HSV-Fanclubs boomen auf der ganzen Welt – warum das nicht allen gefällt

HSV-Fanclubs boomen auf der ganzen Welt – warum das nicht allen gefällt

Diese Entwicklung ist schon kurios. Sportlich läuft es für den HSV gemessen an den eigenen Ambitionen seit mittlerweile etwa zehn Jahren unterm Strich unbefriedigend. Aus dem Bundesliga-Dino mit der so glorreichen Geschichte hat sich ein Zweitliga-Klub entwickelt, der nun schon im sechsten Jahr in Folge im Unterhaus festhängt. Auf der anderen Seite ist der HSV aktuell allerdings auch so beliebt wie noch nie zuvor – und das in der ganzen Welt. Die Zahl der HSV-Fanclubs boomt seit dem Abstieg, es werden immer mehr und mehr und mehr. Doch das gefällt längst nicht allen.

Im Herbst vergangenen Jahres durchbrach der HSV die Schallmauer von 100.000 Mitgliedern. Mittlerweile sind es sogar mehr als 110.000 aus über 50 verschiedenen Ländern. Damit steht der HSV in Europa in der Liste der mitgliederstärksten Fußballvereine auf Rang zehn. In Deutschland liegen nur der FC Bayern München, Borussia Dortmund, der FC Schalke 04, Eintracht Frankfurt und der 1. FC Köln in dieser Kategorie vor den Hamburgern. Fast noch beeindruckender ist die Zunahme der HSV-Fanclubs in den vergangenen Jahren – auch wenn das nicht jedem gefällt.

HSV-Fans blieben dem Verein auch in Liga zwei treu

Als der HSV am 12. Mai 2018 sein bislang letztes Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach machte, waren rund 880 verschiedene offizielle HSV-Fanclubs registriert. Die Zukunft war damals ungewiss. Es kam die Frage auf: Wie lange können die Hamburger in der Zweiten Liga überhaupt überleben? Wie viele Fans gehen den Weg mit?

Das Ergebnis: Der große sportliche Erfolg mit der Rückkehr in die Bundesliga blieb bislang zwar aus, die Zukunftsängste sind aber auch deutlich kleiner geworden. Finanziell geht es dem HSV so gut wie schon lange nicht mehr. Die Anzahl der Anhänger wird immer größer. Mittlerweile hat der HSV über 1800 offizielle Fanclubs – also rund 1000 mehr als noch zum Zeitpunkt des Abstiegs aus der Ersten Liga.

2014 reiste der HSV nach China, wo es mittlerweile drei Fanclubs gibt, zwei in Shanghai und einen in Hongkong.
WITTERS

2014 reiste der HSV nach China, wo es mittlerweile drei Fanclubs gibt, zwei in Shanghai und einen in Hongkong.

Von den über 110.000 HSV-Mitgliedern sind 35.000 auch in einem Fanclub vertreten. Sie sind verteilt auf der ganzen Welt. Es gibt 74 internationale HSV-Fanclubs in 38 Ländern. Dazu gehören Standorte in Thailand, China, Sri Lanka, Namibia, Südafrika, Mexiko, Singapur, den USA oder Kanada. In der Schweiz (14), Österreich (elf) und Spanien (sieben) gibt es die meisten. Am weitesten aus dem Volkspark entfernt (knapp 12.000 Kilometer) liegt der Fanclub „Nur der HSV Argentina“ in Buenos Aires.

In allen deutschen Bundesländern gibt es HSV-Fanclubs

In Deutschland gibt es offizielle HSV-Fanclubs in allen Bundesländern. Die wenigsten sind in Berlin (vier), dem Saarland (sechs) und Bremen (sieben) zu finden. In allen anderen Bundesländern ist die Zahl zwei- oder dreistellig. Die meisten sind wenig überraschend im Norden beheimatet. Die Wahl der Namen ist vielfältig. Hier eine kleine Auswahl: „Hässliche Vögel“, „Blaubären“, „Schietwetter“, „Blue Gorillas“ „Tresen Dinos“, „Deichbande“, „Sonderschule“, „Bäckerei Jatta“.

Sie machten den Anfang: 1972 gründeten sich die „Rothosen“ als erster HSV-Fanclub.
WITTERS

Sie machten den Anfang: 1972 gründeten sich die „Rothosen“ als erster HSV-Fanclub.

Der älteste HSV-Fanclub ist schon über 50 Jahre alt. Er trägt den Namen „Rothosen“ und wurde 1972 am Rothenbaum gegründet. Einer der aktuell größten und auch aktivsten Fanclubs heißt „Waterkant“. Er kommt aus Ramstedt in Schleswig-Holstein, ist sogar ein eingetragener Verein und hat 950 Mitglieder.

„2004 ging aus einer Bierlaune heraus alles los. Wir waren damals 20 Leute. Doch das hat sich dann schnell entwickelt“, erzählt Gründungsmitglied Heiko Tüxen. Mittlerweile sind die „Waterkant“-Mitglieder von der dänischen Grenze bis zum Dithmarscher Land verteilt. Der Verein veranstaltet nicht nur zahlreiche Aktivitäten rund um den HSV, sondern ist auch sozial engagiert. Über gesammelte Spenden werden mehrere Organisationen unterstützt, die sich für Hilfsbedürftige einsetzen.

„Waterkant“ ist der größte HSV-Fanclub in Deutschland

Zu den HSV-Heimspielen geht es in der Regel mit zwei Bussen. Da ist dann Platz für 117 Mitglieder. Auch auswärts ist „Waterkant“ dabei. Dann aber meist in kleinerer Besetzung. Da spielt die immer größer werdende Anzahl an Fanclubs eine Rolle. Eine Entwicklung, bei der es nicht nur bei „Waterkant“ gemischte Gefühle gibt.

„Waterkant“ ist mit über 900 Mitgliedern einer der größten Fanclubs des HSV.
Privat.

„Waterkant“ ist mit über 900 Mitgliedern einer der größten Fanclubs des HSV.

Der Grund: Als offizieller Fanclub hat man ein Jahr nach der Gründung ein Vorkaufsrecht auf Karten für die Heim- und Auswärtsspiele. Für viele ist dieser Vorteil ein Anreiz, selbst einen Fanclub zu gründen. Denn die HSV-Tickets sind begehrt und oft zu knapp. Das betrifft vor allem die Auswärtsspiele, weil die Stadien und die Gästeblöcke an den meisten Standorten in der Zweiten Liga für die HSV-Bedürfnisse schlicht zu klein sind. Es können längst nicht mehr alle Ticketwünsche der Fanclubs erfüllt werden.

Da der Weg zum eigenen Fanclub (Mindestanzahl sechs Personen, eine HSV-Mitgliedschaft ist nicht zwingend nötig) relativ kurz und einfach ist, wird die Zahl in den nächsten Jahren wahrscheinlich weiter steigen. Mit eigenem Banner werden davon jedoch die wenigsten im Volksparkstadion zu sehen sein. Denn auch dort ist dafür der Platz begrenzt, es gibt eine lange Warteliste.

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„Waterkant“ ist im Volksparkstadion in Block 28 zu finden. Vielleicht auch bald wieder bei Bundesliga-Spielen. Die Hoffnung ist da. Und der Zeitpunkt wäre passend. Diesen Sommer feiert „Waterkant“ 20. Geburtstag mit einer großen Party inklusive Live-Auftritt der HSV-Band „Abschlach!“. Der Termin (1. Juni) steht. „Direkt nach dem Aufstieg“, sagt Tüxen. Über 600 Tickets wurden schon verkauft. Der Traum von einer Party, die auch sportlich wieder ein besseres HSV-Zeitalter einläutet, lebt. Und das nicht nur im Norden, sondern an vielen Orten auf der ganzen Welt.

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