Elfmeter-Ärger beim HSV: So sieht es der DFB – und das ist Baumgarts Standpunkt

Elfmeter-Ärger beim HSV: So sieht es der DFB – und das ist Baumgarts Standpunkt

Die HSV-Protagonisten sprachen ihre Meinung in aller Deutlichkeit aus. „Für mich ist das kein Elfer“, sagte Sebastian Schonlau zum ersten, strittigen Magdeburger Strafstoß. Und Jonas Meffert bekräftigte: „Das ist eine Fehlentscheidung.“ Steffen Baumgarts Ärger bezog sich auch auf den zweiten Elfmeter, den Mohammed El Hankouri ebenfalls verwandelte. „Aber vielleicht“, sagte der HSV-Trainer am Sonntag, „habe ich morgen alles in Ruhe gesehen und rudere dann schon zurück.“ Tut er es wirklich? Die MOPO kennt Baumgarts Standpunkt. Und auch der DFB hat sich nach den Wut-Aussagen aus dem HSV-Lager geäußert.

Um es chronologisch anzugehen: Der Ärger des HSV nach dem 2:2 beim 1. FC Magdeburg fand seinen Ursprung in der Szene aus der 23. Minute. Ein langer Ball hebelte die Hamburger Defensive aus und Guilherme Ramos eilte Luca Schuler hinterher. Der HSV-Verteidiger berührte den FCM-Stürmer kurz vor der Strafraum-Grenze zunächst mit seinem Bein und brachte Schuler somit ins Straucheln. Der Angreifer der Gastgeber lief dann weiter in den Sechzehner und erhielt dort noch einmal einen Stoß von Ramos, der die Rote Karte sehen sollte, in seinen Rücken. Die entscheidenden Fragen aber waren und sind: Was war das entscheidende Vergehen, das Referee Dr. Robert Kampka bewertete? Und wo fand es statt?

Zwei Elfmeter bei HSV-Spiel in Magdeburg sorgen für Ärger

„Der Schiedsrichter hat Ramos‘ Stoßen in den Rücken von Magdeburgs Schuler als ausschlaggebend für das Foul bewertet. Dieser Kontakt innerhalb des Strafraums war nach der Wahrnehmung von Robert Kampka der entscheidende Impuls, um den Spieler zu Fall zu bringen“, sagte Alex Feuerherdt, der Schiedsrichter-Sprecher des DFB, dem „Abendblatt“. „Diese Sichtweise wurde vom VAR bestätigt, weil die Bilder nicht das Gegenteil belegen.“ Dass Schuler erst nach dem leichten Stoß von Ramos und nicht nach dem Beinkontakt zu Fall kam, sorgte bei den HSV-Profis jedoch für Unverständnis.

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„Der Junge wiegt 90 Kilo und ist gefühlt 2,50 Meter groß“, sagte Schonlau über Schuler. „Dass dann der kleine Stoß reicht, da tue ich mich ehrlich gesagt schwer.“ Jonas Meffert ergänzte: „Ich glaube, jeder, der häufiger Fußball guckt in diesem Stadion, hat gesehen, was der Stürmer in dem Moment wollte. Und ich verstehe nicht, wie man dann darauf reinfallen kann.“ Schiedsrichter-Experte Feuerherdt empfindet andere Meinungen zur Szene als vertretbar, verteidigt zugleich aber die Entscheidung von Referee Kampka.

Ramos sah Rot: DFB-Sprecher Feuerherdt bezieht Stellung

„Natürlich gibt es auch Argumente dafür, dass Schuler bereits durch den Kontakt am Fuß außerhalb des Strafraums ins Straucheln kommt und ein Schiedsrichter dieses erste Vergehen werten sollte“, so Feuerherdt. „Allerdings ist dieser Fußkontakt nicht zwingend als Foul zu bewerten, weil der Magdeburger Spieler dadurch noch nicht zu Fall kommt, sondern versucht weiterzulaufen.“ Aus Baumgarts Sicht hingegen war die Fußberührung vor der Strafraum-Grenze die entscheidende: „Ich bin mir relativ sicher, dass der Kontakt außerhalb ist, und wenn das außerhalb beginnt, dann ist es außerhalb“, sagte der HSV-Coach nach dem Schlusspfiff.

Dass grundsätzlich ein von Ramos begangenes Foul vorlag, bestreitet Baumgart nach wie vor nicht. Die Berührungen sind schließlich nicht wegzudiskutieren. Seine Sicht ist aber: Wenn Kampka den Kontakt am Fuß als maßgeblich einstuft, dann hätte es zwar eine Rote Karte für Ramos, aber lediglich Freistoß geben dürfen für Magdeburg. Wenn der Schiedsrichter jedoch das Stoßen auf Oberkörper-Höhe als entscheidend empfindet, und dies bestätigt Feuerherdt ja, dann fehlt dem Trainer das Verständnis dafür, dass es neben dem Elfmeter auch noch den Platzverweis gab.

HSV-Trainer Baumgart ärgert sich über Doppelbestrafung

Baumgarts Kritik zielt auf die sogenannte Doppelbestrafung ab, bei der sich manch ein HSV-Fan fragte, ob diese nicht abgeschafft worden sei. Die besagte Doppelbestrafung ist allerdings nur dann nicht anzuwenden, wenn Aktionen von Verteidigern klar in Richtung des Balles gehen. Und beim DFB interpretiert man das Stoßen von Ramos nicht als eine solche, sondern als eine gegnerorientierte Handlung.

„Bei strafbaren Vergehen mit den Armen ist immer davon auszugehen, dass solche Kontakte gegner- und nicht ballorientiert sind“, hält Feuerherdt fest. „Dadurch greift die Regel der Doppelbestrafung und es ist die folgerichtige Entscheidung, neben einem Elfmeter für Magdeburg auch dem Spieler Ramos die Rote Karte zu zeigen, weil er eine offensichtliche Torchance vereitelt hat.“ Unabhängig davon, wo Ramos zum Stoß ansetzte, ob vor oder im Strafraum, hätte es laut dem Experten Rot wegen einer Notbremse geben müssen.

Nicht HSV-Torwart Raab foulte Bell Bell – sondern Reis

Unstrittig ist, dass Ramos’ Verhalten in der Szene nicht clever war. Auch Baumgart moniert, dass der Arm seines Abwehrmanns nichts zu suchen hat am Oberkörper des FCM-Stürmers. Der 52-Jährige ärgert sich unabhängig von der Regel-Auslegung aber vor allem darüber, dass das Risiko einer Roten Karte überhaupt erst zustande kam, weil der HSV im Pressing zu leicht mit einem langen Ball ausgehebelt wurde. Und dann zog Ramos das Foul, statt Matheo Raab die Chance zu geben, den Ball im Eins gegen halten zu können. Selbst wenn Schuler den HSV-Keeper überwunden hätte, wäre es wohl besser gewesen, wenn die Gäste angesichts der Restspielzeit von mehr als einer Stunde zu elft hätten weiterspielen können.

Es sind viele Konjunktive. Und es ist müßig, zu diskutieren, ob der HSV auch in Gleichzahl eine derart starke zweite Halbzeit gespielt hätte. Zudem hat Baumgart Verständnis dafür, dass die Bewertungen im Magdeburger Lager anders ausfallen – auch mit Blick auf die zweite strittige Szene: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte kam FCM-Profi Leon Bell Bell zu Fall, nachdem er, Ludovit Reis und Raab im Anschluss an einen weiteren langen Ball ineinander gerauscht waren. Der HSV-Torwart war aus seinem Tor geeilt, verschätzte den Ball dann etwas, traf ihn aber immerhin mit dem Schienbein und klärte ins eigene Toraus. Doch jedes Reklamieren half nicht – weil nicht das Einsteigen Raabs, sondern laut dem DFB das von Reis als Foul gewertet worden sei.

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„Die Wahrnehmung des Schiedsrichters war, dass Reis dem Spieler Bell Bell in die Füße fällt, woraufhin dieser zu Fall kommt. Dieser Kontakt führte korrekterweise zum Strafstoß“, erklärt Feuerherdt im „Abendblatt“. „Das Verhalten des Torhüters Raab spielte bei dieser Entscheidung keine Rolle.“ Baumgart hatte unmittelbar nach dem Spiel aber grundsätzlich und unabhängig von einem möglichen Übeltäter „kein Foul gesehen“, wie er sagte. Raab, in dessen Stand Bell Bell reinlief, macht der Coach im Nachgang keinen Vorwurf. Und dass stattdessen Reis der Schuldige sein soll, bewertet Baumgart als schwierig. Es ist wohl das passende Adjektiv mit Blick auf die richtige Bewertung beider Szenen.

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