Einheitliches Straßenbild für Kronstadt

Einheitliches Straßenbild für Kronstadt

Tattoo, Perücken, Brezel, Optik, Apotheke, Süßigkeiten, Souvenirladen, Tourismusagentur, Zu Vermieten, Piercing, Perücken, Lederkleider, Euro – 4,91 LEI, Schmuck, Ermäßigung. Wohin man nur blickt, sieht man Werbung. Buchstaben, Schilder, Werbetafeln und -plakate in unterschiedlichen Größen und Formen und in grellen Farben machen auf sich aufmerksam und wetteifern um die Blicke der Passanten. Dabei überdecken sie einander oft und sind in vielen Fällen überdimensioniert. Dreieckständer erschweren Ein- und Ausgänge in Gassen oder Restaurants, neonfarbene Reklamen flimmern abends auf die schönen Stuckaturen historischer Gebäude, sowie in die Häuser der Bewohner. Das Zentrum von Kronstadt/Brașov ist überfüllt von sehr viel Information, die kreischend im öffentlichen Raum um Aufmerksamkeit heischt. Ebenso alle Orte, wo Firmen ihre Waren oder Dienstleistungen öffentlich zur Schau stellen. Das ist nicht nur eindringlich, sondern auch äußerst ermüdend.

Vor allem in der Inneren Stadt und auf den Gassen rund um den Alten Marktplatz/Piața Sfatului fällt dieses Chaos auf. Werbungen und Reklame sind sehr auffällig und stehen keinesfalls im Einklang mit der Architektur und der Gegend. Die Frontseiten der Häuser sind mit wiederkehrenden, oft redundanten Informationen überladen, die Farben und Dimensionen der Schilder, aber auch deren Platzierung hat meist nichts mit den historischen Bauwerken zu tun, auf oder an denen sie befestigt sind. Sie verdecken architektonische Elemente vergangener Jahrhunderte. Das Straßen-Image ist ungepflegt und zweifellos nicht durchdacht.

Zu diesem Bild tragen auch die elektrischen Kabel und Drähte bei, die an vielen Orten heraushängen, um die Leuchttafeln, externen Stromverteilerkästen, Videoüberwachungskameras sowie Alarm- und Klimaanlagen mit Energie zu versorgen.

Es besteht allerdings Hoffnung auf eine Änderung. Das Kronstädter Bürgermeisteramt hat eine Beschlussvorlage erarbeitet, die Werbung, Reklame und Beschilderung im öffentlichen Raum neu regelt.

Öffentliche Debatte

Das Dokument, das auf der Internetseite der Institution nachgeschlagen werden kann (brasovcity.ro in der Sparte „Consiliu Local”, auf Deutsch: Lokalrat; „Proiecte de hotărâre dezbatere publică”, auf Deutsch: Beschlussvorlagen Öffentliche Debatte) teilt die Platzierung von Werbemitteln wie folgt ein: Zonen mit eingeschränkter Werbung (auf Rumänisch: zone de publicitate restrânsă ZPR) und Zonen mit erweiterter Werbung (rum.: zone de publicitate lărgită ZPL). So sollen die Bedingungen für ein kohärentes, harmonisches und einheitliches Bild der Stadt geschaffen werden, in der die Anzahl der Werbemittel begrenzt wird und das Aufstellen und Aussehen von Werbung und Reklame einem Design entsprechen, das mit dem Gesamtbild der Straße übereinstimmt.

Die Verordnung schafft Klarheit: Wie dürfen Unternehmer den öffentlichen und privaten Raum zu ihren Gunsten nutzen? Wie dürfen Schilder an Fassaden angebracht und wie Schaufenster eingerichtet werden? Welche Farben dürfen beim Werben verwendet werden und welche Art und Intensität von Licht ist für ein kohärentes Gesamtbild der Straße erlaubt?

Einschränkungen

Zu den zahlreichen Änderungen, die empfohlen werden, zählen beispielsweise Einschränkungen in Bezug auf Orte, die für die Platzierung von Werbemitteln genutzt werden dürfen. Auf historischen Denkmälern ist jegliches Anbringen von Fremdkörpern wie Werbemittel oder Dekor verboten, mit Ausnahme von Firmenschildern, die auf Aktivitäten innerhalb des Gebäudes verweisen, sowie von Netzen während Konsolidierungs- oder Restaurierungsarbeiten.

An Gebäuden erlaubt sind Firmenschilder, Werbefahnen für nationale und lokale Veranstaltungen wie Festivals, Werbung auf Netzen und Zäunen von Baustellen, Reklame auf Straßenmöbeln, etwa auf Bänken. Erlaubt sind aber auch temporäre Werbung und spezielle Werbeprojekte und kleine Werbeanzeigen.

Wird die Beschlussvorlage genehmigt, wird die Schrift für die Werbungen in Zukunft volumetrisch sein müssen, aus qualitativem Material und in „angemessener Dimension” (so das Projekt). Die Schilder und Tafeln sollen auf der ganzen Straße in derselben Höhe installiert werden und im Einklang mit der Fassade gefärbt sein, an der sie montiert sind. Die Befestigung der Schilder an Bauwerken darf nicht mehr dem Zufall überlassen werden und sollte regelmäßig von Fachleuten geprüft werden.

Die Einrichtung der Schaufenster und verglasten Flächen ist ein weiterer Punkt, wo man Acht geben muss zum Beispiel dürfen die Fenster nicht mehr beklebt und grell beleuchtet werden.

Zur Beschlussvorlage für die Organisation und Durchführung von Werbe-, Promotions- und Display-Aktivitäten sind Kronstädter eingeladen, ihre Meinungen, Empfehlungen und Vorschläge zu äußern. Bis zum 26. Januar können sie diese unter infopublice@brasovcity.ro und im Zentrum für Informationen für Bürger im Rahmen des Bürgermeisteramts (Rudolfsring/Eroilor-Boulevard Nr. 8) einreichen.

Masterplan zur Beleuchtung des historischen Zentrums

Auch das Licht, das zu Werbezwecken eingesetzt wird, kann störend wirken. Meist nimmt man das bewusst nicht einmal wahr. Man muss aber nur einmal die Purzengasse/Republicii-Straße entlang gehen, wenn es dunkel ist. In einer Vitrine sieht man kaltes Licht, in einer anderen warmes. In manchen Schaufenstern wird man geblendet und andere sind so auffallend, dass man am liebsten wegschaut. Daher wurde alles, was in den Gewerbeflächen, den Gebäuden und Monumenten im historischen Stadtteil mit Beleuchtung zu tun hat, überdacht und in einem Masterplan der Beleuchtung des historischen Zentrums festgehalten. Die Richtlinien und Ziele zur langfristigen Beleuchtung nutzen nachhaltige Lösungen für eine koordinierte, organisierte und einheitliche öffentliche Beleuchtung. Man beabsichtigt die Verringerung der Lichtverschmutzung und will das bauliche Erbe der Stadt hervorheben. Um Wirklichkeit zu werden, muss auch dieses Projekt von den Lokalbehörden genehmigt werden.

„Kronstadt hat im Laufe der Jahre sehr stark unter dem Bild gelitten, das es den Einwohnern und Touristen geboten hat. Wir haben architektonisch wertvolle Gebäude, die hinter Reklame und Werbung versteckt sind, die diesen ein ungepflegtes Aussehen verleihen, Kreuzungen mit eingeschränkter Sichtbarkeit aufgrund der Platzierung verschiedener Werbetafeln, Grünflächen, die mit Werbeträgern zugepflastert sind, ganz zu schweigen von der Lichtverschmutzung…”, sagte Vizebürgermeisterin Flavia Boghiu. Sie nannte Hermannstadt/Sibiu oder Großwardein/Oradea als Beispiele für Städte mit einem einheitlichen Straßenbild, wo das historische Erbe der Gebäude respektiert wird.

Versuche, das Aussehen von Kronstadt einheitlich zu gestalten, gab es auch in der Vergangenheit. Sie scheiterten offensichtlich. Bemerkenswert ist allerdings, dass seit wenigen Jahren keine Poster, Zettel oder Papiere mehr an Bäume, Masten oder an Elektrik-Kästen angebracht werden und keine Reklame mehr auf Fenster unbenutzter Räumlichkeiten geklebt wird. Die Geldstrafen durch die Polizei haben damals gewirkt.

Man kann nur hoffen, dass die Beschlussvorlage, die in Zusammenarbeit mit mehreren Institutionen und Organisationen entworfen wurde, im Lokalrat genehmigt wird und in naher Zukunft die Gebäude von ihrem zweifelhaften Zuviel an „Dekor“ befreit werden.   

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