Modern, emanzipiert, kämpferisch: Diese Hamburgerin bietet den Mullahs die Stirn

Modern, emanzipiert, kämpferisch: Diese Hamburgerin bietet den Mullahs die Stirn

Diese Frau verkörpert all das, was die Mullahs hassen: Sie ist selbstbewusst, erfolgreich, emanzipiert, sie kämpft für Frauenrechte, trägt keinen Schleier, kein Kopftuch. Vor allem aber ist Hourvash Pourkian (65) das Gesicht der iranischen Opposition in Hamburg. Damit lebt sie nicht gerade ungefährlich, denn Agenten Teherans schrecken nicht davor zurück, auch hierzulande Widersacher mundtot zu machen.

„Ernsthaft passiert ist mir zwar bisher nichts“, sagt Hourvash Pourkian, „toi, toi, toi.“ Aber es habe immer wieder Versuche gegeben, sie einzuschüchtern. „Mehrmals ist es vorgekommen, dass wir eine Demo vor der Blauen Moschee planten – und ich kurz davor Anrufe in persischer Sprache bekam und mir eine Stimme den ,guten Rat‘ gab, auf die Demo lieber zu verzichten.“

„Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir den Sturz des Mullah-Regimes noch erleben werden“

Wer Hourvash Pourkian kennt, der weiß, dass sie sich von so etwas nicht einschüchtern lässt. Sie sprüht vor Leidenschaft und Energie, ist unbändig mutig. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir den Sturz des Mullah-Regimes noch erleben werden“, sagt sie. Eigentlich sei dessen Verfallsdatum längst abgelaufen.

November 2023: Einsatzkräfte der Polizei stehen während einer Razzia beim Islamischen Zentrum Hamburg IZH vor der Imam-Ali-Moschee (Blaue Moschee) an der Außenalster.
dpa / Daniel Bockwoldt

November 2023: Einsatzkräfte der Polizei stehen während einer Razzia beim Islamischen Zentrum Hamburg IZH vor der Imam-Ali-Moschee (Blaue Moschee) an der Außenalster.

Nur noch zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung Irans stünden treu zum Regime. Hourvash Pourkian sagt: „Seit dem Raketen- und Drohnen-Angriff auf Israel flehen viele Iraner in den sozialen Medien die israelische Regierung regelrecht an, hart zu antworten und die Revolutionsgarden in Grund und Boden zu bomben. Weil das das Ende des Regimes sein könnte.“

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Nichts hasst Hourvash Pourkian mehr als Unentschlossenheit. Über die Untätigkeit der deutschen Politik regt sie sich deshalb mächtig auf. „Wieso ist die Macht der Mullahs in Hamburg nicht längst gebrochen?“, fragt sie lautstark und erinnert daran, dass schon fünf Monate vergangen sind, seit im November vergangenen Jahres Polizei, BKA und Verfassungsschutz das Islamische Zentrum (IZH) durchsucht haben. Trotzdem gibt es bis heute kein Verbot.

„Wieso hat die Bundesregierung das Islamische Zentrum Hamburg immer noch nicht geschlossen?“

„Wieso nicht? Es ist doch völlig klar, dass die Blaue Moschee das wichtigste Spionagenest des Regimes in Deutschland ist. Begreifen die Politiker eigentlich nicht, dass es sich beim IZH um den bedeutendsten Außenposten Irans in Europa handelt?“

Schon lange vor den Mullahs hatte Hamburg für Perser einen hohen Stellenwert. Ende des 18. Jahrhunderts ließen sich erstmals persische Kaufleute an der Elbe nieder. In der Nachkriegszeit prägten iranische Teppichhändler das Bild der Speicherstadt.

Iranische Kaufleute sorgten 1963 für den Bau der Blauen Moschee, wobei von einer Nähe zur Regierung in Teheran noch keine Rede sein konnte. Zu jener Zeit herrschte in Teheran Schah Reza Pahlavi. Persien war ein säkularer Staat, und die iranische Botschaft in Bonn ließ zeitweise sogar die Bankkonten der Moschee sperren.

Erst nach der Islamischen Revolution 1979, bei der die Mullahs die Macht an sich rissen, wurde das IZH zu einem Bestandteil des Staatsapparates. Wie wichtig die Blaue Moschee für die Islamische Republik Iran ist, zeigt sich schon daran, dass Teheran nur handverlesene regimetreue Geistliche als Leiter entsendet. Mohammad Beheschti, von 1965 bis 1970 IZH-Chef, stieg später auf zum Obersten Richter des Landes. Mohammad Khatami, IZH-Leiter von 1978 bis 1980, brachte es 1997 sogar zum Staatspräsidenten. 

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1975, im Zuge der Islamischen Revolution, kam Hourvash Pourkian gemeinsam mit ihren Eltern nach Hamburg, studierte BWL, arbeitete in der Modebrache und baute ein eigenes sehr erfolgreiches Modelabel auf. Als emanzipierte Frau war sie von Anfang an eine Gegnerin des Mullah-Regimes  – aber erst 2017, als es im Iran zu Aufständen kam, die vom Regime blutig niedergeschlagen wurden, schloss sie sich den Oppositionellen an, wurde zu ihrer Wortführerin.

Das IZH behauptet, „ein Ort des interreligiösen und interkulturellen Austausches“ zu sein

Die Imam-Ali-Moschee (Blaue Moschee) vom Islamischen Zentrum Hamburg wird vom Verfassungsschutz überwacht.
imago/Future Image

Die Imam-Ali-Moschee (Blaue Moschee) vom Islamischen Zentrum Hamburg wird vom Verfassungsschutz überwacht.

„Wir waren es, die damit begonnen haben, die Verantwortlichen im Rathaus und in der Bundesregierung wachzurütteln. Wir haben ihnen erklärt, was in der Blauen Moschee wirklich vor sich geht.“ Das IZH behauptet von sich bis heute, „ein Ort des interreligiösen und interkulturellen Austausches“ zu sein. Manche Politiker begriffen spät, sehr spät, dass das nicht stimmt.

Inzwischen sind sich CDU, SPD, Grüne und Liberale darin einig, dass das IZH nicht länger geduldet werden kann. Vor allem seit dem gewaltsamen Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini, die im September 2022 wegen eines Kopftuchvergehens in Teheran festgenommen wurde und in der Haft starb, werden die Stimmen lauter, die eine sofortige Schließung fordern.

Der Hamburger Verfassungsschutz beobachtet das IZH seit vielen Jahren. Was er dabei herausgefunden hat, ist beängstigend. Die Verfassungsschützer attestieren dem IZH, das „zentrale Propagandazentrum“ der Mullahs für ganz Europa zu sein – „mit dessen Hilfe der in der iranischen Verfassung verankerte Auftrag des weltweiten Exports der ,Islamischen Revolution‘ umgesetzt werden soll“. Das IZH wird verdächtigt, verbotene Aktivitäten der libanesischen Hisbollah-Miliz zu unterstützen. Dazu passt, dass es sich bei Mohammad Hadi Mofatteh, dem derzeitigen Leiter des IZH, um ein ehemaliges Mitglied der berüchtigten iranischen Revolutionsgarden handeln soll.

Mohammad Hadi Mofatteh ist Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg (IZH).
dpa

Mohammad Hadi Mofatteh ist Leiter des Islamischen Zentrum Hamburg (IZH).

Hamburg hat mit 30.000 Menschen persischer Herkunft die größte iranische Community in Europa

Hamburg ist heute – nach London – die Stadt mit der größten iranischen Community. Rund 30.000 Menschen mit persischer Herkunft leben hier. Entsprechend groß ist das Interesse iranischer Geheimdienste an der Stadt. Sie haben den Auftrag, Regimegegner auszuspähen, abzuhören und einzuschüchtern. Ein Exil-Iraner, der nicht namentlich genannt werden will, berichtet, dass ihn der Staatsschutz gewarnt habe, bestimmte Orte besser nicht aufzusuchen. „Zweimal waren schon ungebetene Gäste bei mir zu Hause. Wenn ich mit meiner Familie durch Hamburg gehe, laufen meine Kinder immer ein paar Schritte vor, gehen nie an meiner Hand. Aus Sicherheitsgründen.“

Wozu der Iran fähig ist, zeigt ein Fall, auf den Hourvash Pourkian aufmerksam macht. 2018 habe der iranische Diplomat Assadollah Assadi einen Anschlag auf eine iranische Oppositionsgruppe in Paris geplant. Es kam nicht dazu, er wurde gefasst, in Belgien zu 20 Jahren Haft verurteilt, dann aber im Austausch gegen einen Belgier freigelassen, der im Iran wegen Spionage im Gefängnis saß. Brisant an dem Fall ist das Tagebuch, das Assadollah Assadi bei sich trug, als er festgenommen wurde. „Daraus geht nämlich hervor“, so Hourvash Pourkian, „an welchem Ort er sich mit anderen Agenten des iranischen Regimes getroffen hat: im IHZ in Hamburg. Was sagt uns das?“ 

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