Der „Zeichen-Lehrer der Mărginimea Sibiului“ und sein Geschenk für Hermannstadt

Der „Zeichen-Lehrer der Mărginimea Sibiului“ und sein Geschenk für Hermannstadt

Hermannstadt – Auch am Brukenthalmuseum hört man für begrenzte Dauer Ausstellende nicht alle Tage einräumen, dass sie mit dem Exponieren ihrer Arbeit zufrieden wären. Am vorletzten Januartag hingegen geschah in der Abteilung für Zeitgenössische Kunst in der Quergasse/Tribunei genau das, was in den Ohren von Kuratoren und Museumsdirektoren wie beste Musik klingen muss: Zeichner Gheorghe Pârcălăboiu, der in wenigen Monaten seinen 80. Geburtstag feiert und dem über 200 Jahre alten Haus kürzlich eine große Auswahl des eigenen Lebenswerks geschenkt hat, findet seine von Cristina Mihu und Museumschef Alexandru Chituță erstellte „Autobiografie“ schlichtweg „sehr schön“. Führt man sich die mehr als 50 Jahre lange Zeit vor Augen, die der aus der Kleinstadt Brad im Westgebirge/Munții Apuseni Gebürtige dem Bildnerischen mit Stift und Tusche verschrieben hat und nach wie vor widmet, wiegt sein Lob für das Brukenthalmuseum umso vielsagender. Wahlhermannstädter Gheorghe Pârcălăboiu nämlich, der seinen Lebensunterhalt bis zur Rente nicht allein freischaffend, sondern auch als Zeichen-Lehrer an Schulen in den Dörfern Orlat, Rășinari und Gura Râului der Mărginimea Sibiului bestritten hat, kann vom genauen Schauen auf die Finger und Leistungen Dritter sicher ein ausführliches Lied singen, das nicht durchwegs Freude bereitet haben dürfte. Dass ihm die Lust am artistischen Gestalten nicht vergangen ist, bedeutet eine seiner größten Errungenschaften überhaupt.

Alexandru Chituță hätte nachmittags zur Vernissage ohnehin nicht übertreiben können. „Auf dass wir noch weitere zehn Jahre erleben, um nochmal mit 50 Arbeiten von ihm rechnen zu können“, schickte der interimistische Direktor der regionalen Kunstszene voraus, die unter ihren Lebenden wohl kaum einen besseren und erfahreneren Schwarzweiß-Grafiker als Gheorghe Pârcălăboiu kennt. Gelernt hat er zu gegebener Zeit auch bei Hans Hermann, doch ohne ihm in der eigenen Arbeit kopierend zu folgen, und hat einen Stil geprägt, der das Sentimentale mit dem Fantastischen kombiniert, so die Erläuterung von Chituță. „Ich meine, dass an meinem Lebensabend eine Straße Hermannstadts nach ihm benannt worden sein sollte.“ Der Katalog der Ausstellung, die den Zeitraum von 1968 bis 2022 wiedergibt, ist vorsorglich schon einmal Ehefrau Elena Pârcălăboiu gewidmet und im Museums-Shop für 40 Lei zu haben. Gute Zukunft ist immer ein lohnendes Geschäft. Ende August 1996 beispielsweise hat der Blick auf die 800 Jahre alte Basilika der Michelsberger Burg/Cisnădioara es auch Gheorghe Pârcălăboiu angetan.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *