Versuchte Entführung in Hamburg: Steckt Drogenboss Mansour Ismail dahinter?

Versuchte Entführung in Hamburg: Steckt Drogenboss Mansour Ismail dahinter?

Es geht um Drogen, Waffen und einen Streit im Milieu: Drei Männer sollen im November 2023 versucht haben, einen anderen Mann vor einer Sportsbar in Eidelstedt zu entführen. Das Trio soll zum Netzwerk des weltweit gesuchten Drogenbosses Mansour Ismail gehören. Doch der Plan scheiterte, die Männer wurden verhaftet. Seit Freitag müssen sie sich vor dem Landgericht Hamburg verantworten.

Die drei Angeklagten sitzen stumm neben ihren Verteidigern im Gerichtssaal: Tad M. (33), Marlon J. (30) und Muhammed K. (23). Die Liste der Anklagepunkte liest sich wie das Drehbuch einer Netflix-Serie: Drogenhandel, illegaler Waffenbesitz, versuchte Entführung. Das mutmaßlich kriminelle Trio soll vom 6. Juli bis zum 1. November 2023 aktiv gewesen sein.

Die drei Angeklagten verbergen ihre Gesichter hinter Akten.
Viola Dengler

Die drei Angeklagten verbergen ihre Gesichter.

Die Männer sollen Teil eines internationalen Drogen-Netzwerks sein, dessen Strippen unter anderem der derzeit gesuchte Drogenboss Mansour Ismail (29) zieht. Davon geht die Staatsanwaltschaft aus. Mansour Ismail gilt als einer der Hintermänner des Netzwerkes, das sich wie ein Spinnennetz über die Landesgrenzen hinaus ausbreitet. Ismail steht derzeit auf der Fahndungsliste von Interpol und soll in Hamburg eine regelrechte Blutspur hinterlassen haben: Gleich mehrere Mordanschläge gegen verfeindete Dealer sollen auf seine Rechnung gehen.

Hamburg: Trio aus Drogen-Netzwerk landet vor Gericht

Im Trio war Marlon J. die treibende Kraft. Laut Anklage soll er im Auftrag des internationalen Drogen-Netzwerkes zwischen Juli und September 2023 Kokain und Marihuana aus den Bunkerwohnungen am Kroonhorst (Osdorf) und am Ausschläger Weg (Hammerbrook) gewinnbringend weiterverkauft haben. In den Wohnungen sollen insgesamt etwa 75 Kilo Kokain gelagert worden sein. Die Menge an Marihuana sei ebenfalls im zweistelligen Kilobereich, heißt es in der Anklage.

Marlon J. war Mitglied in der Signal-Gruppe „sleep“, wo er unter dem Namen „ghost“ agierte. Signal ist ein Messengerdienst, der von vielen Kriminellen im Drogenmilieu zur Kommunikation genutzt wird. Für die Übergaben der Waren nutzten Marlon J. und seine Kollegen Codewörter, heißt es in der Anklage – meist die Namen europäischer Hauptstädte wie Paris, Brüssel oder Madrid.

Im September holte Marlon J. dann Tad M. von den Bahamas nach Deutschland – im Auftrag der Organisation und für eine Zahlung von 10.000 Euro. Tad M. bezog eine Wohnung in der Datumer Chaussee (Pinneberg), um das dort deponierte Marihuana der Organisation weiter zu verkaufen. Außerdem sollte er als Drogenkurier und Geldzähler für Marlon J. arbeiten und von diesem angelernt werden. Am 19. September führte Tad M. die Anweisung aus und verkaufte in Pinneberg ein Kilogramm Marihuana an einen unbekannten Abnehmer.

Großfahndung nach versuchter Entführung: Polizei schnappt Trio

Am ersten November riss jedoch die kurze Erfolgssträhne der Männer: Marlon J. soll sich gegenüber seinem Cousin – ebenfalls Mitglied der Organisation – bereit erklärt haben, einen Mann aus einer Sportsbar im Furtweg (Eidelstedt) mit Waffengewalt zu entführen und mit dem Tode zu bedrohen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Streit zwischen dem Geschädigten und den Hintermännern der Angeklagten aus, sagte ein Gerichtssprecher auf Nachfrage der MOPO.

Dieses Foto stammt aus dem Jahr 2017. Ismail soll schon früh mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein.
Polizei Hamburg/Bearbeitung: MOPO

Dieses Foto stammt aus dem Jahr 2017. Ismail soll schon früh mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein.

Im Auftrag der Organisation kaufte Marlon J. zunächst zehn Maschinenpistolen. Eine nahm er an sich – für die Entführung, samt 20 Schuss Munition. Er weihte Tad M. und Muhammed K. in seinen Plan ein. Alle drei begaben sich im Auto zur Sportsbar. Als ihr Zielobjekt die Bar verließ, liefen Marlon J. und Tad M. auf ihn zu, doch der Mann erkannte sie und versuchte, zurück in die Bar zu flüchten, was ihm letztendlich auch gelang, wie ein Video vom Tatort zeigt. Er rief: „Schießerei!“ – während die Angreifer flohen.

Im Zuge einer direkt eingeleiteten Großfahndung der Polizei entdeckten Zivilbeamte den Wagen samt Trio und Maschinenpistole an der Straße Sandgrube. Die Männer wurden festgenommen. Ein Wohnhaus in der Julius-Vosseler-Straße sowie die Wohnung von Marlon J. im Ausschläger Weg wurden durchsucht. Die Polizei fand neun weitere Maschinenpistolen, Magazine und mehr als 700 Patronen. Bei Muhammed K. wurden acht „Eppendorfer Gefäße“ (ähnlich einem Reagenzglas) Kokain und 13 Beutel Marihuana gefunden.

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Marlon J. und Tad M. sitzen seither in U-Haft. Muhammed K., der in einem Burgerladen in Hamburg arbeitet und mit Mutter und Schwester in einer Drei-Zimmer-Wohnung lebt, ist auf freiem Fuß. Vor Gericht wollten die Männer am Freitag keine Angaben machen. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

Versuchte Entführung in Hamburg: Steckt Drogenboss Mansour Ismail dahinter? wurde gefunden bei mopo.de

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