Milliardenteuer, aber auch sinnvoll? Der doppelte Brückenbau von Hamburg

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Die Entscheidung über die Zukunft der Köhlbrandbrücke ist vorerst durch ein Veto von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) verzögert. Gleichzeitig werden Proteste gegen die geplante A26 Ost lauter. Eine Wilhelmsburger Initiative hat jetzt den Bundesrechnungshof angerufen – in ihrer Eingabe fordert sie eine Neubewertung der Hafenpassage (A26 Ost) und nennt die A26 „eine unnötige und überteuerte Doppelstruktur“ zur Köhlbrandquerung. Wird der Bau noch gestoppt?

Lange Lkw-Staus in beiden Richtungen vor der Köhlbrandbrücke: Das war viele Jahre ein ganz normaler Anblick. Bis der Freihafen aufgehoben wurde und die Zollkontrollen dort wegfielen. „Diese Staus sind dadurch ab 2013 entfallen“, heißt es in der Eingabe des Vereins Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V. an den Bundesrechnungshof. Aus Sicht der Initiative ist die Haupthafenroute über die Köhlbrandbrücke und den Veddeler Damm daher heute ausreichend, wenn sie ertüchtigt wird. Es brauche keine weitere Hafenquerung im Süden.

Das Ziel: Der Bürgerverein lehnt die A26 quer durch Wilhelmsburg ab und fordert eine Neubewertung zum Nutzen-Kosten-Verhältnis dieser Autobahn – die zwar nur knapp zehn Kilometer lang ist, aber immer teurer wird und mittlerweile 2,28 Milliarden Euro kosten soll. Geld, das Hamburg vom Bund bekommt.

A26 Ost in Hamburg: Pläne sind von 2010 und veraltet

Die A26-Hafenquerung von der A7 in Moorburg bis zur A1 geht aus Sicht des Bürgervereins von veralteten Bewertungsgrundlagen aus den Jahren 2010/11 aus, die sich seitdem massiv verändert haben. So lag der Containerumschlag im vergangenen Jahr nicht bei den prognostizierten zehn Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, eine standardisierte Maßeinheit), sondern nur bei 7,7 TEU. Auch unter Klimaaspekten sei eine solche neue Autobahn nicht mehr zu rechtfertigen.

Zudem wird angezweifelt, dass Hamburg vom Bund das Geld für gleich zwei Mammutprojekte bekommt: für die A26 Ost und für die anstehende Ertüchtigung der Köhlbrandquerung mit Brücke. Eine Finanzspritze, die sich zusammen auf fast fünf Millarden Euro belaufen würde – 2,3 Milliarden für die A26 Ost plus die Hälfte von fünf Milliarden Euro für die Köhlbrandquerung. Deshalb wendet der Verein sich auch nicht an die Hamburger Politik, sondern an den Bundesrechnungshof.

Köhlbrandbrücke laut Senat für Hafen wichtiger als A26

Der Verein zitiert in dem Zusammenhang die stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Bettina Hagedorn (SPD), die sich deutlich zur Köhlbrandquerung und zur A 26 Ost
geäußert habe: „Man kann sich nicht beide Projekte leisten.“ Im Senat hingegen ist die SPD die treibende Kraft für den Autobahnbau, während die Grünen ihn nur als Kröte im Koalitionsvertrag geschluckt haben.

Die A26 Ost verläuft quer durch Moorburg und Wilhelmsburg. Dafür werden Friedhöfe verlegt, Häuser abgerissen und vier Meter tiefe Torfschichten ausgehoben. Eine größere Brücke als die Köhlbrandbrücke entsteht, und ein 1,5 Kilometer langer Tunnel mit unterirdischer Autobahn-Abfahrt. Rund 60.000 Fahrzeuge sollen die Straße einmal täglich befahren, wenn sie denn wie geplant 2033 fertig wird.

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Zudem gehen elf Hektar Moorböden verloren und 150 Hektar Biotope (vor allem in Moorburg), dazu 800 Bäume. Die Umweltverbände BUND und Nabu klagen gegen die A26 Ost, deren Bau bereits im nächsten Jahr beginnen soll.

Der Wilhelmsburger Bürgerverein fühlt sich auch durch den aktuellen Hafenentwicklungsplan des Senats bestätigt. Denn dort heißt es, dass die „Köhlbrandquerung das wichtigste Element der Haupthafenroute, der zentralen Verbindungs- und Erschließungsachse zwischen westlichem und östlichem Hafengebiet“ ist. Weiter heißt es dort: „Die Bundesautobahn A26 Ost kann die Köhlbrandquerung weder hinsichtlich der Kapazitäten noch funktional ersetzen.“

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