersatzhaltestellen halten müssen. „Ohne Verzögerungen bin ich mit dem Bus in 30 Minuten in der Innenstadt und in 40 Minuten in der Sternschanze“, so Wach.

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Da gerade nach und nach junge Familien in die Einzelhäuser und Wohnungen im Stadtteil ziehen, werde die Anbindung immer wichtiger. „Bramfeld an sich ist sehr attraktiv für junge Menschen mit Kindern“, sagt Gudrun Wohlrab. „Es gibt viele Kitas, Schulen und Spielplätze. Es fehlt eben nur der ÖPNV.“ 

Geplant ist die U5 erstmal auf einer Strecke von Bramfeld bis zur City Nord. Auch Steilshoop wird dadurch ans Schienennetz angebunden. Nach insgesamt drei Bauabschnitten soll sie irgendwann quer durch die Stadt bis zum Volksparkstadion führen. Bummelig 24 Kilometer, rund 40 Minuten Fahrzeit, alles ohne Lokführer. Ein Mammutprojekt.  

Ein paar Jahre müssen die Bramfelder auf ihre U-Bahn noch warten. Der erste Abschnitt soll in fünf Jahren in Betrieb gehen.

Bramfelderin wohnt „an der grünen Lunge Hamburgs“

52.980 Einwohner hat der Stadtteil und jährlich werden es mehr. 34,7 Prozent davon haben Migrationshintergrund, knapp fünf Prozent unter dem Hamburger Schnitt. Die Arbeitslosenquote ist mit etwa sechs Prozent etwa genauso hoch wie in der gesamten Stadt. Für die wachsende Bevölkerung wird eifrig gebaut: In den vergangenen Jahren wurde der „Brado“, der Bramfelder Dorfplatz, mit Wohnungen und einer Einkaufspassage fertiggestellt. Da gibt es nicht nur Geschäfte des täglichen Bedarfs, sondern bald auch eine Eisdiele, eine Fahrschule und einen Shop für Hundezubehör.

Florian Quandt
Sigrid Schorsch (70, re) im Gespräch mit ihrer Lieblings-Gemüsehändlerin auf dem Wochenmarkt, der immer dienstags und freitags stattfindet.

Sigrid Schorsch (70, re) im Gespräch mit ihrer Lieblings-Gemüsehändlerin auf dem Wochenmarkt, der immer dienstags und freitags stattfindet.

Florian Quandt
Der „Brado“ (Bramfelder Dorfplatz) ist relativ neu und bietet sowohl Wohnungen als auch Einzelhandel. Auch eine Fahrschule ist hier ansässig.

Der „Brado“ (Bramfelder Dorfplatz) ist relativ neu und bietet sowohl Wohnungen als auch Einzelhandel. Auch eine Fahrschule ist hier ansässig.

Quandt
Die Tankstelle aus den späten 50er-Jahren an der Bramfelder Chaussee steht unter Denkmalschutz.

Die Tankstelle aus den späten 50er-Jahren an der Bramfelder Chaussee steht unter Denkmalschutz.

Florian Quandt
Das „Starlight“ bei Tageslicht: Unscheinbar, aber dennoch beliebt.

Das „Starlight“ bei Tageslicht: Unscheinbar, aber dennoch beliebt.

Florian Quandt
Das „Starlight“ ist eine beliebte und bekannte Diskothek in Bramfeld. (Archivbild)

Das „Starlight“ ist eine beliebte und bekannte Diskothek in Bramfeld. (Archivbild)

Klaus-Dieter Wach ist nicht nur für die Geschichtswerkstatt aktiv – er singt auch im Gospelchor und liest für Kitakinder Geschichten. Seit seiner Geburt lebt er hier. „Bramfeld ist toll. Bei mir zuhause ist es so ruhig, dass mein Besuch aus Süddeutschland gar nicht glauben konnte, dass wir hier in Hamburg sind. Und es ist so grün.“

Florian Quandt
Der Bramfelder See ist ein Erholungsort mit viel Grün.

Der Bramfelder See ist ein Erholungsort mit viel Grün.

Florian Quandt
Die Reiher am Bramfelder See machen richtig Krach – sind aber auch besonders schön zu beobachten.

Die Reiher am Bramfelder See machen richtig Krach – sind aber auch besonders schön zu beobachten.

Florian Quandt
Naturidyll mitten in der Stadt: Der Bramfelder See ist bei Joggern, Spaziergängern und Fahrradfahrern sehr beliebt.

Naturidyll mitten in der Stadt: Der Bramfelder See ist bei Joggern, Spaziergängern und Fahrradfahrern sehr beliebt.

Das ist es – abseits der 500 Hausnummern langen Bramfelder Chaussee, die von manchen Bewohnern aufgrund ihrer dauerhaften Frequentierung als „reißender Fluss“ bezeichnet wird, zumindest. „Ich wohne direkt neben der grünen Lunge Hamburgs“, sagt Sigrid Schorsch, die mit oder ohne die Enkelkinder gern auf dem angrenzenden Ohlsdorfer Friedhof oder am Bramfelder See spazieren geht. Der hat in der Mitte eine Insel, auf der Reiher brüten. „Das Geschrei ist außerordentlich laut. Fast so laut wie die 100 Baustellen im Stadtteil“, sagt sie und lacht.

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Die 70-Jährige erinnert sich gerne an ihre Besuche in der örtlichen Diskothek „Starlight“ am Trittauer Amtsweg, die auch über die Stadtteilgrenzen hinaus beliebt ist. Die ist als Kulturinstitution genauso wichtig wie das Stadtteilzentrum „BraKuLa“ (Bramfelder Kulturladen). Alle drei Bramfelder sind sich sicher: „Sollte die U5 wirklich kommen, wird der Stadtteil für Hamburg noch viel interessanter werden!“

Boom-Stadtteil mit Potenzial: Warum es sich lohnt, nach Bramfeld zu schauen wurde gefunden bei mopo.de

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