Nach dem 100-Millionen-Schock: Im Kampf um die HSV-Ultras lauern Gefahren

Nach dem 100-Millionen-Schock: Im Kampf um die HSV-Ultras lauern Gefahren

Die Enttäuschung steckt den Entscheidungsträgern im Volkspark noch immer in den Knochen. Mutmaßlich bis zu 100 Millionen Euro gingen dem HSV durch die Lappen, weil die Pläne eines weiteren Anteilverkaufs nicht die benötigte Dreiviertel-Mehrheit der Mitglieder erhielten. Nun sind die Bosse auf der Suche nach einem Termin, um diese Abstimmung erneut anzusetzen. Ein sensibles Thema, das in der HSV-Fanszene durchaus kritisch beäugt wird.

Relativ zügig und ohne Umschweife war Michael Papenfuß am vergangenen Samstag in die Offensive gegangen. „Ich denke schon, dass die Überzeugung da sein wird, es nochmal zu versuchen“, erklärte der Aufsichtsratschef stellvertretend für seine Mitstreiter und kündigte an: „Ich werde wieder angreifen!“ Eine klare Positionierung des 69-Jährigen, die so kurz nach der Abstimmung geteilte Reaktionen hervorrief.

HSV will noch mal über Anteilsverkäufe abstimmen lassen

Zur Erinnerung: Die 437 anwesenden Mitglieder in der Wilhelmsburger edel-optics.de-Arena hatten zwar zunächst der Umwandlung der HSV Fußball AG in eine Fußball AG & Co. KGaA zugestimmt. Allerdings waren dann lediglich 62,24 Prozent dafür, künftig bis zu 50 Prozent der HSV-Anteile (statt 31,8 Prozent nach der Umwandlung des Darlehens von Klaus-Michael Kühne) veräußern zu können. Dieser Stopp – herbeigeführt von 165 Anwesenden, die zum Großteil der Ultra-Szene zugeordnet wurden – kommt dem HSV teuer zu stehen. Am Ende verhinderten 0,4 Prozent der 109.000 Vereins-Mitglieder den für die Zukunft erhofften Geldregen.

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Im Volkspark wird seitdem gerätselt, wie man innerhalb möglichst kurzer Zeit Überzeugungsarbeit leisten kann, um das Resultat bei einer erneuten Abstimmung nach oben zu korrigieren. Möglichst im Sommer, so ließ Papenfuß durchblicken, könne man dann einen neuen Angriff starten. Nicht in der Ferienzeit, an einem zentraler gelegenen Ort, bestenfalls im Stadion.

Einige HSV-Mitglieder verärgert – Vergleiche mit DFL-Deal

Genau diese Pläne einer möglichst zeitnahen Abstimmung in den kommenden Monaten sorgen für geteilte Reaktionen. „Wird jetzt so lange abgestimmt, bis den Herren das Ergebnis passt?“, fragte zum Beispiel ein User auf X (ehemals Twitter) stellvertretend für zahlreiche andere HSV-Anhänger. Quervergleiche zur DFL werden laut. Der Liga-Verband hatte kürzlich eine Abstimmung unter den Profi-Klubs zum Einstieg von Investoren neu angesetzt, nachdem er zunächst mit seinen Plänen gescheitert war. Es folgten die erst kürzlich beendeten massiven Fan-Proteste mit Tennisball-Würfen und ähnlichem, die mehrfach beinahe zu Spielabbrüchen führten. Die Folge: Um die Lage nicht komplett eskalieren zu lassen, verabschiedete sich der Verband von seinen Plänen einer erneuten Abstimmung.

Auch bei Teilen der HSV-Fans werden die Ankündigungen der HSV-Bosse in Richtung einer weiteren Abstimmung interessiert bis deutlich kritisch verfolgt. Insbesondere innerhalb der Ultra-Szene sollen Papenfuß‘ Verlautbarungen nach MOPO-Informationen durchaus Missmut hervorgerufen haben.

Beim HSV herrscht das Risiko, die Mitglieder zu vergrätzen

Die große Frage, die sich aufdrängt: Schaffen es die Entscheidungsträger, wirklich zeitnah genügend Mitglieder für eine Dreiviertel-Mehrheit ins Boot zu holen? Oder würden sie mit einem zu raschen Termin für eine erneute Abstimmung auch einen Teil der Mitgliedschaft vergrätzen und das Lager der kritischen Geister stärken? Dazu kommt: Wie mobilisiert man die Mitglieder, ohne populistische und möglicherweise falsche Versprechungen zu machen, wie man die neuen Millionen künftig einsetzen würde?

Mit diesen Fragen wird sich schon in Kürze die weiterhin bestehende Arbeitsgruppe Rechtsform auseinandersetzen. Eine gewichtige Rolle in Sachen Überzeugungsarbeit im Investoren-kritischen Ultra-Lager dürfte vor allem Supporters-Boss Sven Freese (46) und Cornelius Göbel (39/HSV-Direktor für Fans, Kultur und Identität) zufallen, die über beste Drähte in die entsprechenden Gruppierungen verfügen.

Am Ende könnte es dann tatsächlich auf eine neue Abstimmung im Sommer hinauslaufen. Eine, die dann sitzen muss, sollen die über Jahre gediehenen HSV-Pläne eines weiteren Anteilverkaufs doch noch in die Tat umgesetzt werden können.

Nach dem 100-Millionen-Schock: Im Kampf um die HSV-Ultras lauern Gefahren wurde gefunden bei mopo.de

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