Versuch der Einschüchterung? Hagenbeck will schon wieder Betriebsratschef rauswerfen

Versuch der Einschüchterung? Hagenbeck will schon wieder Betriebsratschef rauswerfen

Komplett gescheitert war die Leitung von Hagenbecks Tierpark vor zwei Jahren vor Gericht, als sie versuchte, den Betriebsratsvorsitzenden rauszuwerfen. Jetzt versucht die Geschäftsführung es unverdrossen weiter und will Thomas Günther (52) erneut kündigen. Das offenbart vor allem eines: Es scheint ruhig im Zoo, doch intern gibt es weiterhin permanent Konflikte, die häufig vor Gericht enden.

Wochenlang hatten Tierpfleger, Kassenpersonal und Portiers von Deutschlands größtem privaten Zoo im August und September 2023 für einen Haustarifvertrag gestreikt. Ohne Erfolg. Die Geschäftsleitung ließ sich nicht an den Verhandlungstisch zwingen. Der Streik war ohne Ergebnis beendet worden.

Tierpark Hagenbeck: Immer wieder vor Gericht

Seitdem scheint es um den Tierpark ruhig geworden zu sein, nachdem er zuvor monatelang immer wieder in den Schlagzeilen war. Doch der Eindruck trügt. Aus dem Betriebsrat (BR) heißt es, man habe aktuell einen „absoluten Höchststand“ an Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht erreicht. Nach dem Streik ist das Verhältnis des umstrittenen Tierpark-Chefs Dirk Albrecht zur Belegschaft offenbar noch zerrütteter als zuvor.

Tierpfleger Thomas Günther erklärt bei Hagenbeck, wie seine Giraffen ticken.
dpa

Tierpfleger Thomas Günther erklärt bei Hagenbeck, wie seine Giraffen ticken (Archiv). Aktuell gibt es im Zoo keine Giraffen.

Das belegt auch der Versuch einer fristlosen Kündigung des langjährigen Betriebsratschefs Thomas Günther. „Erbse“, wie Günther liebevoll innerhalb der Belegschaft gerufen wird, gehört quasi zum Hagenbeck-Inventar, arbeitet im Tierpark seit 35 Jahren. Er hat sogar noch das 2003 verstorbene Walross Antje betreut, war später für die Giraffen zuständig und kümmert sich aktuell unter anderem um die Tapire.

Hagenbeck kündigt Tierpfleger Thomas Günther

Günthers Kündigung kommt mit einer äußerst merkwürdigen Begründung daher, die wohl kaum Bestand vor Gericht haben wird. Denn sie bezieht sich auf ein angebliches Fehlverhalten, das fast zwei Jahre zurückliegt: Er soll 2022 persönlich Strafanzeige gegen die Tierpark-Leitung erstattet haben.

Thomas Günther als junger Kerl zu Walross Antjes Geburtstag.
dpa

Thomas Günther als junger Kerl zu Walross Antjes Geburtstag.

Damals, während der Corona-Zeit, war der Tierpark für einige Zeit geschlossen, und Hagenbeck hatte für eine Handvoll Mitarbeiter, die für den Publikumsverkehr zuständig sind, Kurzarbeit beantragt. Der Betriebsrat wollte damals die Antrags- und Bewilligungsunterlagen einsehen, um nachvollziehen zu können, ob Kurzarbeit tatsächlich notwendig sei. Dieses Recht hatte er auch ausdrücklich, trotzdem rückte die Geschäftsführung die Daten nicht heraus.

So entstand der Verdacht, dass vom Zoo möglicherweise zu Unrecht Leistungen beantragt worden sein könnten und die von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter unnötigerweise auf einen Teil ihres Lohnes verzichten mussten. Woraufhin es 2022 einen BR-Beschluss gab, den Sachverhalt der Staatsanwaltschaft vorzulegen und prüfen zu lassen. Dieser Verdacht bestätigte sich später nicht.

Geschäftsführer Dirk Albrecht versucht nun, Günther persönlich einen Strick aus etwas zu drehen, was er damals in seiner Funktion als BR-Chef veranlasst hat. Albrecht war bereits vor einigen Jahren mit dem Versuch gescheitert, Günther zu kündigen. 2021 war der Tierpfleger sogar mehr als zwei Monate lang freigestellt, bis die Kündigung zurückgenommen wurde. Damals hatte man Günther vorgeworfen, während der Corona-Zeit unbefugt mit Gewerkschaftsvertretern den Tierpark betreten zu haben. Die IG BAU (Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt) wertete das Vorgehen als Versuch, die Betriebsratsarbeit zu behindern.

Thomas Günther ist auch für die Tapire zuständig, hier ein altes Foto.
dpa

Thomas Günther ist auch für die Tapire zuständig, hier ein altes Foto.

Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter der IG BAU: „Wir gehen davon aus, dass auch diese Kündigung haltlos ist. Aber ein solches Vorgehen ist belastend.“ Johne, der seit vielen Jahren bei der IG Bau ist, sagt: „Das, was ich in diesem Betrieb seit drei Jahren erlebe, das erlebt man in anderen Firmen in 20 Jahren nicht.“

Die MOPO fragte auch bei Hagenbeck nach einer Stellungnahme zur geplanten Kündigung von Thomas Günther. Dort heißt es knapp: „Der Tierpark nimmt zu Anfragen zu internen Vorgängen aus Datenschutzgründen keine Stellung.“ Tatsächlich dürfen Interna, die Mitarbeiter betreffen, nicht öffentlich kommuniziert werden. Daran hatte sich Albrecht beim letzten Kündigungsvorstoß gegen Günther allerdings nicht gehalten.

Versuch der Einschüchterung? Hagenbeck will schon wieder Betriebsratschef rauswerfen wurde gefunden bei mopo.de

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