Das Westfield-Dilemma: Wie die Mieter jetzt reagieren

Das Westfield-Dilemma: Wie die Mieter jetzt reagieren

Am 25. April sollten zahlreiche Einzelhändler und Gastronomen im gigantischen Westfield Hamburg-Überseequartier in der HafenCity ihre Läden eröffnen. Eigentlich. Doch nachdem die Eröffnung vom Bauherrn verschoben wurde, stehen die Mieter unter Druck. Vom Start-up über die Buchhandelskette bis zu Influencerin Karolina Kauer – sie alle müssen jetzt schnell Lösungen finden.

„Wir haben die letzten Wochen enorm Gas gegeben“, sagt Laura Nahe von der New York Bagel Bar der MOPO. „Natürlich haben wir uns sehr darauf gefreut und auch auf finanzieller Seite mit den Umsätzen kalkuliert.“ Sätze wie diese hört man von vielen Mietern des Überseequartiers. Sie alle hatten sich unglaublich angestrengt, um ihre Läden bis zum 25. April den ersten Besuchern präsentieren zu können.

Eigentlich sollte der südliche Teil des Überseequartiers mit XXL-Shoppingmall, Hotels, Wohnungen und Büros an diesem Tag eröffnen. Popsängerin Rita Ora war sogar als Stargast angekündigt. Dann der Schock: Das Unternehmen Unibail-Rodamco-Westfield kündigte in der vergangenen Woche an, dass die Eröffnung wegen eines Wasserschadens auf Ende August verschoben wird.

Influencerin „Karo Kauer“ eröffnet Pop-Up-Store

Der Laden im Überseequartier soll der vierte Store des jungen Hamburger Bagel-Start-Ups werden. Das Personal müssen sie auf die bestehenden Standorte und den Cateringbereich verteilen. „Hier müssen wir nun teilweise doppelt besetzen, was unseren Personaleinsatz erhöht und für Mehrkosten sorgt“, sagt Nahe. Der Umsatzausfall von vier Monaten ist „nicht leicht zu verkraften“. „Wir hoffen hier auf Unterstützung von Westfield um die Wartezeit bis zur Eröffnung im August zu überbrücken.“ Ware hätten sie zum Glück noch keine bestellt.

Influencerin Karolina Kauer will im neuen XXL-Einkaufszentrum den deutschlandweit zweiten Laden ihre Modelabels eröffnen. „Die Ware liegt seit drei Monaten bei uns“, sagt Kauer jetzt im Podcast „AWFNR“ von Fotograf Paul Ripke. Auf Instagram folgen der 32-Jährigen über 570.000 Menschen – viele von ihnen warten schon gebannt auf den neuen Laden.

Um ihre Fans nicht zu enttäuschen, hat Kauer sich deshalb gemeinsam mit Ripke etwas ausgedacht: Von Donnerstag (25. April) bis Sonntag (27. April) eröffnen sie kurzerhand einen Pop-Up-Store in Altona. In den „Play Studios 3“ in der Kaltenkirchener Straße wird Kauer ihre Mode anbieten. Auf Instagram bietet sie außerdem anderen Marken an, dort auch etwas zu verkaufen, wenn sie vom „Westfield-Crash” betroffen sind.

Im „Play Studio 3” in Altona wird Karo Kauer nun ihre Mode in einem Pop-Up-Store verkaufen.
Florian Quandt

Im „Play Studio 3” in Altona wird Karo Kauer nun ihre Mode in einem Pop-Up-Store verkaufen.

Ein Gerücht, dass viele Mieter beschäftigt, spricht sie auch indirekt an. Ist ein Wasserschaden wirklich der Grund für die verschobene Eröffnung? Die Influencerin erzählt, wie ein Café-Betreiber sie schon vorher angesprochen habe, ob ihr Laden fertig wird: „Er meinte, bei dem klappt es wohl nicht, weil die noch keine Schlüsselübergabe haben. Die müssen ja den Innenausbau machen, das hätte nicht funktioniert.“

Überseequartier: Wasserschaden wirft fragen auf

Auf der Baustelle erzählten Arbeiter der MOPO vor einigen Tagen ebenfalls, dass der Eröffnungstermin auch ohne den Wasserschaden nicht zu halten gewesen sei. „Diese Gerüchte sind nicht richtig”, sagte Unibail-Rodamco-Westfield dazu.

Über die Hintergründe des Wassereinbruchs hält sich das Unternehmen bedeckt. Die MOPO hatte eine Reihe von Fragen gestellt, unter anderem, was die Analyse des Wasserschadens ergeben hat, ob die Mieter bereits für die Flächen zahlen müssen und wann konkret der neue Eröffnungstermin stattfindet. Dazu sagte ein Sprecher: „Wir haben keine weiteren Details, die wir zu diesem Zeitpunkt mitteilen können, aber wir werden weitere Updates zum Projekt und der Eröffnung Ende August bekannt geben, sobald wir der Eröffnung näherkommen.“

Port de Lumiéres hofft auf frühere Eröffnung

Für die Mieter sicher keine befriedigende Antwort. Gastronom Axel Strehlitz, der in Hamburg unter anderem das Klubhaus St. Pauli und die Wunderbar betreibt, muss die Crew für seinen neuen Laden auch erstmal anderweitig unterbringen. „Netterweise haben uns sogar befreundete Gastronomen kontaktiert, bei denen wir einige Mitarbeiter ‚parken‘ können“, sagt er der MOPO. Wie hoch der Verlust sein wird, könne er schwer sagen. „Aber wir gehen fest davon aus, dass wir mit Westfield einen hochanständigen Vermieter haben, der sich über die ganze Angelegenheit sachlich und fair mit uns einigen wird“, so Strehlitz.

Größere Ketten wie die Thalia Buchhandlungen, können ihre Mitarbeiter unkompliziert auf andere Filialen verteilen. „Im Hinblick auf die Ware prüfen wir aktuell individuelle Lösungen“, so eine Sprecherin. Die Vorbereitungen für die Eröffnung seien nach Plan gelaufen.

Im Zeitplan befand sich auch Port de Lumiéres – laut Eigenaussage „Norddeutschlands größtes Ausstellungszentrum für digitale immersive Kunst“. Die Verschiebung habe das Museum nun „schwer getroffen“ und bedeute einen „großen finanziellen Verlust“. Plakate wurden gedruckt, eine Gala und weitere Events waren auch schon geplant. Alles Werbungskosten, die jetzt erneut ausgegeben werden müssen.

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Zehntausende Tickets sind im Vorfeld schon verkauft worden, die sollen zwar ihre Gültigkeit behalten. Neue Tickets können derzeit aber nicht erworben werden, sondern erstmal nur Gutscheine für die Ausstellung. „Unsere 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben an Bord, von Neueinstellungen sehen wir jedoch vorerst ab“, sagt eine Sprecherin. „Es ist unser Bestreben, Port des Lumières, wenn möglich, noch vor Ende August zu eröffnen, dazu sind wir bereits im Austausch mit Westfield. Eine Entscheidung dazu ist aber noch nicht gefallen.“ Nach dem Wasserschaden bleiben weiterhin viele Fragen offen – vor allem für die Mieter.

Das Westfield-Dilemma: Wie die Mieter jetzt reagieren wurde gefunden bei mopo.de

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