Ukraine-Krieg: Für Tetjana ist Hamburg zur zweiten Heimat geworden

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Als Tetjana Yahodka vor zwei Jahren mit ihren Kindern vor den russischen Raketen aus der Ukraine nach Hamburg floh, dachte sie, es wäre ein Exil für zwei bis drei Wochen. Aus Wochen wurden Monate, aus Monaten Jahre. Und an eine Rückkehr ist nicht zu denken. Für die Familie aus Lwiw ist es eine tägliche Zerreißprobe.

Sie mussten alles zurücklassen. Ihr schönes Zuhause. Den Papa, die Großeltern, die Freunde, die Hunde. Für Tetjana Yahodka und ihre beiden Kinder war die Flucht aus der Heimat der tiefste Einschnitt ihres Lebens. Und doch hatten sie riesiges Glück. Nicht nur, weil sie nach ihrer Ankunft in Hamburg von einer Familie herzlich bei sich zu Hause aufgenommen wurden und später eine Wohnung in Wandsbek fanden. Sondern auch, weil Tetjana Yahodka schon nach drei Wochen einen Job hatte.

Sorge um den Papa: Die Kinder telefonieren fast jeden Tag mit ihrem Vater in der Ukraine

Die Deutschlehrerin aus Lwiw wurde am Louise Weiß Gymnasium in Hamm eingestellt, um die Vorbereitungsklassen mit geflüchteten Kindern zu unterrichten. Das tut die inzwischen 40-Jährige immer noch und ist damit zu einer festen Institution an der Schule geworden. Auch ihr Sohn (15) und ihre Tochter (12) besuchen das Gymnasium in Hamm. Für die Kinder ist Hamburg längst ihre Heimat geworden. Besonders für den Jungen.

„Mein Sohn sieht seine Zukunft hier in Deutschland“, sagt Tetjana Yahodka. Der 15-Jährige spricht inzwischen sehr gut Deutsch und ist sehr fleißig. „Er möchte hier bleiben und hier studieren.“ Bei der Tochter ist es ein bisschen anders. Sie musste sich noch unter Corona-Bedingungen an die neue Schule gewöhnen und dann gleichzeitig drei (!) Fremdsprachen lernen.

„Das ist wirklich sehr schwer für sie”, sagt Yahodka, die ihre Tochter beim Lernen viel unterstützt. „Sie hat noch oft Heimweh, vermisst unser Haus, die Freunde, die Hunde“, sagt die Mutter betrübt. Und den Papa! Fast jeden Tag telefonieren die Kinder mit ihrem Vater, der die Ukraine nicht verlassen darf. Und immer ist da die Sorge, er könnte zur Armee eingezogen werden. „Es kann jeden Tag passieren“, sagt Tetjana Yahodka.

Bei einem Besuch zu Hause erlebten die Mutter und ihre Kinder einen Raketenbeschuss in unmittelbarer Nähe

Nur zwei Mal waren sie und die Kinder seit der Flucht in der Ukraine, um den Papa und die Verwandten zu besuchen. „Als wir letzten Sommer in Lwiw waren, bin ich in der Nacht aufgewacht, weil unser Haus, Fenster und die Türen gewackelt haben. Ich wusste nicht, was passiert war.“

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Die Kinder hätten angefangen zu weinen vor Angst. Dann hätten sie drei Explosionen gehört. Russische Raketen waren auf den Flughafen abgefeuert worden, in dessen Nähe das Haus der Yahodkas steht. „Wir sind sofort in den Keller gegangen. Es war schrecklich.“

Die Mutter beschloss, so schnell wie möglich nach Deutschland zurückzufahren. „Ich wollte meine Kinder nicht traumatisieren.“

Heimweh, Regenwetter: Manchmal fühlt sich die Lehrerin aus der Ukraine immer noch fremd

Natürlich ist auch hier bis heute vieles schwierig. Manchmal fühle sie sich fremd, sagt Tetjana Yahodka. Und das Wetter in Hamburg, der viele Regen, mache ihr auch zu schaffen. Doch insgesamt seien das nur Kleinigkeiten. Von der Schulleitung und den Kollegen bekomme sie viel Unterstützung, wofür sie sehr dankbar ist. Außerdem sei sie sehr aktiv für eine ukrainische Hilfsorganisation tätig, die junge Leute für den Wiederaufbau der Heimat nach einem Kriegsende vorbereitet.

Ob sie selbst jemals nach Hause zurückkehren wird, weiß Tetjana Yahodka nicht. „Jetzt bleiben wir auf jeden Fall erstmal hier. Wenn der Krieg vorbei ist, überlegen wir alles.“

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