Wie geht es weiter mit dem Kronstädter Flughafen?

Wie geht es weiter mit dem Kronstädter Flughafen?

Als am 15. Juni 2023 ein Tarom-Flugzeug aus Bukarest am neuen Flughafen in Weidenbach/Ghimbav landete, herrschte allgemeine Freude. Kronstadt/Brașov hatte einen eigenen Flughafen. Ein Traum wurde wahr. Um ihn zu verwirklichen, hat der Kreisrat Kronstadt aus eigenen Mitteln 115 Millionen Euro investiert. Hinzu kamen noch 25 Millionen Euro von der Regierung. Es war der erste Flughafen, der in den letzten 50 Jahren in Rumänien von Grund auf neu gebaut worden war. 

Von Beginn an stand für den damaligen Kreisratsvorsitzenden Aristotel Căncescu und später für seinen Nachfolger Adrian Veștea (heute Minister für Regionalentwicklung) fest, dass dieser Flughafen als eine der wichtigsten Investitionen für die wirtschaftliche Entwicklung Kronstadts gilt. Noch bevor Autobahnen nach Kronstadt führen, sollte der Flughafen ein Tor zur weiten Welt sein. Touristen und Geschäftsleute sollten bequemer und schneller ins Burzenland anreisen. 100.000 Fluggäste bis Jahresende war ein Ziel, das erreichbar schien. In der zweiten Oktoberwoche wurde der 50.000. Fluggast gefeiert – ein Rumäne, der aus Stuttgart in seine Heimatstadt geflogen war. DAN Air, eine kleine Fluggesellschaft, hatte es gewagt, von Kronstadt Linienflüge nach Deutschland, Spanien und Belgien anzubieten. Ab September ist dann auch der Billigflieger Wizz Air eingestiegen mit Flügen nach London (3 mal pro Woche) und Dortmund (2 mal pro Woche).

Nach den ersten Erfolgsmeldungen…

Bis Ende 2023 verzeichnete der Flughafen Kronstadt-Weidenbach genau 78.721 Fluggäste. Im November zog sich DAN Air dann aus Kronstadt zurück und verlegte seine Flüge nach Bacău, nachdem Blue Air Pleite gegangen und dort von der Bildfläche verschwunden war. Die Zahl der Fluggäste sank drastisch und fiel im Dezember auf 7790 – der schwächste Monat seit Eröffnung des Flughafens, weil im Juni der Betrieb erst ab dem 15. aufgenommen wurde.

Der Hauptgrund für den Rückzug von DAN Air  aus Kronstadt war, dass der Flughafen nur zwischen 7 und 19 Uhr in Betrieb sein konnte. Damit war die Zahl der Hin- und Rückflüge nach Kronstadt beschränkt und die Fluggesellschaft hätte mit Verlust gearbeitet. Auch die Perspektive der Verlängerung des Flugprogramms von zwölf auf sechzehn Stunden pro Tag konnte die private Fluggesellschaft nicht umstimmen. Ab 15. Januar erteilte die Flugbehörde ROMATSA ihre Genehmigung für einen 16-Stunden-Flugbetrieb in Kronstadt (von 7 bis 23 Uhr). Nur ist das zurzeit nicht notwendig, aus dem einfachen Grund, dass zu wenige Flugzeuge in Kronstadt abheben und landen. Gespräche sind jedoch im Gange. Ab Sommer will eine andere, bisher kaum bekannte Fluggesellschaft („Fly Lili“) Flüge von und nach Kronstadt anbieten. Die polnische LOT-Fluggesellschaft meldete ebenfalls ihr Interesse für Kronstadt als Reiseziel an; von Lufthansa wartet man noch auf eine Antwort.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Der Flughafen Kronstadt braucht also mehr Flüge, um nicht zu einem Verlustgeschäft zu werden. Die Phase der gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen den verschiedenen Akteuren (Flughafen-Regiebetrieb, Kreisrat, ROMATSA, DAN Air) müsste überwunden sein. So kamen aber Details ans Licht, die bisher verschwiegen wurden: ROMATSA habe dem Flughafenbetreiber Regia Autonomă „Aeroportul Internațional Brașov-Ghimbav“ rechtzeitig mitgeteilt, dass erst drei Jahre nach der Eröffnung ein 24-Stunden-Programm gesichert werden könne. Bis dann müssten unter anderem die dafür notwendigen Flugkontrolleure ausgebildet werden. Der Kronstädter Flughafen wird nämlich aus der Ferne, und zwar aus Arad, über einen virtuellen Kontrollturm (Remote Digital Tower) gesteuert. Das ist eine Premiere in Rumänien und auch europaweit eine Neuigkeit, weil noch wenige Flughäfen diese Technologie nutzen. Was aber als billiger und sicherer gepriesen wurde, hat für Kronstadt den Nachteil, dass es vollständig (also rund um die Uhr) nicht sofort umsetzbar ist, weil nicht genügend Fachkräfte für den Betrieb am Kronstädter Flughafen ausgebildet wurden. ROMATSA hat sich anscheinend mit dieser Ausbildung Zeit gelassen, da man auch dort nicht hundertprozentig sicher mit der Existenz eines ganz neuen und modernen Kronstädter Flughafens gerechnet hat. 

Diese Flugbehörde stellt übrigens dem Kreisrat eine Rechnung von 3,6 Millionen Lei für verschiedene Dienstleistungen aus. Auch in dieser Hinsicht ist der Kronstädter Flughafen einmalig – denn kein anderer Flughafen in Rumänien muss Geld an ROMATSA zahlen. Auch sonst gibt es Fragezeichen in den Beziehungen zwischen ROMATSA und dem Kronstädter Flughafen. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Kronstädter Flughafenregie, Ștefan Daniel Micu, ist gleichzeitig auch bei ROMATSA angestellt. Das kann angesichts des Vertrags zwischen Flugbehörde und Flughafen als Interessenkonflikt gelten. Micus Aussage, er sitze als Flugexperte im Verwaltungsrat und nicht als Mitarbeiter der Flugbehörde, kann nicht alle überzeugen. Hinzu kommt die Art und Weise, wie der Kronstädter Flughafendirektor Alexandru Anghel aus dem Amt enthoben wurde. Der Verwaltungsrat hatte ihm vorgeworfen, manche seiner Befugnisse mangelhaft ausgeübt zu haben, so dass dem Flughafen Einkommen verloren gegangen sei. Anghel selbst hatte bemängelt, dass beim Flughafen noch vieles verbessert werden müsste, z. B. die Elektroanlagen. Zu seinem Nachfolger ernannte der Verwaltungsrat Constantin Albu. Dieser war bisher Direktor des Flughafens in Tulcea – was aber nicht unbedingt als Empfehlung gelten kann, denn diesem Flughafen droht inzwischen die Schließung, weil unrentabel.

Minister Adrian Veștea ist stolz auf seinen Beitrag zur Gründung des Kronstädter Flughafens. Er hat sein Versprecher gehalten und den Traum eines Flughafens für Kronstadt verwirklicht. Damit habe er seine Pflicht getan. Nun sei es eine Frage des Managements, diesen Flughafen entsprechend zu betreiben und auszubauen. Dass vielleicht manche Etappen im Entstehen des Flughafens forciert wurden, also nicht entsprechend vorbereitet, lässt er nicht gelten. 

Veștea könnte bald wieder direkt mit dem Flughafen zu tun haben. Denn er zieht eine eventuelle Kandidatur als Kronstädter Kreisratsvorsitzender oder Bürgermeister in Erwägung und würde dann nicht weiter in seinem Ministeramt bleiben. Der Kronstädter Flughafen muss möglichst schnell richtig durchstarten, um nicht in eine Schuldenfalle verstrickt zu werden. 

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