Trotz Turbulenzen erfolgreich

Trotz Turbulenzen erfolgreich

Rund 1400 Aussteller aus 60 Ländern präsentierten ihre Produkte auf dieser weltweit größten Messe der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Gartenbau. Rumänien nimmt seit über 40 Jahren an dieser Leistungsschau teil. Erstmals beteiligte sich auch die Republik Moldau. Fungierte Rumänien 2012 als offizielles Partnerland der Grünen Woche Berlin, wurde Marokko bei der diesjährigen Edition diese Ehre zuteil.

Die diesjährige Grüne Woche wurde vor allem gleich zu Beginn der Messe, am 19. Januar, bei den deutschen Ausstellern der Agrarwirtschaft von der Debatte über Subventionskürzungen in der Landwirtschaft und die deutschlandweiten Bauern-Proteste dominiert. Die Großdemonstration tausender Bauern mit ihren Traktoren im Regierungsviertel am 15. Januar leitete eine bundesweite Aktionswoche protestierender Bauern, unterstützt vom Handwerk und Transportgewerbe, ein. Eine der unzähligen an den Traktoren befestigten Losungen lautete „Mit Herz und Verstand für Zusammenhalt im ganzen Land“. Aufgerufen zu den deutschlandweiten Bauerndemos hatte der Deutsche Bauernverband gemeinsam mit den Landesbauernverbänden unter dem Motto „Zu viel ist zu viel. Jetzt ist Schluss!“ Sie empörten sich über die Pläne der Bundesregierung, den Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für die Land- und Forstwirtschaft zu streichen. Diese Pläne sind noch nicht vom Tisch.

Insgesamt positive Bilanz 

Der Veranstalter der Grünen Woche Berlin, die Messe Berlin GmbH, konnte trotz dieser Turbulenzen, die noch durch die Negativ-Auswirkungen des Streiks der Lokomotivführer bei der Bahn auf die Besucherzahlen verstärkt wurden, insgesamt eine positive Bilanz ziehen: Waren es im Vorjahr 300.000 Besucher, kamen zur diesjährigen Messe immerhin 275.000 Besucher. Unter diesen befanden sich viele Fachinteressierte und Branchenverantwortliche aus dem Ausland, die zu Branchentreffpunkten wie dem Global Forum für Food and Agriculture (GFFA) sowie dem Bio-Kraftstoffkongress und dem Zukunftsforum für ländliche Entwicklung unterwegs waren. Auf deren Messe-Agenda ganz weit oben steht das Knüpfen von Business-Kontakten zu nationalen und internationalen Entscheidungsträgern. 

Nach Angaben des Veranstalters gaben die kaufinteressierten Gäste kulinarischer Genüsse pro Kopf über 150 Euro auf der Grünen Woche aus, was das Kaufinteresse um 20 Euro/Kopf vom Vorjahr überstieg, lautet das bilanzierende Resümee. Auch das Medieninteresse war in diesem Jahr riesengroß: Berichteten im Vorjahr 1700 akkreditierte Medienleute über die 87. Grüne Woche, waren auf der 88. Edition 2000 Medienvertreter akkreditiert. Zahlreiche Politiker, unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und acht weitere Ministerinnen und Minister seiner Regierung, besuchten diese weltgrößte grüne Leistungsschau der Agrarwirtschaft und Lebensmittelbranche, was den hohen politischen Stellenwert der Messe einmal mehr verdeutlicht. Inhaltlich ging es ihnen insbesondere um internationale Ernährungssicherheit, die Zukunft der Landwirtschaft und nachhaltige Innovationen. In diesem Tenor verlief bereits der Eröffnungstag der Grünen Woche 2024 mit hohen Repräsentanten der Politik wie Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, und dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, auf ihrem Messerundgang, begleitet von einem großen Tross in- und ausländischer Medienleute. Besonders herzlich wurden dabei die Repräsentanten des Messestandes von Marokko, offizielles Partnerland der Grünen Woche 2024, sowie die Repräsentanten der Republik Moldau, die sich erstmalig an der Grünen Woche beteiligte, begrüßt.  

Auf dem Platz vor der Haupthalle des Messegeländes im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wurden die Besucher vom bunten Flaggenmeer der beteiligten 60 Länder sowie von grünen Flaggen mit dem Logo „Grüne Woche“ begrüßt. Beim Eintritt in die Haupthalle mussten sich die Besucher entscheiden: Starten rechterhand in Halle 20 zu Bundesländern wie Thüringen und Sachsen? Oder links in die Halle 18 und auf kurzen Wegen in die Halle 11.2, wo der Messekomplex Rumäniens und Länder wie Polen und Tschechien ihre Produkte offerierten? Sehr erfreulich dieses Novum: Erstmals nahm die Republik Moldau an der Grünen Woche teil, EU-politisch optimal passend, in Reaktion auf die auf dem Gipfeltreffen am 14. Dezember 2023 von Staats- und Regierungschefs beschlossene Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen. Diesem wichtigen Politikum angemessen, nahm der Vizepräsident der Moldau und Minister für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, Vladimir Bolea, mit Führungskräften seines Ministeriums an der Grünen Woche teil. Der Messestand der Moldau, wie Rumänien in der Halle 11.2, präsentierte neun Firmen, darunter die berühmten Weinkellereien Cricova, Mimi und Purcari sowie das expandierende Eiscreme-Unternehmen „Sandra“ und die Süßwaren-Firma „Bucuria“.

Starke Präsenz rumänischer Markenprodukte

 Rumänien war, wie im Vorjahr auch, mit einem repräsentativen Informationsstand des Ministeriums für Agrarwirtschaft und ländliche Entwicklung (MADR) sowie mit Ausstellern der LAG-Aktionsgruppen-Verbände Some{-Codru und der LAG Zona Satmarului, präsent. Die beiden Ausstellergruppen offerierten ihre Bio-Spitzenprodukte wie zuckerreduzierte und an Mineralstoffen reiche Marmeladen aus Rohstoffen wie Aronia oder Erdbeeren, mit mehrsprachig gedruckten Katalogen unter dem Motto „Din inima Satmarului“.

Die Experten des MADR generierten nachhaltige Doppel-Effekte durch Präsentation von auf nationaler und EU-Ebene anerkannter rumänischer Agrarlebensmittelprodukte und touristischen Highlights per Videofilm auf einem überdimensionalen Schirm im Zentrum des Messestandes: etwa Kauflust feiner Bio-Produkte wie „Salam de Sibiu“ und Reiselust zum Salzbergwerk Turda.  Das Angebotsspektrum der auf dem MADR-Informationsstand präsentierten Spitzenprodukte mit Kostproben reichte von Käsespezialitäten wie „Telemea de Sibiu“ und Burduf-Käse in Röhren aus Tannenrinde bis hin zu Dobrogean-Torte und Pecica-Brot. Aber auch Fisch-Leckerbissen wie Hechtrogen-Salat aus Tulcea und Wels-Pastrami waren gefragt. Natürlich fanden auch Spirituosen mit geografischem Gütesiegel wie Palinca und }uica Zetea de Medie{u-Aurit ihre Liebhaber. Zu meinen persönlichen Wein-Favoriten zählt der Klausenburger „Vinea Apoldia Maior“ der Alma Mater USAMV Cluj-Napoca. Als Verkaufs-Hit, bei den EU-Qualitätssystemen seit Jahren registriert, erwies sich wieder das Pflaumenmus („magiun“) aus Topoloveni. Am 28. Januar schloss die 88. Edition der Grünen Woche nach 10-tägiger Dauer ihre Pforten. Die grünen Mega-Scheinwerfer, die den 150 Meter hohen Berliner Funkturm inmitten des Messegeländes anstrahlten, wurden abgestellt. Erst zur Grünen Woche 2025 vom 17. bis 25. Januar werden sie wieder leuchten.

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