Fifa-Streamer vor Shisha-Bar hingerichtet: „Wird für Verurteilung nicht reichen!“

Fifa-Streamer vor Shisha-Bar hingerichtet: „Wird für Verurteilung nicht reichen!“

Ein Sonntagabend Anfang Oktober: Mehrere Schüsse knallen durch das beschauliche Sasel. Vor einer Shisha-Bar wird ein 24-Jähriger hingerichtet. Bei dem Mann handelt es sich um einen Fifa-Streamer, der im Internet Tausende Fans hat. Sein Tod löste im Netz Bestürzung aus. Nun stehen seine mutmaßlichen Mörder – zwei Brüder – vor Gericht. Und die Anwälte sind sich sicher: „Das wird für eine Verurteilung nicht reichen!“

Misagh A. steht auf der Terrasse eines Restaurants. Er blickt mit ernstem Gesicht in die Kamera, seine Hände hält er vor seine Gürtelschnalle. Er trägt eine schwarze Weste, es scheint ein lauer Frühsommerabend zu sein.

24-Jähriger in Hamburg getötet: Mutmaßliche Mörder vor Gericht

Misagh A. postet das Foto am 3. Mai 2020 auf Instagram. Unter das Bild schreibt er: „Geduld, dein Schicksal wird dich nicht verfehlen.“ Dreieinhalb Jahre später – am 1. Oktober 2023 – wird er vor einer Shisha-Bar mitten in Hamburg mit mehreren Schüssen hingerichtet.

Dieses Foto postete Misagh A. von sich auf Instagram. Dreieinhalb Jahre später wurde er in Sasel getötet.
Screenshot Instagram/privat

Dieses Foto postete Misagh A. von sich auf Instagram. Dreieinhalb Jahre später wurde er in Sasel getötet.

Die beiden mutmaßlichen Täter: Die Brüder Baran S. (31) und Hasan S. (23). Am Mittwoch startete der Prozess gegen die beiden vor dem Hamburger Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen gemeinschaftlichen, heimtückischen Mord sowie Mord aus niedrigen Beweggründen vor.

Mord vor Shisha-Bar: Brüder vor Gericht

Während des Prozesstermins schauen sie meist mit leerem Blick auf den Boden. Ab und zu blicken sie den Richter an. In Ihren Gesichtern sind keine Emotionen zu erkennen. Laut Staatsanwaltschaft trafen sich Misagh A. und die beiden Brüder mit anderen Familienmitgliedern in der Shisha-Bar „Chérie“ an der Saseler Chaussee. Mehrere Tage zuvor habe es Streit zwischen den Männern gegeben.

Als die Pressefotografen in den Gerichtssaal kommen, stellen sich die Anwälte der beiden Angeklagten vor ihre Mandanten.
picture alliance/dpa/Christian Charisius

Als die Pressefotografen in den Gerichtssaal kommen, stellen sich die Anwälte der beiden Angeklagten vor ihre Mandanten.

Hasan S. soll sich nun bereit erklärt haben, sich bei A. zu entschuldigen. Was folgte, wirkt rückblickend wie eine Art Ritual: Um kurz vor 22.30 Uhr gingen sie zu dritt aus dem „Chérie“. Baran S. sollte seinen Bruder dann als Wiedergutmachung auf offener Straße ohrfeigen.

Das tat er auch. Doch kurz darauf sollen die beiden Brüder Misagh A. angegriffen und geschlagen haben. Baran S. soll dann eine Waffe gezogen haben. Laut Anklage stand der damals 30-Jährige über dem Opfer und feuerte mit ausgestrecktem Arm ab. Sieben oder acht Mal. Ein Schuss traf A. ins Herz. Er starb noch vor Ort.

Kripo-Ermittler kommen aus der Shisha-Bar.
Marius Röer

Kripo-Ermittler kommen aus der Shisha-Bar.

Die Brüder flohen vom Tatort. Wenige Tage später nahmen Spezialkräfte Baran S., den mutmaßlichen Schützen, fest. Im Dezember wurde auch sein Bruder gefasst – er ging den Beamten bei einer Verkehrskontrolle in Bramfeld ins Netz. Der Mord löste vor allem im Internet große Bestürzung aus. Misagh A. war als Fifa-Streamer erfolgreich. Fifa, das ist ein Online-Fußball-Spiel. A.s Videos haben teilweise zehntausende Aufrufe.

Seinen letzten Clip lud Misagh A. am 1. September hoch. Zu sehen ist, wie er Fußball spielt. Nicht im Internet, sondern im echten Leben. Auf einem Spielplatz, die Sonne scheint. Unter dem Video teilen Fans und Bekannte ihre Trauer. „Wenigstens kann man dich hier noch mal hören und sehen. Kann den Schmerz nicht in Worte fassen“ und „Ruhe in Frieden, mein gutherziger Bruder“, schreiben sie.

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Der Anwalt von Hasan S. richtete sich nach der Anklageverlesung am Mittwoch an den vorsitzenden Richter. Die Anklage stehe auf „unsicheren Füßen“, sagte der Anwalt. Die Darstellung der Staatsanwaltschaft beruhe hauptsächlich auf einer einzigen Zeugenaussage. Dass die beiden Brüder einen gemeinsamen Tatplan im Vorfeld gefasst hätten, habe die Staatsanwaltschaft einfach „herbeifabuliert.“ Der Anwalt ist sich sicher: „Das wird für eine Verurteilung nicht reichen!“

Der Prozess wird am 11. April fortgesetzt.

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