Sanierungsträume geplatzt: Hamburger Reetdach-Perle erneut verkauft

Sanierungsträume geplatzt: Hamburger Reetdach-Perle erneut verkauft

Die Pläne: hochfliegend, wie so oft bei dem Investor Tomislav Karajic. 2018 hatte der Projektentwickler mit seiner Firma „Imvest Planen und Bauen GmbH“ den denkmalgeschützten Sassenhof in Schnelsen gekauft, aber nicht entwickelt – und vor wenigen Wochen meldete das Unternehmen Insolvenz an. Kurz vorher wurde das zunehmend verrottete Hof-Ensemble offenbar verkauft, wie nun aus einer CDU-Anfrage hervorgeht. Die Abgeordnete Silke Seif wollte wissen, wie es mit dem von den Schnelsenern sehr geliebten Sassenhof nun weitergeht.

Wem die historische Hofstätte am Schleswiger Damm/Ecke Wendlohstraße mit den großen alten Bäumen seit Januar 2024 gehört, verrät der Senat nicht. Wer ein berechtigtes Interesse nachweisen kann, könne den Namen des Privateigentümers ja im Grundbuch nachsehen, heißt es in der Antwort. Ein „Trauerspiel“ nennt die Schnelsener CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Silke Seif den jahrelangen Stillstand rund um die zunehmend verfallenen Gebäude.

Malerischer Bauernhof „wie in Kinderbüchern“

1759 wurde die Hofanlage wegen eines Besitzerwechsels erstmals erwähnt, die alten Gebäude müssen also mehr als 264 Jahre alt sein. „Der Sassenhof ist so malerisch wie Bauernhäuser in Kinderbüchern“, schwärmt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Ein uraltes reetgedecktes Hallenhaus gehört dazu, außerdem ein Wohngebäude von 1906 und Stallungen aus Backstein – letzte Zeugen der Vergangenheit Schnelsens als holsteinisches Bauerndorf, während der Stadtteil heute von der A7 durchschnitten wird und den meisten Hamburgern besonders als Ikea-Standort bekannt sein dürfte.

Das repräsentative Wohnhaus wurde um 1906 an das alte Reetdachhaus gebaut
Florian Quandt

Das repräsentative Wohnhaus wurde um 1906 an das alte Reetdachhaus gebaut

Für die Bewohner, so Silke Seif, sei der seit 1988 denkmalgeschützte Hof „ein Stück Heimatgeschichte“, dessen Niedergang zu einem „Lost Place“ mit Unverständnis begleitet wird. Das idyllische Ensemble wurde durch „Imvest Planen und Bauen GmbH“ zwar gegen Regenwasser abgedichtet und die Fenster und Türen gegen Vandalismus mit Brettern verrammelt, aber mehr ist nicht passiert. Das erinnert an weitere Immobilienprojekte des Tomislav Karajic, die nicht in Schwung kamen, wie das alte Telekom-Hotel, das E-Sportler aus aller Welt nach Nettelnburg locken sollte, oder die Sporthalle „Elbdome“, die die Hamburger Skyline prägen sollte.

Denkmalschutz macht Nutzung schwierig

Tatsächlich scheint eine kommerzielle Nutzung des Sassenhofes schwierig. Vor Karajic waren offenbar schon die Vorbesitzer am Denkmalschutz gescheitert: „Eine Nutzung als Hotelanlage oder Alten- und Pflegeheim, wie es die Voreigentümer in Erwägung zogen, hätten zu großen Eingriffen in die Denkmalsubstanz geführt“, hieß es bereits 2020 vom Senat. Auch Neubauten auf dem Hofgelände seien unerwünscht.

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Dabei hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse aus Schnelsen sogar so erfolgreich in Berlin für den Hof in seinem Wahlkreis getrommelt, dass der Haushaltsausschuss vor drei Jahren 1,4 Millionen Euro für die Sanierung locker machte. Das Fördergeld liegt immer noch parat, bis Ende 2026. Die „Planungstiefe“ sei noch nicht erreicht, erklärt der Senat dazu – und es klingt nicht so, als würde sich in nächster Zukunft etwas tun auf dem verwunschenen Gelände: Derzeit bereite der neue Eigentümer die Planung der Sanierung vor, heißt es vage vom Senat. Was dort entstehen soll, sei nicht bekannt. „Somit geht das Trauerspiel um den denkmalgeschützten Sassenhof in eine weitere Runde“, fürchtet Silke Seif.

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