Kettcar gehen in Hamburg auf Zeitreise – und stellen einen Rekord auf

Kettcar gehen in Hamburg auf Zeitreise – und stellen einen Rekord auf

Kettcar und Hamburg, das gehört einfach zusammen. In der Sporthalle präsentierte die Band alte Hits und neue Songs – und erreichte mit einem neuen Rekord einen Meilenstein.

Marcus Wiebusch schwelgt in Erinnerungen. Gut 30 Jahre ist es her, da jobbte er in der Alsterdorfer Sporthalle als Sicherheitsmann bei Konzerten – weil er „auch mal etwas anderes als Nudeln mit Senf“ essen wollte. Jetzt steht er an gleicher Stelle als Sänger von Kettcar auf der Bühne, bei einem besonderen Abend für die Hamburger Haus-und-Hof-Band. Kettcar spielen in der Sporthalle nämlich das größte Konzert ihrer 23-jährigen Bandgeschichte.

Kettcar spielen in der Sporthalle das größte Konzert ihrer Bandgeschichte

Nun also keine Musikclubs mehr, sondern Mehrzweckhallen, 7000 Besucher. Oder wie es in einem Kettcar-Song heißt: „Nicht alle in Hamburg wollen zu König der Löwen.“ Das mag einigen eingefleischten Fans schon wieder zu viel sein, für die Band ist es natürlich eine tolle Bestätigung ihrer Arbeit. Ebenso wie die Tatsache, mit der neuen Platte „Gute Laune ungerecht verteilt“ erstmals ein Album auf Platz eins der Charts gebracht zu haben.


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Mit dem Opener des Albums, „Auch für mich 6. Stunde“, starten Kettcar in den Abend. „Seid ihr eigentlich irre geworden?“, fragt Bassist Reimer Bustorff ungläubig in die Menge. Dann geht’s aber ziemlich schnell ziemlich weit zurück, eine Zeitreise durch mehr als zwei Jahrzehnte Kettcar. Da kann die Band natürlich auf ihre Hamburger Hausmacht zählen. Bei „Balkon gegenüber“ braucht es Marcus Wiebusch eigentlich gar nicht mehr, so laut singt das Publikum.

Haltung und Romantik, das ist im Kettcar-Gesamtwerk kein Widerspruch

In den vergangenen Jahren haben sich Kettcar vor allem mit politischen Songs, die teils auch etwas anders klingen als die großen Hymnen aus der Befindlichkeitspop-Ära, einen Namen gemacht. Aber sie zeigen auch, wie gut sich beides kombinieren lässt. An „Sommer 89“, den Hit über Flucht und Menschlichkeit, der jedes Mal für Gänsehaut sorgt, schließt sich nahtlos das Liebeslied „Rettung“ an. Haltung und Romantik, das ist im Kettcar-Gesamtwerk kein Widerspruch, sondern eine friedliche Koexistenz.

Kettcar in Hamburg vor Rekordpublikum: „Das macht uns demütig“

Kettcar sind nicht nur in Spiel-, sondern auch in Plauderlaune, Wiebusch und Bustorff spielen sich die Bälle bei den Ansagen hin und her. Zum Post-Punk-Brett „München“, der ersten Single aus dem neuen Album, erzählt Bustorff eine etwas ausufernde Geschichte, die sich im Kern um die Frage dreht: „Können wir das machen?“ Ungewohnte Kost für langjährige Fans, aber auch ein Stück, das Alltagsrassismus schonungslos beschreibt. Und den größten Applaus gibt es nicht etwa für „Landungsbrücken raus“ oder andere Klassiker, sondern nach „Der Tag wird kommen“, dem Song von Marcus Wiebusch über Homophobie im Fußball.

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Die Mischung zwischen alten und neuen Stücken, zwischen Außen- und Innenschau bekommen Kettcar punktgenau hin. „Da war doch viel Schönes dabei“, bilanziert Wiebusch nach fast zwei Stunden Konzert ganz zufrieden. Und als die fünf Kettcar-Musiker am Ende von ihrem Rekordpublikum verabschiedet werden, sehen sie ganz bewegt aus: „Das macht uns demütig“, sagt Reimer Bustorff.

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