Skandal um „Babboe“-Lastenräder: Wurden „lebensbedrohliche Mängel“ vertuscht?

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Aufgedeckte Brüche und Qualitätsmängel dominierten in den vergangenen Wochen die Berichterstattung rund um die populäre Lastenradmarke „Babboe“. Auch in Hamburg sind viele davon unterwegs – als Einkaufshelfer, Kinderwagen oder Auto-Alternative. Inzwischen entwickelt sich der Skandal allerdings zu einem waschechten Krimi: Das Unternehmen soll nicht nur die defekten Rahmen versteckt haben, sondern auch offenbar versucht haben, einen Mitarbeiter zum Schweigen zu bringen. Was deutsche Kunden wissen müssen.

Bislang galten die „Babboe“-Lastenräder, die zum niederländischen Fahrradkonzern „Accell“ gehören aufgrund ihrer schmalen Transportboxen als besonders praktisch für die Stadt. Doch seit dem 28. März hat die niederländische Verbraucherbehörde (NVWA) zusammen mit der Staatsanwaltschaft offiziell strafrechtliche Ermittlungen gegen „Babboe“ eingeleitet.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Lastenradhändler „Babboe“

Das geht aus den Statements hervor, die sowohl „Accell“ als auch „Babboe“ selbst auf ihrer Website veröffentlicht haben. Genaue Details stehen dort nicht drin. Man wolle aktiv und transparent an den Untersuchungen der NVWA mitarbeiten.

Mitte Februar hatte die NVWA bereits mehreren „Babboe“-Modellen eklatante Sicherheitsmängel attestiert. Zuvor war die Behörde Hinweisen auf Rahmenbrüche nachgegangen. Der Hersteller rief kurz danach die Modelle City, City E, Mini und Mini E offiziell zurück. Die Sicherheit könne nicht mehr gewährleistet werden, sagte „Babboe“-Direktor Gerard Feenema in einem Video auf der niederländischen Website.

„Babboe“: Mitarbeiter sollen defekte Räder versteckt haben

Wie ernst nahm die Firma es aber tatsächlich mit der Sicherheit? Journalisten des niederländischen Senders „RTL Nieuws“ sprachen mit mehreren ehemaligen Mitarbeitern von „Babboe“. „Die NVWA sollte um 10 Uhr eintreffen. Also gingen wir um Viertel vor 8 Uhr morgens los, um alles zu verstecken. Wir packten die kaputten Fahrräder in einen Transporter (…)“, erklärte einer von ihnen. Weitere Mitarbeiter bestätigten dem Sender, dass sie Fahrräder für eine NVWA-Inspektion versteckt hatten. „Der Alteisenbauer wurde extra gebeten, die kaputten Rahmen einen Tag früher abzuholen“, soll sich einer erinnert haben.

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Noch schwerer sind die Vorwürfe, über die die „NL Times“ Anfang März berichtete. Demnach soll das Unternehmen versucht haben, einem 47-jährigen Mechaniker zu kündigen. Laut Darstellung seines Anwalts habe er zuvor wiederholt auf teils „lebensbedrohliche“ Sicherheitsprobleme an den Lastenrädern hingewiesen, was „Babboe“ wiederum ignoriert habe. „Damit meinte er Rahmenbrüche, defekte Lenkgelenke, Sattelstützen und Displays“, so der Anwalt.

Stattdessen sei er als „schwieriger Mitarbeiter“ eingestuft worden. Im Dezember 2023 wurde ihm schließlich gekündigt, laut der „NL Times“ musste die Firma diese Kündigung am 5. März allerdings wieder zurücknehmen und die Kosten für das Gerichtsverfahren tragen.

„Babboe“-Sicherheitsmängel: Was gilt für deutsche Kunden?

Deutsche Kunden, deren Modelle von der „Babboe“-Rückrufaktion betroffen sind, erfahren auf der Website des Unternehmens bislang nicht viel. Der letzte Eintrag stammt von Anfang März: Die Rückrufaktion werde vorbereitet, heißt es dort. Generaue Informationen stehen in einem Brief von „Babboe“ an die deutschen Händler, der dem „Manager Magazin“ vorliegt.

Demnach sollen alle diejenigen, die ein nicht älter als fünf Jahre altes betroffenes Modell besitzen, ein neues Lastenrad aus dem Sortiment erhalten. Für ältere Modelle werde ein Zertifikat ausgestellt mit dem aktuellen Wert des Rades. Diesen Wert sollen die Kunden dann wiederum beim Kauf eines neuen „Babboe“-Lastenrades geltend machen können. In Deutschland hatte „Babboe“ bislang einen Marktanteil von 15 Prozent: Bei insgesamt etwa 200.000 verkauften Lastenrädern sind demnach um die 30.000 Stück von „Babboe“.

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